Der Klinikarzt 2015; 44(07/08): 367
DOI: 10.1055/s-0035-1563620
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tumorlyse-Syndrom – Febuxostat senkt Harnsäure signifikant

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Publikationsdatum:
25. August 2015 (online)

 
 

Mit Febuxostat (Adenuric®) ist eine neue Option für die Vorbeugung und Behandlung des Tumorlyse-Syndroms (TLS) verfügbar. Seit 2010 zur Therapie der Gicht zugelassen, erhielt der Xanthinoxidase-Hemmer im April 2015 nun auch die Zulassung zur Prävention und Therapie der Hyperurikämie bei erwachsenen Patienten mit hämatologischen Malignomen, die eine Chemotherapie mit mittlerem bis hohem Risiko für ein Tumorlyse-Syndrom erhalten. Basis der Zulassungserweiterung sind die Daten der FLORENCE-Studie [ 1 ].

In der multinationalen, doppelblinden Phase-III-Studie erhielten 346 Patienten bei intermediärem oder hohem Risiko für ein Tumorlyse-Syndrom Febuxostat in der fixen Dosis von 120 mg oder Allopurinol (200 mg, 300 mg, 600 mg – nach Ermessen des Arztes). Die Behandlung wurde 2 Tage vor Beginn der Chemotherapie gestartet und dauerte insgesamt 7–9 Tage. Das Ergebnis: Febuxostat reduzierte die Harnsäurekonzentration um signifikante 28 % gegenüber Allopurinol, wie Prof. Monika Reuss-Borst, Bad Kissingen, in Berlin berichtete. Die Dosis des Xanthinoxidase-Hemmers müsse bei älteren Patienten sowie bei leichter bis mittelschwerer Nierenfunktionsstörung (eGFR bis 30 ml/min) nicht reduziert werden, eine Interaktion mit Marcumar bestehe nicht.

Rascher Zerfall der Tumorzellen setzt u.a. Harnsäure frei

„Das Tumorlyse-Syndrom ist ein hämato-onkologischer Notfall“, erklärte Reuss-Borst. Vor allem betroffen sind Patienten mit großvolumigen hämatologischen Tumoren, etwa Leukämien oder Lymphomen, bei denen es nach Chemotherapie zu einem raschen Zerfall der Tumorzellen kommt. Dabei werden innerhalb kurzer Zeit große Mengen an Harnsäure, Phosphat, Kalium und Zytokinen freigesetzt. In der Folge kann es zu Nierenfunktionsstörungen, Elektrolytentgleisungen, Herzrhythmusstörungen oder Krämpfen kommen. Zentraler pathologischer Faktor der Nierenschädigung sind die in großen Mengen freigesetzten Purinnukleinsäuren aus den Tumorzellen: Sie werden zu Harnsäure verstoffwechselt, bei hohen Serumwerten bilden sich Kristalle, die die Nierentubuli schädigen und zur Uratnephropathie führen können.

Dass das Tumorlyse-Syndrom nicht selten ist, zeigen retrospektive Analysen von Patienten mit akuter Leukämie und Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) beziehungsweise von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML): Von 788 beziehungsweise 772 Patienten entwickelten jeweils 5 % ein Tumorlyse-Syndrom [ 2 ], [ 3 ]. Bei pädiatrischen Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) oder Burkitt-Lymphom lag die Inzidenz bei 8,4 % [ 4 ].

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Interdisziplinärer Harnsäure-Gipfel „Lösung in Sicht bei Symptomatischer Hyperurikämie und jetzt auch beim Tumorlyse-Syndrom“, am 23. Juni 2015 in Berlin. Veranstalter: Berlin-Chemie.


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  • Literatur

  • 1 Spina M et al. J Clin Oncol 2014; 32 5s (suppl; abstr 9641^)
  • 2 Annemans L et al. Leuk Lymphoma 2003; 44: 77-83
  • 2 Montesinos P et al. Haematologica 2003; 44: 77-83
  • 3 Woessmann W et al. Ann Hematol 2003; 82: 160-165

  • Literatur

  • 1 Spina M et al. J Clin Oncol 2014; 32 5s (suppl; abstr 9641^)
  • 2 Annemans L et al. Leuk Lymphoma 2003; 44: 77-83
  • 2 Montesinos P et al. Haematologica 2003; 44: 77-83
  • 3 Woessmann W et al. Ann Hematol 2003; 82: 160-165