Aktuelle Dermatologie 2014; 40(10): 389
DOI: 10.1055/s-0034-1394335
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Melanom – Früherkennung: Was bringt die Schulung von Laien?

Contributor(s):
Frank Lichert

Acta Derm Venereol 2014;
94: 265-270
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Publication History

Publication Date:
02 October 2014 (online)

 

Werden Melanome frühzeitig erkannt, so können die meisten Patienten vollständig geheilt werden. Befindet sich der Tumor hingegen in einem fortgeschrittenen Stadium oder haben sich bereits Metastasen gebildet, ist eine Heilung weit weniger wahrscheinlich. Seit längerer Zeit wird darüber diskutiert, wie es möglich ist, die Früherkennung von Melanomen durch die Patienten selbst zu verbessern.
Acta Derm Venereol 2014; 94: 265–270

K. Robertson et al. haben in diesem Zusammenhang die Detektionsergebnisse von Laien, die ein Bild-Training erhielten oder in der Anwendung der ABC-Regel geschult wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen. An der Universität von Edinburgh / UK wurden 72 medizinische Laien (43 Frauen, 29 Männer) für die Studie rekrutiert. Diese waren im Durchschnitt 34,76 Jahre alt (Spanne: 18–74 Jahre). Parallel suchten die Autoren innerhalb der Bilddatenbank der dermatologischen Abteilung zufällig 525 digitale Bilder von Hautläsionen aus. Im Folgenden wurden 6 Sets von Läsionen erstellt, wobei jedes Set aus 42 Trainingsläsionen (21 Melanome, 21 benigne Läsionen) und 48 Testläsionen (12 Melanome, 36 benigne Läsionen) bestand. Die Präsentation der Studienmaterialien erfolgte computergestützt. Die Studienteilnehmer erhielten entweder eine Schulung zu der ABC-Regel oder ein Bild-Training, die Mitglieder der Kontrollgruppe wurden lediglich gebeten, ein Melanom aus dem Gedächtnis zu zeichnen. Anschließend sollten die Probanden die Testläsionen klassifizieren.

Training verbessert diagnostische Fähigkeiten nur geringfügig

Die Anwendung der ABC-Regel sowie das Bild-Training führten gleichermaßen zu einer verbesserten Spezifität, nicht aber zu einer verbesserten Sensitivität und somit insgesamt nur zu geringfügigen Verbesserungen in Bezug auf die Genauigkeit. Die Autoren identifizierten einen deutlichen Effekt des Alters der Studienteilnehmer auf die Ergebnisse, wobei ältere Personen eine höhere diagnostische Genauigkeit erreichten als jüngere Personen. Obwohl die beiden geschulten Gruppen bessere Ergebnisse erzielten als die Kontrollgruppe, war die Leistungsfähigkeit der medizinischen Laien bei der Erkennung von Melanomen insgesamt gering. Im Rahmen einer Diagnose-Aufgabe, bei der 1 von 4 Testbildern ein Melanom darstellte und 3 von 4 Bildern eine benigne Läsion, verbesserte sich die Genauigkeit bei Anwendung der ABC-Regel bzw. nach dem Bild-Training von 53 % (Kontrollwert) auf etwa 61 %. Im Vergleich dazu schnitten Assistenzärzte des Fachgebiets Dermatologie mit durchschnittlich 2-jähriger Erfahrung wesentlich besser ab.

Fazit

Die Studienergebnisse zeigen, dass medizinische Laien, die ein kurzes Diagnosetraining durchlaufen hatten, bei der Erkennung von Melanomen nur geringfügig bessere Resultate erzielen als Personen ohne Training. Nach Meinung der Autoren unterstützen die Studienergebnisse damit nur in geringem Maß das Konzept einer Diagnose-Schulung der Bevölkerung im Rahmen der Hautkrebs-Früherkennung.


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