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DOI: 10.1055/s-0035-1546391
Milwaukee-Protokoll: umstrittenes Behandlungskonzept – Heilungen von Tollwut in Indien
Publication History
Publication Date:
16 February 2015 (online)
Die Tollwut gilt als eine der tödlichsten Krankheiten der Welt. Es gibt zwar einige Hinweise darauf, dass Indios in Peru sowie einige Trapper in Nordamerika die Infektion ohne ärztliche Hilfe überlebten – bei ihnen konnten Tollwutantikörper nachgewiesen werden, ohne dass sie jemals geimpft wurden. Auch ein 17-jähriges, erkranktes Straßenmädchen aus den USA überlebte wahrscheinlich nach einer nur einmaligen Impfdosis: Sie verließ danach das Krankenhaus und brach den Kontakt mit den Ärzten ab, sodass ihr Genesungsverlauf nicht bekannt ist. Trotz dieser Einzelfälle liegt die Letalität bei fast 100 %, sobald die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist. Jährlich versterben mehrere Zehntausend Menschen weltweit an den Folgen der Infektion. Die meisten Fälle werden aus Indien gemeldet.
Behandlungskonzept Milwaukee-Protokoll
Im Jahr 2004 konnte ein Mädchen in den USA geheilt werden, indem es unter anderem in ein künstliches Koma versetzt wurde, sodass ihr Körper Zeit erhielt, die notwendigen Antikörper zu produzieren. Das Mädchen überlebte ohne Folgeschäden, lediglich ihr Gleichgewichtssinn ist auch heute noch leicht gestört. Das Behandlungskonzept wurde als „Milwaukee-Protokoll“ bekannt. Bis Frühjahr 2014 gab es laut Dr. Rodney Willoughby, dem Entwickler dieser Behandlungsmethode, 51 ihm bekannte Versuche, das Behandlungskonzept zu wiederholen. Sieben der Patienten (inklusive dem Indexfall) konnten gerettet werden. Fünf hiervon lebten im Frühjahr 2014 noch, wobei ein Patient schwere und 2 weitere Patienten leichte Behinderungen zurückbehalten hatten. Eine 13 %ige Überlebenschance ist zwar immer noch nicht zufriedenstellend, allerdings besser als das fast 100 %ige Todesurteil, wenn auf die Behandlung verzichtet wird.
Nichtsdestotrotz ist das Protokoll heute stark umstritten. Zahlreiche Ärzte vermuten, dass die so geretteten Patienten von sich aus eine starke Immunabwehr hatten oder nur mit einem schwachen Tollwutstamm infiziert waren, sodass sie die Krankheit auch von sich aus besiegt hätten (ähnlich wie die peruanischen Indios oder das US-amerikanische Straßenmädchen). Andere bringen ethische Fragen ins Spiel, indem sie darauf hinweisen, dass die Behandlung extrem kostenintensiv sei und es daher insbesondere in Ländern wie Indien aufgrund der schlechten Heilungschancen sinnvoller wäre, das Geld lieber in Impfprogramme für Straßenhunde zu stecken, da so mit demselben Geldaufwand mehr Menschenleben gerettet werden könnten.
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Heilungen in Indien
Einige Ärzte halten dennoch am Milwaukee-Protokoll fest. Anfang Januar wurde nun gemeldet, dass ein 13-jähriges Mädchen aus dem indischen Bundesstaat Maharashtra hierdurch geheilt werden konnte. Das Mädchen war Ende November 2014 erkrankt, sie litt unter Krämpfen, Hydrophobie, Kurzatmigkeit und zeigte unnormales Verhalten. 20 Tage nach Krankheitsausbruch konnte sie bereits wieder aus der Intensivstation in ein normales Behandlungszimmer verlegt werden. Sie zeigt derzeit keinerlei neurologische Folgeschäden, ausgenommen leichte Probleme mit dem Sehen. Je nach Quellenangabe ist dies der sechste oder dritte Behandlungserfolg durch das Milwaukee-Protokoll in Indien innerhalb der letzten 2 Jahre. Die anderen Überlebenden leiden jedoch alle unter schweren Folgeschäden.
Dr. Raymund Lösch und Dipl. Biol. Unn Klare, Bad Doberan
Quellen: promed
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