Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2015; 22(03): 138
DOI: 10.1055/s-0035-1556682
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

14. Conference of the International Society of Travel Medicine, 24.–28. Mai 2015, Québec, Kanada – Kongresshighlights CISTM14

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Publication Date:
23 June 2015 (online)

 

    Vom 24. bis 28. Mai fand in Québec, Kanada, die 14. Conference of the International Society of Travel Medicine (CISTM14) statt. Beim Durchblättern des Programmhefts fiel schnell das breite Spektrum des Faches Reisemedizin – über Infektionskrankheiten bei Reisenden hinaus – auf: Höhenkrankheiten, Jetlag / Schlafmangel, Reisen mit Vorerkrankungen, Reisen unter extremen Wetterbedingungen, Reisen zu Massenveranstaltungen oder Medizintourismus (gemeint sind Risiken bei Fernreisen verbunden mit preisgünstigen, aber teilweise mit einer Reihe zusätzlicher, spezifischer Risiken behafteter medizinischen Leistungen) waren nur einige der hier diskutierten Stichworte. Auch wenn die Konferenz bei Schreiben des Berichts noch fortdauerte, waren doch bereits einige Highlights und Erkenntnisse vorab berichtenswert.

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    Malariaprophylaxe in Regionen mit niedrigem Risiko

    So gab es eine Podiumsdiskussion zur Malariaprophylaxe in Regionen mit niedrigem Malariarisiko. Dabei war es durchaus spannend, der Diskussion der beiden Verfechter der konkurrierenden Konzepte einer notfallmäßigen Selbstbehandlung versus einer kontinuierlichen Malariaprophylaxe zu folgen. Diese Diskussion spaltet die internationale Reisemedizin bekanntermaßen in 2 (auch geografisch zu verortende) Lager, wobei im amerikanisch-angelsächsischen Raum das Konzept des Verhinderns einer Malariainfektion ‚um jeden Preis‘, also die kontinuierliche Malariaprophylaxe auch in Niedrig- und Niedrigstrisikoländern (vertreten durch Paul Arguin, CDC, Atlanta, USA) vorherrscht, während in weiten Teilen von ‚Old Europe‘, insbesondere im deutschsprachigen Raum, eine mehr abwägende Haltung bei insgesamt niedrigem Infektionsrisiko vertreten wird und letztlich das Verhindern schwerer Erkrankungen im Vordergrund steht (vertreten durch Patricia Schlagenhauf, Zürich).

    Es wurden die üblichen Argumente vorgetragen, dennoch war die Publikumsabstimmung per Ted hinterher insofern bemerkenswert, als dass schließlich im nordamerikanischen Québec mit Zweidrittelmehrheit für das Konzept der notfallmäßigen Selbstbehandlung gestimmt wurde. Ein interessantes Argument in dieser Diskussion (pro notfallmäßige Selbstbehandlung) war unter anderem auch eine hier vorgestellte Untersuchung aus Lausanne, die basierend auf einer Befragung in der reisemedizinischen Sprechstunde zeigte, dass die Reisenden selbst die Mitnahme eines Medikaments für den Notfall gegenüber eine dauerhaften Prophylaxe (mit entsprechenden potenziellen Nebenwirkungen) bei Reisen in Länder mit niedrigem Malariarisiko bevorzugen.

    Die Kollegen aus Lausanne gehen in ihrer Praxis sogar so weit, bestimmten Reisenden die Möglichkeit einer Selbsttestung auf Malaria während der Reise mithilfe von Schnelltests zu erläutern, um erst bei positivem Test eine Selbstbehandlung vor Ort zu beginnen (Voumard R, Berthod D, Rambaud-Althaus C, D‘Acremont V, Genton B. Recommendations for malaria prevention in moderate to low risk areas: travellers‘ choice and risk perception. Malar J 2015; 14: 139).

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    Reisediarrhö: moderne diagnostische Verfahren

    Gleichfalls interessant waren des Weiteren unter anderem Diskussionen rund um moderne diagnostische Verfahren in Bezug auf die Reisediarrhö, bei denen nunmehr zum Beispiel mittels Multiplex-PCR-Verfahren beim symptomatischen Patienten nicht selten gleich mehrere Pathogene identifiziert werden wie ETEC, Lamblien, Cyclosporidium, Campylobacter und Norovirus. Ferner finden sich diese ‚Pathogene‘ mit Hilfe dieser molekulargenetischen Verfahren auch vermehrt in asymptomatischen Kontrollpopulationen. Dynamik der Besiedlung, Auswirkungen auf die quantitative und qualitative Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms und weitere Faktoren wie Alter und Herkunft werden in Zukunft bei der Einschätzung der Pathophysiologie einer Reisediarrhö sowie der Interpretation von Multiplexbefunden wohl genauer betrachtet und die bisher allgemeingültige Vorstellung ‚eine Erkrankung = ein Erreger‘ re-evaluiert werden müssen.


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    Aktuelles zu Impfungen

    Was gab es sonst noch? Für die Immunisierung gegen Japanische Enzephalitis mit dem Impfstoff Ixiaro® liegt nunmehr ein zustimmendes Votum des europäischen Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) bei der EMA für ein alternatives Impfschema mit 2 Dosen an den Tagen 0 und 7 vor, was – sobald hierfür in den kommenden Wochen auch die offiziellen Fachinformation vorliegt – auch eine Immunisierung vor kurzfristig anstehenden Reisen ermöglicht.

    Zudem werden zunehmend auch spezielle Populationen in Bezug auf die Immunogenität von Impfstoffen unter die Lupe genommen: Die Immunogenität der Hepatitis-B-Impfung nimmt Studien von GSK zufolge mit dem Alter exponenziell ab, sodass 55-Jährige noch zu 80 %, über 65-Jährige aber nur noch zu 65 % anti-HBs-Antikörper von ≥ 10 mIU/ml erreichen. Bei Typ-2-Diabetikern zeigten sich hingegen erst dann signifikant niedrigere Protektionsraten im Vergleich zu Nichtdiabetikern, wenn gleichzeitig ein höheres Alter und/oder ein erhöhter BMI vorlag.


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    CISTM15 in Barcelona

    Da der alle 2 Jahre stattfindende Kongress traditionell alternierend in Nordamerika und in Europa stattfindet, ist in 2017 mit Barcelona wieder eine europäische Stadt an der Reihe (14.–18. Mai 2017). Auch dieser Kongress dürfte dann wieder eine Reise wert sein.

    Jakob Cramer, Hamburg / Zürich


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