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DOI: 10.1055/s-0037-1602441
Analyse der Effektivität onkologischer Zweitmeinungen durch zertifizierte Onkologische Zentren
Publication History
Publication Date:
09 May 2017 (online)
Zielsetzung:
Im Zeitalter der komplexeren Therapien gewinnt die onkologische Zweitmeinung durch zertifizierte Zentren zunehmend an Bedeutung. Jedoch ist die Datenlage in Deutschland schwach. Eine Analyse der Effekte der Zweitmeinung durch ein zertifiziertes Zentrum erscheint notwendig.
Material und Methoden:
In der prospektiven Untersuchung wurden onkologische Zweitmeinungen in Bezug auf Kongruenz der Erst- zur Zweitmeinung, Leitlinienkonformität, Vermeidung von Über- bzw. Unterbehandlung, Umsetzung der Zweitmeinung, Patientencompliance und gesundheitsökonomische Auswirkungen evaluiert. Alle Zweitmeinungen mit einem Mammakarzinom oder gynäkologisch-onkologischer Erkrankung wurden in der interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt. Patientinnen erhielten vor und zwei Monate nach der Zweitmeinung einen Fragebogen zu Erwartungen, Zufriedenheit, Umsetzung der Empfehlungen und zu psychoonkologischen Fragestellungen.
Ergebnisse:
Von Juni 2014 bis September 2016 wurden 164 Patientinnen rekrutiert. Das mediane Alter lag bei 50,89 Jahren (19,4 – 83,2). 75,0% der Patientinnen hatten ein Mamma-, 9,8% ein Endometrium-, 7,3% ein Zervix-, 5,5% ein Ovarial-, 1,2% ein Vulva- und 0,6% ein Tubenkarzinom. In 34,8% war die Erstmeinung nicht leitlinienkonform (15,2% diagnostisch, 12,8% operativ, 13,4% Systemtherapie, 5,5% Strahlentherapie). Bei 15,9% wurde die Erstmeinung in Bezug auf das operative Vorgehen (davon 34,6% Indikation zur Vermeidung einer Untertherapie, 15,4% Vermeidung einer Übertherapie, 50,0% Änderung der Therapie) und bei 30,5% die Empfehlung zur Systemtherapie (davon 14,0% Indikation zur Vermeidung einer Untertherapie, 20,0% Vermeidung einer Übertherapie, 66,0% Änderung der Therapie) geändert.
Zusammenfassung:
Die onkologische Zweitmeinung durch ein zertifiziertes Zentrum hat relevante Auswirkungen. Bei mehr als jeder dritten Patientin ist die Erstmeinung nicht leitlinienkonform. Bei einem bedeutenden Anteil wird der bestehende Therapieplan geändert/ergänzt, um moderne und individualisierte interdisziplinäre Therapiekonzepte zu ermöglichen.
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