Pneumologie 2014; 68(10): 647
DOI: 10.1055/s-0034-1394337
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – Steigt die Viruslast bei RV-Infektionen?

Contributor(s):
Matthias Manych
Kennedy JL et al.
Am J Respir Crit Care Med 2014;
189: 532-539
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Publication History

Publication Date:
07 October 2014 (online)

 

    Rhinoviren (RV) sind bei Kindern ab dem 4. Lebensjahr mit bis zu 70 % der Asthma-Exazerbationen assoziiert. Ergebnisse von zumeist In-vitro-Untersuchungen lassen vermuten, dass Asthma-Patienten während RV-Infektionen ein größeres Risiko für Atemwegssymptome und höhere Viruslast haben. Ob auch in vivo die Viruslast durch eine RV-Infektion bei Asthma stärker steigt, haben J. L. Kennedy et al. bei Kindern und jungen Erwachsenen mit bzw. ohne asthmatische Beschwerden nun untersucht.
    Am J Respir Crit Care Med 2014; 189: 532–539

    Zum einen wurden in die Querschnitts- und Fallkontrollstudie 74 Kinder im Alter von 4 bis18 Jahren aufgenommen. Von ihnen benötigten 28 Kinder zur Behandlung ihres Wheezings mind. ein Beta-2-Sympathomimetikum, 32 hatte eine akute Rhinitis ohne Husten oder Wheezing und bei 14 bestanden keine Atemwegssymptome (Kontrollgruppe). Keines der teilnehmenden Kinder hatte vor Studienbeginn systemische Kortikosteroide erhalten. Ausschlusskriterien waren chronische Lungenerkrankungen, kongenitale Herzerkrankungen, Immunschwäche oder Krebs.

    Zum anderen wurde eine Gruppe von 24 Erwachsenen (18 – 30 Jahre) mit RV-16 inokuliert. Davon waren 16 Teilnehmer an leichtem Asthma erkrankt, 8 asthmafreie Personen dienten als Kontrolle. Die Wissenschaftler bestimmten in Proben aus Nasenspülungen mittels quantitativer PCR die Viruslast und mit Gensequenzierung die RV-Stämme. Zusätzlich wurden die Konzentrationen von löslichem interzellulären Adhäsionsmolekül-1 (ICAM-1), Interferon-Lambda-1 (IFN-λ1), eosinophilem kationischen Protein (ECP) sowie eosinophilen Granulozyten und allergenspezifischem Serum-IgE ermittelt.

    Die Zeit zwischen Symptombeginn und Studieneinschluss betrug bei Kindern mit Wheezing 3 und bei akuter Rhinitis 2,5 Tage. Infektionen mit RV wurden in 57,1 % (Kinder mit Wheezing) und 56,2 % (Kinder mit akuter Rhinitis) der Fälle festgestellt. Erstere hatten gegenüber Letzteren im geometrischen Mittel eine 2,8-fach niedrigere Viruslast, der Unterschied war aber statistisch nicht signifikant (p = 0,48). Unter den identifizierten Virusstämmen dominierten RV-A- und RV-C.

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    Rhinoviren werden häufig durch direkten Kontakt übertragen. Infiziert werden besonders oft Menschen, deren Immunsystem geschwächt, oder – wie bei Babys und Kleinkindern – noch nicht richtig ausgebildet ist. (Bild: PhotoDisc)

    Bei 87,5 % der Kinder mit Wheezing und bestätigter RV-Infektion wurden Serum-IgE gegen ein oder mehrere Allergene festgestellt. Kinder mit positivem RV-Test und Sensibilisierung auf ≥ 1 Allergene hatten ein höheres Risiko für Wheezing (Odds Ratio = 3,9, p < 0,02). Die Konzentration an löslichem ICAM-1 war unabhängig vom RV-Testergebnis, bei Kindern mit Wheezing geringer als bei denen mit akuter Rhinitis. Hinsichtlich der Werte für IFN-λ1 und ECP ergaben sich zwischen beiden pädiatrischen Gruppen keine statistisch signifikanten Unterschiede. Bei den mit RV-16 inokulierten Erwachsenen waren die Werte für die Viruslast bei Asthmatikern bzw. Nicht-Asthmatikern vergleichbar.

    Fazit

    Die Annahme aus Ex-vivo-Untersuchungen, die Viruslast durch RV-Infektionen sei bei Asthma erhöht, ließ sich in dieser Studie nicht bestätigen. Sowohl Kinder mit bzw. ohne Asthma als auch experimentell infizierte erwachsene Asthmatiker oder Gesunde wiesen vergleichbare Werte für die Viruslast auf.


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    Rhinoviren werden häufig durch direkten Kontakt übertragen. Infiziert werden besonders oft Menschen, deren Immunsystem geschwächt, oder – wie bei Babys und Kleinkindern – noch nicht richtig ausgebildet ist. (Bild: PhotoDisc)