Der Klinikarzt 2015; 44(09): 422
DOI: 10.1055/s-0035-1563467
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Individuelle Behandlungsziele vereinbaren – Patienten erwarten oft keine völlige Schmerzfreiheit

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Publication Date:
28 October 2015 (online)

 
 

    Den Erfolg medizinischer Maßnahmen zu messen gelingt recht gut, wenn biologische Werte wie Blutdruck und Blutzuckerspiegel als Messgrößen zur Verfügung stehen. Aber bei der Erfassung der Schmerzsituation müssen besondere Kriterien zugrunde gelegt werden. Denn, so Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen, auf einem Satellitensymposium, schätzen Ärzte die Erfolgsrate einer Schmerzbehandlung anders ein, als die Patienten.

    So sind in einer von ihm durchgeführten Untersuchung lediglich 18 % der Patienten mit einer 50 %igen Schmerzreduktion zufrieden. Damit, so Müller-Schwefe, taugt dieses Instrument, mit dem die relevante Wirksamkeit einer Maßnahme im klinischen Versuch bestimmt wird, nicht zu Beurteilung des Behandlungsziels. Während bei akuten Schmerzen die vollständige Schmerzbeseitigung das Ziel ist, steht bei chronischen Schmerzen die Schmerzlinderung, die es dem Patienten ermöglicht, seinen Alltagsaufgaben nachzugehen, im Vordergrund. Allerdings wird die Erträglichkeit von chronischen Schmerzen von Patienten unterschiedlich bewertet, sodass es sinnvoll ist, mit den Patienten individuelle Behandlungsziele zu vereinbaren. In der sogenannten SUPREME-Studie wurden bei Patienten mit muskulär bedingten Kreuzschmerzen solche individuellen Behandlungsziele vereinbart, und obwohl die analgetische Wirkungen der eingesetzten Substanzen Flupiritin (Katadolon® S long) und Tramal vergleichbar waren, erreichten signifikant mehr Patienten, die mit retardiertem Flupirtin behandelt wurden, ihr Behandlungsziel.

    Schmerztherapie richtet sich nach Schmerzursachen und -mechanismen

    Jeder chronifizierte Schmerz beginnt mit einem akuten Schmerz, der behandelt werden muss, so PD Stefan Wirz, Bad Honnef. Bei Schmerzen im Bewegungsapparat sind zu 80–90 % muskuläre Veränderungen beteiligt. Die effektive Schmerztherapie richtet sich dabei nach den zugrunde liegenden Schmerzursachen und -mechanismen. Im Fall der muskoloskelettalen Schmerzen ist Flupirtin der einzige analgetische Wirkstoff der zusätzlich Eigenschaften besitzt, die Muskelsverspannungen zu lösen. Flupirtin kann bei akuten muskulären Schmerzen für 2 Wochen eingesetzt werden. Darüber hinaus soll Flupirtin angewendet werden, wenn eine Behandlung mit anderen Analgetika, wie NSAR oder Opioiden, kontraindiziert ist. Während der Therapie ist die Leberfunktion in wöchentlichen Abständen zu kontrollieren.

    Die Prävalenz von Tumorschmerzen beträgt circa 60 % und sie können in 70–90 % der Fälle behandelt werden. Tumorbedingte Durchbruchsschmerzen können dabei nur mit transmucosal zu applizierenden, „rapid onset opioids“ (ROO) wie Fentanyl-Buccaltabletten (Effentora®) als Bedarfsmedikation ausreichend therapiert werden, so Dr. Oliver Emrich, Ludwigshafen. Die Wirkung setzt bereits innerhalb von 3–5 Minuten ein und klingt mit dem Nachlassen der Schmerzattacken wieder ab.


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    Richard Kessing, Zeiskam

    Quelle: Satellitensymposium „Schmerztherapie im Fokus: Herausforderung zwischen Medizin und Ökonomie“ im Rahmen des 26. Deutschen interdisziplinären Schmerz- und Palliativkongress am 6. März 2015 in Frankfurt. Veranstalter: Teva GmbH.


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