Zeitschrift für Palliativmedizin 2015; 16(05): 210-216
DOI: 10.1055/s-0035-1552676
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Letzte Hilfe-Kurs – ein Angebot zur Verbesserung der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung durch Information und Befähigung von Bürgerinnen und Bürgern

The Last Aid Course – A Means to Improve Palliative Care in the Community Through Information and Education of Citizens
G. Bollig
1   Institut zur Förderung der Allgemeinen Ambulanten Palliativversorgung (IFAAP e.V.i.G.), Rendsburg
2   Department of Clinical Medicine, University of Bergen, Norwegen
3   Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin, Palliativmedizin und Schmerztherapie, HELIOS-Klinikum Schleswig
,
N. Kuklau
1   Institut zur Förderung der Allgemeinen Ambulanten Palliativversorgung (IFAAP e.V.i.G.), Rendsburg
4   IFF Wien, University of Klagenfurt – Austria
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Publication History

Publication Date:
07 September 2015 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Viele Menschen wünschen sich zu Hause sterben zu können. Dies gelingt jedoch nur einem geringen Teil der Sterbenden. Daher wurde ein Letzte Hilfe-Kurs entwickelt, der die Bevölkerung informieren und befähigen soll, an der allgemeinen Palliativversorgung mitzuwirken.

Materialien und Methoden: Eine internationale Arbeitsgruppe aus Deutschland, Dänemark und Norwegen hat auf der Grundlage bereits bestehender Curricula einen Letzte Hilfe-Kurs mit vier Unterrichtseinheiten erstellt. Der Kurs beinhaltet 4 Module zu den Themen Begleiten und Umsorgen Sterbender; Vorsorgen und Entscheiden; Symptome lindern und Abschied nehmen. Zwischen Januar und März 2015 wurden drei Pilotkurse in Schleswig-Holstein mit insgesamt 55 Teilnehmern durchgeführt. Die Evaluation erfolgte anhand eines kurzen Fragebogens.

Ergebnisse: An der Befragung nahmen 52 von 55 Teilnehmern teil. Der Kurs wurde von den Teilnehmern sehr gut angenommen. 96 % der Teilnehmer halten den Kurs für hilfreich für alle Bürger und 100 % würden den Kurs weiterempfehlen. 77 % gaben an Neues gelernt zu haben. Viele Teilnehmer schätzten besonders die Möglichkeit zum Austausch über Sterben und Tod in der Gruppe. 81 % bewerteten den Kurs insgesamt mit der Bestnote 1.

Schlussfolgerungen und Ausblick: Die Pilotkurse haben die positive Aufnahme des Kurses insgesamt und der einzelnen Module bestätigt. Die Kurse bieten eine Möglichkeit zum offenen Gespräch über die Themen Tod, Sterben und Sterbebegleitung. Nach Abschluss der Pilotphase werden ab Herbst 2015 Kursleiter ausgebildet und die weitere Verbreitung des Letzte Hilfe-Kurses angestrebt. Eine internationale wissenschaftliche Begleitung der Kurse ist in Planung. Möglicherweise könnte die flächendeckende Etablierung von Letzte Hilfe-Kursen die Überforderung in der Bevölkerung mit Sterben und Tod reduzieren, einen Verbleib am Lebensende zu Hause fördern und einen wichtigen Schritt darstellen, Sterben als Teil des Lebens in der Gesellschaft zu verankern.

Abstract

Background: Many people wish to die at home. This is only possible for a part of these people. Therefore a last aid course was created. It aims to inform and educate the citizens to empower them to participate in care for the dying.

Materials and Methods: An international working group from Germany, Denmark and Norway agreed on a curriculum for a last aid course with 4 lessons based on previous concepts. The course consists of 4 parts and covers care for the dying, advance care planning and decision-making, symptom management and bereavement and grief. Between January and March 2015 three pilot courses were held in Schleswig-Holstein with 55 participants. A questionnaire was used as evaluation tool.

Results: 52 of 55 participants took part in the evaluation. The course was accepted very well by the participants. 96 % saw the course as useful for all citizens and 100 % would recommend it to others. 77 % stated that they had learned new things. Many participants appreciated the possibility to talk openly about death and dying in the group. 81 % gave the course the best mark.

Conclusions and future prospects: The pilot courses have shown the appreciation of the course by the participants. The course enables to talk openly about death, dying and care at the end of life. From autumn 2015 instructors will be educated to spread the last aid course. Planning of a scientific evaluation is ongoing. Probably the nationwide distribution of last aid courses may lead to a reduction of excessive demands concerning death and dying in the community. It could encourage people to care at home for the dying and might be an important step towards seeing death as part of normal life in society.