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DOI: 10.1055/s-0035-1556675
Schiffsarztlehrgang 31. August–4. September 2015, Kiel – Medizin an Bord: Was ist praktikabel?
Publication History
Publication Date:
23 June 2015 (online)
Schiffsärzte treffen je nach Schiffstyp auf unterschiedliche medizinische Ausrüstung und personelle Gegebenheiten. Das Hospital eines modernen Kreuzfahrtschiffs mit ausgebildetem Pflegepersonal und eventuell weiteren Kollegen eröffnet andere Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie als der von einem Verein betriebene Traditionssegler, bei dem der Arzt im Bedarfsfall eher per „Hand gegen Koje“ mit seiner privaten Ausrüstung an Bord geht.
Dennoch unterliegen auch die teilweise in Hochglanzprospekten beworbenen Bordhospitäler moderner Kreuzfahrtschiffe mit Ultraschall- und Röntgengerät sowie OP und Intensiveinheit Restriktionen. Sowohl Kollegen anderer Fächer für konsiliarische Rückfragen als auch die Klinik der Maximalversorgung sind häufig nur eingeschränkt zugänglich. Die Evakuierung eines Patienten mit einem Helikopter ist – entgegen landläufiger Meinung – aufgrund großer Distanzen oder ungünstigem Wetter oft schwer oder gar nicht möglich.
Um gegen diese Widrigkeiten besser gewappnet zu sein, richtet die Kieler Schiffsarztlehrgang GbR nun bereits im vierten Jahr ihren Schiffsarztlehrgang – Advanced Course aus. Ziel dieses Moduls ist es, den Teilnehmern durch Kollegen, die sowohl in ihren Fachgebieten als auch in der Medizin auf See erfahren sind, 2 Hauptaspekte zu vermitteln: Zum einen sollen sie erfahren, wie sie auch mit eingeschränkten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten das Optimum für ihre Patienten erreichen können. Dazu erhalten sie Praxistipps, die speziell auf die Gegebenheiten an Bord zugeschnitten sind. Zum anderen soll der Umgang mit einem Dilemma diskutiert und damit erleichtert werden: Wann muss ein Patient von Bord, um ihn nicht zu gefährden, und wann kann er bleiben? Ein zu zögerliches Handeln, das zu Umrouting oder zu unnötigen Verzögerungen durch Helikoptereinsatz führen kann, wirkt sich erheblich auf den Schiffsbetrieb und den Reiseverlauf aus. Andererseits ist auch eine Gefährdung von Patienten indiskutabel, die daraus resultiert, dass der Schiffsarzt sich selbst und die Möglichkeiten an Bord überschätzt und aus diesem Grund auf eine Evakuierung verzichtet. Hierbei soll der Kurs die Sicherheit in der Entscheidungsfindung erhöhen.
Die Programmpunkte umfassen eine große Variationsbreite medizinischer Fächer von A wie Augenheilkunde bis Z wie Zahnmedizin. Dabei wird großer Wert auf eine Mischung aus theoretischen und praktischen Anteilen gelegt, sodass nicht nur Bekanntes wie das Nähen von Wunden oder die Darstellung freier Flüssigkeit im Notfallultraschall wiederholt werden, sondern auch für den Arzt an Land doch eher ungewöhnliche Themen wie die Gewinnung von Trinkwasserproben oder die Anwendung von Alkohol- und Drogentests auf dem Programm stehen.
Der Lehrgang findet in Kiel mit Blick auf die Kieler Förde und die Einfahrt des Nord-Ostsee-Kanals (der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt) statt. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein bewertet die Veranstaltung mit 60 Fortbildungspunkten.
Weitere Informationen sind im Internet unter www.schiffsarztlehrgang.de zu finden.
Quelle: Schiffsarztlehrgang GbR, Kiel
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