Der Klinikarzt 2015; 44(07/08): 365
DOI: 10.1055/s-0035-1563627
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Schlaganfallrisiko: Vorhofflimmern – Verschluss des linken Herzohrs vermeidet Blutgerinnsel

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Publication Date:
25 August 2015 (online)

 
 

Weltweit leiden mehr als 5,5 Millionen Menschen an Vorhofflimmern. Von den über 80-jährigen Patienten sind mehr als 10 % betroffen, damit stellt Vorhofflimmern die häufigste Herzrhythmusstörung bei Erwachsenen dar. Durch das Flimmern der Vorhöfe kommt es zu einer elektrischen Störung der Erregungsleitung im Vorhof, die dazu führt, dass die Pumpfunktion des Herzens immer wieder gestört wird. Das Blut wird nicht mehr vollständig aus den Vorhöfen transportiert. In manchen Bereichen des Herzens fließt es nur noch langsam, kann verklumpen und Blutgerinnsel bilden. Während kleine Blutgerinnsel häufig völlig unbemerkt bleiben, können größere sich von der Gefäßwand lösen, mit dem Blutkreislauf ins Gehirn gelangen und dort eine Embolie auslösen. Die Folge: ein Schlaganfall.

Menschen mit Vorhofflimmern haben ein bis zu 5-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. In Deutschland sind jedes Jahr rund 150 000 Menschen betroffen.

Blutgerinnsel entstehen meist am Vorhofohr

Patienten mit Vorhofflimmern haben ein erhöhtes Risiko, Thromben im Herz auszubilden. Echokardiografische Studien haben gezeigt, dass über 90 % der Blutgerinnsel im Vorhofohr, einer Ausstülpung aus der linken Vorkammer des Herzens, entstehen. Um das Risiko einer Gerinnselbildung zu reduzieren, ist bei Patienten mit Vorhofflimmern eine effektive gerinnungshemmende Therapie erforderlich.

In der medikamentösen Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern werden Antikoagulanzien eingesetzt wie Vitamin K-Antagonisten (z. B. Phenprocoumon, Warfarin) oder die neuen oralen Antikoagulanzien (z. B. Dabigatran, Apixaban). Diese verringern das Schlaganfallrisiko erheblich, erhöhen allerdings auch das Risiko für Blutungen.

Für Patienten mit einer erhöhten Blutungsgefahr oder bereits stattgehabter Blutung, für die eine antikoagulative Therapie zu riskant ist, ist der kathetergeführte Vorhofohrverschluss eine gute Alternative.


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Okkluder verschließt Vorhofohr durch minimalinvasiven Eingriff

Nachdem das linke Vorhofohr als bedeutsamste Schlaganfallquelle bei Patienten mit Vorhofflimmern identifiziert wurde, ist es seit einigen Jahren möglich, über einen operativen Eingriff das Vorhofohr zu verschließen. Bei offenen chirurgischen Eingriffen am Herzen wird das Vorhofohr oftmals zugenäht oder abgetrennt. Es stehen aber auch minimalinvasive Methoden zur Verfügung. So können Implantate über einen Katheter durch die Leistenvene und die große Hohlvene bis in die linke Herz-Vorkammer und von dort in das Vorhofohr eingeführt werden. Der eingebrachte Vorhofohr-Okkluder entfaltet sich im Vorhofohr und verschließt somit dessen Eingang. Dies blockiert den Blutstrom, wodurch sich Gerinnsel weder absetzen noch lösen können. Aktuell zählt der AMPLATZER™ Cardiac Plug zu den verbreitetsten Okkludern [ 1 ]. Da die Anatomie des Vorhofohrs in Form und Größe bei allen Patienten unterschiedlich ist, besitzt dieser Okkluder anpassungsfähige Komponenten in verschiedenen Größen und kann somit das linke Vorhofohr vollständig verschließen. Ein flexibles Nitinolgeflecht ermöglicht die Anpassung an unterschiedliche Vorhofohr-Anatomien. Durch proximale Positionierung kann der Okkluder unabhängig von der distalen Anatomie platziert werden, auch bei einem mehrlappig ausgebildeten Vorhofohr. Der AMPLATZER™ Amulet™ Okkluder, der die bewährte Technologie des AMPLATZER™ Cardiac Plug nutzt, wurde speziell mit dem Ziel konstruiert, das linke Vorhofohr an der Öffnung vollständig zu verschließen (Tab. [ 1 ]).

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Tab. 1 Ergebnisse des AMPLATZERTM Cardiac Plug Implantats.

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Platzierung des Okkluders im linken Vorhofohr

Beim eigentlichen Eingriff wird der Katheter von der rechten Leiste aus über die Vena femoralis bis in den rechten Vorhof geschoben. Durch Punktion der Vorhofscheidewand gelangt der Katheter in die linke Herz-Vorkammer und von dort in das Vorhofohr. Dies erfolgt in der Regel unter schluckechokardiografischer und röntgenologischer Kontrolle. Nach transseptaler Punktion wird die Schleuse im linken Vorhof platziert. Anschließend wird der Okkluder über die Schleuse vorgebracht und langsam im Vorhofohr entfaltet. Schließlich überprüft der behandelnde Mediziner sowohl die komplette Abdichtung des Vorhofohrs als auch den festen Sitz und setzt dann den Führungskatheter frei. Der Eingriff dauert in der Regel etwa 1 Stunde. Die Patienten befinden sich währenddessen in einem Dämmerschlaf.

Bis zur sicheren Einheilung des Implantats empfiehlt sich die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente. Die Kontrolle der Position des Okkluders sowie das Einwachsen in das Vorhofohr erfolgt nach 3 und 6 Monaten mittels Schluckechokardiografie.

Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von St. Jude Medical GmbH.


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  • Literatur

  • 1 National Institute for Health and Care Excellence Atrial fibrillation: the management of atrial fibrillation – NICE klinische Leitlinie 180 (August 2014)
  • 2 Tzikas A et al. Multicenter Experience with the Amplatzer Cardiac Plug (ACP). Vorgestellt anlässlich der TCT-Konferenz in San Francisco, Kalifornien, am 27. Oktober 2013 (Folien im Internet unter http://www.tctmd.com/show.aspx?id=120442)

  • Literatur

  • 1 National Institute for Health and Care Excellence Atrial fibrillation: the management of atrial fibrillation – NICE klinische Leitlinie 180 (August 2014)
  • 2 Tzikas A et al. Multicenter Experience with the Amplatzer Cardiac Plug (ACP). Vorgestellt anlässlich der TCT-Konferenz in San Francisco, Kalifornien, am 27. Oktober 2013 (Folien im Internet unter http://www.tctmd.com/show.aspx?id=120442)

 
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Tab. 1 Ergebnisse des AMPLATZERTM Cardiac Plug Implantats.