Pneumologie 2014; 68(10): 652
DOI: 10.1055/s-0034-1394343
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Epidemiologie – Antibiotikavergabe im EU-Vergleich

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Publication Date:
07 October 2014 (online)

 

    Eine Studie im EU-Projekt Aritmo untersuchte die Vergabe von Antibiotika an Kinder und Jugendliche in 5 europäischen Ländern. Es zeigte sich: Am häufigsten werden Antibiotika für Kinder und Jugendliche in Italien verschrieben – gefolgt von Deutschland, England und Dänemark. In den Niederlanden ist die Verschreibungsrate mit Abstand am geringsten – sie beträgt ein Drittel von der in Italien. In allen 5 Ländern erhalten die unter 4-Jährigen am häufigsten Antibiotika. Dies zeigt eine Studie im Zeitraum von 2005 bis 2008, die Daten von 23 Mio. Kindern und Jugendlichen ausgewertet hat. Prof. Edeltraut Garbe, Bremen, ist Leitautorin der Studie, die im September im Journal BMC Pediatrics erschienen ist.

    Antibiotika werden häufig verschrieben, zu häufig – denn weltweit nehmen resistente Bakterienstämme zu, durch die Antibiotika ihre Wirkung verlieren. Um gegenzusteuern, ist es grundlegend zu verstehen, wie Antibiotika verordnet werden. In der publizierten Studie, die im EU-Projekt Aritmo über Nebenwirkungen verschiedener Medikamentengruppen erfolgte, haben Forscher die Häufigkeit, aber auch die Art des verschriebenen Antibiotikums bei verschiedenen Altersgruppen von 0 bis 18 Jahren beleuchtet.

    Die Forscher vermuten, dass die Unterschiede nicht durch verschiedene Infektionshäufigkeiten in den Ländern, sondern durch länderspezifisches Verschreibungsverhalten verursacht werden. Es ist anzunehmen, dass Antibiotika nicht nur gegen bakterielle, sondern auch gegen virale Erkrankungen verordnet werden. Dies wird von der Beobachtung gestützt, dass die Verordnung von Antibiotika jahreszeitliche Spitzen hat. Am höchsten ist sie im Winter, insbesondere in den Ländern mit einer hohen Verschreibungsrate. Dies spricht dafür, dass Antibiotika auch gegen virale Infektionen eingesetzt und somit falsch angewendet werden. Hauptsächlich die viralen Erkrankungen steigen im Winter an, nicht die bakteriellen.

    Nach einer Mitteilung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Bremen


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