Pneumologie 2015; 69(10): 571
DOI: 10.1055/s-0035-1564758
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ambulant erworbene Pneumonie – Adjuvante Kortisongabe verbessert klinische Prognose

Contributor(s):
Horst Gross
Blum CA et al.
Adjunct prednisone therapy for patients with community-acquired pneumonia: a multicentre, double-blind, randomised, placebo-controlled trial.

Lancet 04/2015;
385: 1511-1518
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Publication History

Publication Date:
07 October 2015 (online)

 

    Die Kombination einer kalkulierten Antibiose mit einer kurzzeitigen intravenösen Kortikoidgabe optimiert bei der ambulant erworbenen Pneumonie (community-acquired Pneumonia; CAP) den klinischen Verlauf. Entsprechend verkürzt sind die notwendigen Behandlungszeiten. Dies gelingt ohne wesentliche Komplikationen. Allerdings muss passager mit Hyperglykämien gerechnet werden.
    Lancet 2015; 385: 1511–1518

    Bei der Pneumonie ist die Zytokinaktivierung ein wesentlicher Teil der Infektabwehr. Dieser pathophysiologische Mechanismus kann, so vermuten einige Autoren, aber auch persistieren und dann sekundär die pulmonale Situation verschlechtern. Die systemische Gabe eines Kortikoids könnte diesen ungünstigen Effekt minimieren und den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Bisherige Studien zu diesem Aspekt zeigten inkonsistente Befunde, dies vor allem aufgrund zu geringer Fallzahlen.

    In die prospektive Multicenterstudie von C. A. Blum et al. wurden 785 Patienten mit CAP einbezogen. Schwerwiegende Grunderkrankungen oder immunologische Defizite stellten Ausschlusskriterien dar. Randomisiert erhielten die Patienten entweder für 7 Tage 50 mg Prednisolon intravenös oder Placebo. Die Antibiose erfolgte entsprechend den lokal üblichen Standards. Dabei war auch ein Procalcitoninmonitoring möglich. Den primären Endpunkt der Studie stellte die Zeit bis zur Stabilisierung der klinischen Parameter (z.B. Herz-Atemfrequenz und periphere Sauerstoffsättigung) dar. Als sekundäre Studienendpunkte definierten die Autoren die stationären Behandlungszeiten und die Raten der pneumonie- und kortisonassoziierten Nebenwirkungen.

    Kürzere Behandlungszeiten

    Die Patienten im Durchschnittsalter von 74 Jahren waren im Mittel 4 Tage vor Beginn der Therapie symptomatisch geworden. Der Procalzitoninwert bei Aufnahme betrug im Mittel 0,5 ng/ml. Die Kombination aus Kortison und Antibiose konnte die klinische Stabilisierungszeit auf 3,0 Tage verkürzen. Unter reiner Antibiose betrug sie durchschnittlich 4,4 Tage. Entsprechend konnten diese Patienten schon nach 6 Tagen, unter Placebo dagegen erst nach 7 Tagen, entlassen werden. Das Kortison verkürzte die Antibiosezeit von 5 auf 4 Tage. Keinen Einfluss hatte das Kortison auf die Kurzzeitmortalität (3-4 %) und die durchschnittlich notwendige intensivmedizinische Behandlungszeit (ca. 3 Tage). In der Kortisongruppe kam es gehäuft zu Hyperglykämien. Hiervon waren 19 % betroffen, im Gegensatz zu 11 % unter Placebo.

    Fazit

    Bei der CAP sollte nach Ansicht der Autoren die kalkulierte Antibiose mit einer kurzzeitigen Kortikoidgabe ergänzt werden. Deren antiinflam-matorischer Effekt wirkt pulmonal protektiv. Die klinische Situation stabilisiert sich schneller. Somit ist dieses Konzept auch aus gesundheitsökonomischer Sicht relevant, denn die stationären Behandlungszeiten können wesentlich reduziert werden. Durch die adjuvante Kortisongabe ergibt sich für die Patienten trotzdem kein wesentliches Nebenwirkungsrisiko, so die Autoren. Zu bedenken ist allerdings die insgesamt immer noch heterogene Studienlage. Somit ergibt sich auch nach dieser Studie keine generelle Indikation für Steroide bei der CAP.


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