Aktuelle Urol 2016; 47(06): 444
DOI: 10.1055/s-0036-1597164
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PSA-Screening – Ergebnis der PLCO-Studie fehlerhaft

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Publication Date:
29 December 2016 (online)

 

    Nach einer Neuauswertung der PLCO-Studie haben Jonathen E. Shoag und Kollegen die Schlussfolgerungen der großen US-amerikanischen Prostatakrebsstudie infrage gestellt. Prof. Oliver Hakenberg, Rostock, hat die neuen Ergebnisse auf der DGU-Pressekonferenz am 29. September 2016 in Leipzig vorgestellt und einen sachgerechten Umgang mit dem PSA-Test gefordert.


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    In die 2009 im New England Journal of Medicine publizierte PLCO-Studie (Prostatae, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening Trial) wurden 76 693 Männer einbezogen, die auf zwei Gruppen randomisiert wurden: In der ersten Gruppe fanden jährliche PSA-Untersuchungen über 6 Jahre statt, die andere Gruppe erhielt keine Früherkennungsuntersuchungen.

    Nach einer Nachbeobachtungszeit von über 15 Jahren hatte sich gezeigt, dass in der Screening-Gruppe mehr Prostatakarzinome erkannt wurden, die prostatakarzinombedingte Sterblichkeit war jedoch in beiden Gruppen gleich. „Die Studie legte nahe, dass die PSA-Vorsorge Unsinn sei, wenn die Sterblichkeit am Prostatakrebs dadurch nicht beeinflusst würde“, fasste Prof. Hakenberg die Schlussfolgerung der PLCO-Studie zusammen.

    Das Ergebnis der Studie hat schließlich dazu geführt, dass in den USA eine Kehrtwende stattgefunden hat und die U.S. Preventive Services Task Force von einer Früherkennung mithilfe des PSA-Tests abgeraten hat. Seitdem wurden in den USA weniger Prostatakarzinome diagnostiziert. Mittlerweile steigen die Prostatakarzinom-Zahlen in den USA jedoch wieder an – besonders der hochaggressiven Stadien, die behandelt werden müssen, so Prof. Christian Wülfing, Hamburg.

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    Shoag et al. haben nun Daten aus Befragungen, die gleichzeitig zur PLCO-Studie vorgenommenen worden waren, ausgewertet (N Engl J Med 2016; 374:1795–1796). Ihr Ergebnis: Bei über 90% der Teilnehmer in der Kontrollgruppe waren doch PSA-Tests durchgeführt wurden – ein Unterschied zwischen den beiden Gruppen im Hinblick auf die prostatakarzinombedingte Mortalität konnte daher gar nicht gefunden werden.

    Andere Studien, wie die europäische Screeningstudie ERSPC, hatten dagegen eine Senkung der Mortalität durch eine PSA-basierte Früherkennung zeigen können.

    Dr. Anika-Maria Obry, Stuttgart


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