Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2015; 22(03): 109
DOI: 10.1055/s-0035-1555719
Magazin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Viele Neuinfektionen in Haiti und der Dominikanischen Republik – Cholera auf Hispaniola

Further Information

Publication History

Publication Date:
23 June 2015 (online)

 

    Bereits seit Oktober 2010 leidet Haiti unter einer Choleraepidemie, bei der landesweit bisher mehr als 735 000 Menschen erkrankten. Etwa 8760 von ihnen verstarben an den Folgen der Infektion. Aber auch 4,5 Jahre nach dem Beginn der Epidemie ist man noch weit davon entfernt, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Im Gegenteil, momentan werden erneut steigende Fallzahlen gemeldet – so wurden allein in den ersten 3 Monaten dieses Jahres mehr als 10 000 neue Verdachtsfälle registriert. Im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es dagegen nur circa 3500. Nachdem vergangenes Jahr eine deutliche Reduktion der Fallzahlen erreicht werden konnte, ist man nun wieder auf dem Niveau des Jahres 2012 angekommen. Und mit dem Einsetzen der Regenzeit im Mai wird ein erneutes Ansteigen der Fallzahlen befürchtet.

    Auch im Nachbarstaat, der Dominikanische Republik, bietet sich ein ähnliches Bild. Auch hier konnten im Jahr 2014 die Fallzahlen deutlich gesenkt werden – so gab es 70 % weniger registrierte Verdachtsfälle und sogar 76 % weniger Todesopfer als noch 2013. In den ersten 10 Wochen dieses Jahres wurden dann aber mit 185 Verdachtsfällen wieder mehr als doppelt so viele Infektionen gemeldet wie im Vergleichszeitraum des Jahres 2014. Insgesamt stieg somit in der Dominikanischen Republik die Zahl der Verdachtsfälle seit Beginn der Epidemie im November 2010 auf 32 250 (Stand Mitte März 2015). Mindestens 487 Menschen überlebten die Infektion nicht.

    Es fehlt sauberes Trinkwasser

    Vermutlich wird es Jahre dauern, bis diese Epidemie zu Ende gehen wird. Haiti ist in der westlichen Hemisphäre das Land mit der schlechtesten Trinkwasserversorgung – laut einem UN-Bericht aus dem vergangenen Jahr hatten 2013 mindestens 30 % der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Andere Quellen gehen sogar davon aus, dass deutlich mehr als die Hälfte der Haitianer keine das ganze Jahr über verfügbare Quelle für sauberes Wasser besitzt. Selbst in Krankenhäusern ist die Versorgung mit sauberem Wasser nicht gesichert. Zugang zu funktionierenden sanitären Anlagen hat nur schätzungsweise jeder vierte Haitianer.

    In der etwas wohlhabenderen Dominikanischen Republik ist die sanitäre Situation zwar besser, der Verlauf der Epidemie hier war aber in den vergangenen Jahren immer eng an den in Haiti gekoppelt. Ein Ende der Choleraepidemie in der Dominikanische Republik ist somit momentan nur realistisch, wenn es gelingt, auch die Fallzahlen in Haiti drastisch zu senken.

    Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan

    Quellen: promed; paho; United Nations plan to support the implementation of the Government of Haiti’s 2-year plan on cholera elimination, Januar 2014


    #
    #