Pneumologie 2014; 68(08): 522
DOI: 10.1055/s-0034-1389206
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – Werden Asthmatikerinnen später schwanger?

Contributor(s):
Matthias Manych

Eur Respir J 2014;
43: 1077-1085
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Publication History

Publication Date:
18 August 2014 (online)

 

Chronisch inflammatorische und Autoimmunerkrankungen können die Fertilität beeinträchtigen und die Zeit bis zur Schwangerschaft (Time to Pregnancy, TTP) verlängern. Beim Asthma bronchiale scheint es einen Zusammenhang zwischen der Erkrankungsschwere und der reproduktiven Gesundheit zu geben. Bei Frauen in der reproduktiven Lebensphase gehört Asthma mit zu den häufigsten Erkrankungen. Ob dabei die Fruchtbarkeit beeinträchtig wird, hat nun eine dänische Arbeitsgruppe näher untersucht.
Eur Respir J 2014; 43: 1077–1085

Elisabeth J. Gade et al. analysierten die Daten einer landesweiten Gesundheitsbefragung, die auch die Aspekte Asthma und Fertilität berücksichtigte. Die Studienpopulation umfasste alle zwischen 1953 und 1982 geborenen weiblichen Zwillinge mit insgesamt 15 250 Frauen, deren Durchschnittsalters 26,8 Jahre betrug. Die Asthmatikerinnen unter ihnen wurden in nicht behandelte und behandelte Personen sowie nach Art der Medikation unterschieden (Bronchodilatatoren oder inhalative Kortikosteroide). Die TTP galt als verlängert, wenn ≥ 1 Jahr bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr bis zum Eintritt der Schwangerschaft verging. Zusätzlich wurde die Zahl der Geburten ermittelt.

Von den Frauen der Gesamtpopulation gaben 955 (6,3 %) an, an Asthma erkrankt zu sein. Die Asthma-Patientinnen unterschieden sich von nicht Erkrankten durch einen höheren Body-Mass-Index (BMI 22,24 vs. 21,66, p < 0,001) und waren zum Zeitpunkt der Menarche jünger (13,07 vs. 13,18 Jahre, p = 0,029). Die TTP war bei 27 % der Frauen mit Asthma verlängert, ohne diese Atemwegserkrankung lag der Anteil bei 21,6 % (Odds Ratio [OR] = 1,31; p = 0,009). Dieser Zusammenhang blieb auch bei Berücksichtigung von Alter, BMI und dem Rauchstatus statistisch signifikant (p = 0,04). Dabei stieg der Anteil der Frauen mit verlängerter TTP ab einem Alter von über 30 Jahren auf 32,2 % mit und auf 24,9 % ohne Asthma (p = 0,04, nach Adjustierung auf Störfaktoren) an.

Einflussfakor Therapie?

Die Therapie der Atemwegserkrankung hatte ebenfalls einen Einfluss auf die Fertilität. Bei nicht behandelten Asthmatikerinnen vergrößerte sich der Anteil der Frauen, die länger als 1 Jahr auf eine Schwangerschaft warten mussten, auf 30,5 %. Dagegen lag der Anteil mit verlängerter TTP bei Frauen unter Therapie (unabhängig von der Art) bei 23,8 % (OR = 1,40, p = 0,134). Eine Therapie mit täglicher Kortikosteroid-Inhalation im Vergleich zu Gesunden war jedoch auch mit einer verlängerten TTP assoziiert (33 % vs. 21,6 %, OR = 2,34, p = 0,003). Keine deutlichen Unterschiede zwischen Gesunden und Asthmatikerinnen gab es in Bezug auf Totgeburten, extrauterine Schwangerschaften und spontane Aborte. Bei Asthmatikerinnen kam es zu tendenziell mehr Fehlgeburten (12,3 vs. 9,8 %, p = 0,169). Allergien waren in dieser Studie nicht mit verlängerter TTP assoziiert.

Fazit

Die Analyse der Daten zeigte einen verlängernden Effekt des Asthmas auf die Zeit bis zur Schwangerschaft. Im Vergleich zu Gesunden brachten Asthmatikerinnen aber relativ viele Kinder auf die Welt. Da eine Asthmatherapie die TTP verkürzen kann, könnte nach Ansicht der Autoren die durch Asthma verursachte systemische Inflammation die Fertilität beeinflussen.


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