Dialyse aktuell 2014; 18(07): 356
DOI: 10.1055/s-0034-1389625
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glukosesparende Peritonealdialyseverschreibungen – Positive Beeinflussung des metabolischen Syndroms bei Diabetikern, aber mehr Komplikationen

Contributor(s):
Mark Dominik Alscher
Li PK, Culleton BF, Ariza A et al.
IMPENDIA and EDEN Study Groups. Randomized, controlled trial of glucose-sparing peritoneal dialysis in diabetic patients.

J Am Soc Nephrol 2013;
24: 1889-1990
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Publication History

Publication Date:
01 October 2014 (online)

 
 

Quelle: Li PK, Culleton BF, Ariza A et al.; IMPENDIA and EDEN Study Groups. Randomized, controlled trial of glucose-sparing peritoneal dialysis in diabetic patients. J Am Soc Nephrol 2013; 24: 1889–1990

Thema: 50 % der PD-Patienten (PD: Peritonealdialyse) haben ein metabolisches Syndrom. Die Glukose, welche als osmotisches Agens bei der üblichen PD-Verschreibung zum Einsatz kommt, wird teilweise resorbiert und hat das Potenzial, ein metabolisches Syndrom zu verschlechtern. Daraus resultiert die Hypothese, dass mit glukosesparenden PD-Regimes eine positive Beeinflussung entsprechender Laborparameter (HbA1c, Lipide etc.) möglich ist und in den günstigsten Fällen damit auch eine Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erreicht werden kann. Letztere werden bei Dialysepatienten insgesamt deutlich erhöht gefunden und sind für PD-Patienten ebenfalls eine häufige Komplikation [1].

Projekt: In einer internationalen Multicenterstudie wurde bei Diabetikern an der PD einerseits normale, saure PD-Lösungen (PDFs) (Dianeal) vs. einer Kombination von biokompatiblen PDFs (Physioneal) mit aminosäurehaltigen (Nutrineal) und Icodextrinlösungen (Extraneal) (P-E-N) und, da nicht ausreichend Patienten in diesem Teil (IMPENDIA-Studie) rekrutiert werden konnten, in einem anderen Teil aus Kolumbien auch im Interventionsarm normale, saure Lösungen (Dianeal) (D-E-N) (EDEN-Studie) untersucht. Primärer Endpunkt war die Stoffwechselkontrolle mittels Bestimmung von HbA1c und es wurden beide Studien gemeinsam ausgewertet.

Ergebnisse: Es konnten 251 Patienten eingeschlossen werden, 180 in IMPENDIA und 71 in EDEN. Die Studien wurden signifikant häufiger in der Interventionsgruppe unterbrochen, wobei der Effekt insbesondere bei EDEN ausgeprägt war. Ursache waren vermehrte Todesfälle, Nierentransplantationen, Abbrüche durch die Studienleiter und durch die Patienten. PDF-assoziierte Nebenwirkungen fanden sich signifikant häufiger in der Interventionsgruppe. Weiter fanden sich häufiger ernsthafte Nebenwirkungen (SAEs) in der Interventionsgruppe (47 % vs. 32 %, p = 0,02). Erfreulich war, dass sich aber eine signifikant bessere Kontrolle von HbA1c fand (–0,5 %, p = 0,006) und ebenfalls der Parameter des Lipidstoffwechsels. Erstaunlich und nicht erwartet fand sich dann aber für Albumin in der Interventionsgruppe ein Abfall von 0,5 g%, während in der Kontrollgruppe ein Anstieg von 0,6 g% beobachtet wurde (p = 0,03).

Fazit: Obwohl sich mit glukosesparenden PD-Regimes eine bessere Kontrolle des metabolischen Syndroms fand, musste dies mit einem erheblichen Anstieg an Nebenwirkungen, teilweise auch von ernsthaften, erkauft werden. Insbesondere beschrieben die Autoren ihren Eindruck und Beobachtungen, dass zahlreiche ernsthafte Nebenwirkungen in der Interventionsgruppe durch die Verwendung von 3 verschiedenen Substanzen, anderseits aber auch durch Überwässerung, verursacht wurden.

Schlüsselwörter: Peritonealdialyse – glukosesparend – metabolisches Syndrom – Diabetiker – Komplikationen

Literatur

  1. Weinhandl ED, Foley RN, Gilbertson DT et al. Propensity-matched mortality comparison of incident hemodialysis and peritoneal dialysis patients. J Am Soc Nephrol 2010; 21: 499–506


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Kommentar

Die Studien IMPENDIA und EDEN sind wichtig, weil aus zahlreichen Analogieschlüssen zuvor vermutet wurde, dass glukosesparende Regimes bei PD sinnvoll und gut sind. Bei all diesen Bemühungen muss aber, das legen diese Studien nahe und unterstreichen es, die Ultrafiltration (UF) und die Überwässerung der Patienten im Auge behalten werden. Es ist aus zahlreichen Studien bekannt, dass für das Überleben an der PD die Ultrafiltration entscheidend ist [ 1 ]. Irritierend ist zunächst, dass mit Icodextrin eigentlich eine osmotisch gut wirksame Lösung in der Interventionsgruppe zum Einsatz kam. Andererseits ist der UF-Effekt von aminosäurehaltigen PDFs oft nicht gut. Dafür sollen beim Einsatz von aminosäurehaltigen PDFs der Proteinstoffwechsel besser kontrolliert werden, messbar an höheren Albuminwerten [ 2 ]. Umso erstaunlicher ist, dass es bei der Interventionsgruppe sogar zu einem Abfall des Albumins kam. Eventuell handelt es sich dabei um ein Verdünnungsphänomen bei Überwässerung?

Letztendlich lässt sich für mich auf jeden Fall ableiten, dass auch diese Studien noch einmal klar unterstreichen, dass eine individualisierte Therapie und Verschreibung bei PD alles entscheidend ist. Es muss der Volumenhaushalt im Auge behalten werden und der Einsatz von verschiedenen Lösungen orientiert sich and der individuellen Situation des Patienten und nicht an theoretischen Konzepten [ 3 ]. Deshalb sind diese Studien hilfreich, weil diese den Blick des Praktikers noch einmal für die wesentlichen Dinge schärfen.

Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Stuttgart


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  • Literatur

  • 1 Ateş K, Nergizoğlu G, Keven K et al. Effect of fluid and sodium removal on mortality in peritoneal dialysis patients. Kidney Int 2001; 60: 767-776
  • 2 Jones M, Hagen T, Boyle CA et al. Treatment of malnutrition with 1.1% amino acid peritoneal dialysis solution: results of a multicenter outpatient study. Am J Kidney Dis 1998; 32: 761-769
  • 3 Jha V, Rathi M. Dialysis: low-glucose-containing peritoneal dialysis solutions: good or bad?. Nat Rev Nephrol 2013; 9: 635-636

  • Literatur

  • 1 Ateş K, Nergizoğlu G, Keven K et al. Effect of fluid and sodium removal on mortality in peritoneal dialysis patients. Kidney Int 2001; 60: 767-776
  • 2 Jones M, Hagen T, Boyle CA et al. Treatment of malnutrition with 1.1% amino acid peritoneal dialysis solution: results of a multicenter outpatient study. Am J Kidney Dis 1998; 32: 761-769
  • 3 Jha V, Rathi M. Dialysis: low-glucose-containing peritoneal dialysis solutions: good or bad?. Nat Rev Nephrol 2013; 9: 635-636