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DOI: 10.1055/s-0035-1564972
Volanti subvenimus?
Publication History
Publication Date:
22 October 2015 (online)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
jeder kennt diesen Leitspruch, es gibt ähnliche, zum Beispiel We Support the Flyer. Ist das wirklich unser alleiniger Auftrag? Fordern die schrecklichen Ereignisse vom 24.03.2015 in Südfrankreich nicht eine wichtige Ergänzung für alle Fliegerärzte und Flugmediziner?
Die vielen Millionen Flugreisenden müssen vertrauen, dass die Cockpitcrew fit und leistungsfähig ist und uns sicher ans Ziel bringt. Welcher Fluggast kann sich den Piloten oder seinen Co auswählen? Die Ablage eines Werkzeugs nach einer Flugzeuginspektion an seinem zugewiesenen Platz ist (Technik) genauso wichtig wie das Medical (Mensch). Die diesjährige 53. wissenschaftliche Jahrestagung der DGLRM in Braunschweig konnte mir persönlich keine wirkliche Antwort geben, ob wir es nicht richtig oder falsch machen, sondern ob wir wirklich alles Notwendige tun und ob wir alle – Fliegerärzte, AeMCs, fliegerärztlicher Gutachtenausschuss, Behörde, Ministerium, Berufsverband und auch Fachgesellschaft – gemeinsam denken und handeln. Oder: Reden da zu viele mit, wenn es um eine eigentlich einfache Fragestellung geht: Ist der Pilot, sein Co oder das Kabinenpersonal flugtauglich oder nicht. Ein paar Zahlen: Die DGLRM hat aktuell 434 Mitglieder, 116 waren zur Tagung in Braunschweig angemeldet. Es gibt viele Fliegerärzte die nicht in „ihrer“ Fachgesellschaft Mitglied sind. Kein Interesse? Ist der Jahresbeitrag von 100 Euro im Jahr zu teuer? Sind die Inhalte der Jahrestagung und die der Fachzeitschrift FTR nicht gut genug? Wenn dem so ist, dann lade ich alle ein, zu publizieren, zu präsentierten und vorzutragen. Nur ein offener Austausch, nur das sachliche Gespräch und nur eine fundierte Diskussion helfen uns die noch nicht beendete kritische Betrachtung der Flugmedizin gemeinsam zu überstehen. Die jährliche DGLRM-Tagung kann nur der Anstoß dafür sein, es muss stetig weitergehen. Es kann deshalb nicht akzeptiert werden, wenn auf der 32. Bayerischen Fliegerärztetagung in Fursty, nach dem 24.03.2015, kein Behördenvertreter anwesend war. Es gibt immer wiederkehrenden Diskussionen, was der Fliegerarzt wissen darf oder nicht, was gibt man der Behörde weiter oder was hält man zurück. Inzwischen entscheiden Fliegerarzt, AeMC, Behörde und fliegerärztliche Gutachterausschuss über die Flugtauglichkeit. Die Datenübermittlungsprogramme sind nicht die richtigen. Alles das ist nicht zielführend. Ich schlage deshalb vor, alle Karten auf den Tisch, denn Gefahr ist in Verzug!
In der aktuellen Ausgabe der FTR ist „Flugmedizin“ das Leitthema. Hier werden keine verbandspolitischen Fragen diskutiert. Auch ist diese kein Forum, wie man die Zusammenarbeit von Beteiligten und Verantwortlichen verbessert. Hier sollen und müssen diejenigen veröffentlichen, die uns durch fundierte wissenschaftliche Artikel voranbringen. Das ist der wissenschaftliche Back-up für die Argumentation: Warum brauchen wir Fliegerärzte und warum brauchen wir Flugmedizin? Wer soll denn sonst die Flugmedizin beackern, wenn nicht wir? Mal ehrlich, manchmal bin ich richtig neidisch auf die Tropen- und Reisemediziner wenn ich „meine“ FTR lese.
In dieser Ausgabe werden verschiedene flugmedizinische Themen angesprochen: Wirbelsäule, Augen und Herz von Piloten und es wird über die operationelle Testung in Humanzentrifugen berichtet. Leider konnte ich für diese Ausgabe keine Neurologen und Psychiater finden, da auch diese Kollegen wichtig und unverzichtbar sind. GIauben sie mir, alle Autoren haben neben ihrem anspruchsvollen Job hart für eine würdige Präsentation der aktuellen FTR gearbeitet. Ich wünsche mir eine lebhafte Diskussion, schreiben sie der Redaktion, den Autoren oder mir. Versuchen wir es ab jetzt anders, vielleicht etwas besser zu machen. Ein persönlicher Rat an uns alle, seien wir kritisch und kritikfähig.
Ihr
Dr. Torsten M. Pippig
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