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DOI: 10.1055/s-0034-1389153
„ … die DGP hat sich einen Hut aufgesetzt!“
Publication History
Publication Date:
12 August 2014 (online)
Mit diesen Worten beendete am 24. Mai 2014 Dr. Ortrud Karg ihren Beitrag zur Eröffnung der Fortbildungsakademie in Berlin. Die Veranstaltung fand im wunderschönen Ambiente der Hörsaalruine des medizinhistorischen Museums der Charité statt.
Nach der Begrüßung durch den DGP-Präsidenten Prof. Tobias Welte referierten Waltraud Georg und die Professoren Hans-Jochen Heinze, Jamiu Busari, Gernot Rohde und Konrad Bloch zum aktuellen Stand der humanmedizinischen Studiengänge, zur Performanz als Ausdruck erworbener Kompetenz, über effektive Lehr- und Lernstrategien und die HERMES-Projekte. Prof. H.-J. Heinze vom Medizinausschuss des Wissenschaftsrates gab einen Überblick über den derzeitigen Stand und die Perspektiven der humanmedizinischen Modellstudiengänge. Herausforderungen im Gesundheitswesen seien neben dem demografischen Wandel epidemiologische Veränderungen. Die zunehmende Komplexität des Versorgungsauftrags, Veränderungen des Arztberufs im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit, Qualitätsanspruch und Solidarität, die veränderte Arzt-Patienten-Beziehung standen im Fokus der Diskussion.
Einen erheblichen Weiterentwicklungsbedarf sieht der Wissenschaftsrat in der Stärkung der Wissenschaftskompetenz der Medizinstudenten, die im Rahmen der Praxisorientierung des Studiums in den letzten Jahren zu kurz gekommen sei. Hierbei hemmen der niedrige Stellenwert der Lehre im Gesamtkontext einer medizinischen Einrichtung, der erhöhte Personalaufwand und fehlende Leistungsanreize die konsequente Weiterentwicklung. Als Qualifikationsrahmen soll der z. Zt. in Erstellung befindliche Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog (NKLM) dienen. Waltraud Georg, Leiterin der Akademie der Helios-Kliniken, war an der Reformierung des Medizinstudienganges an der Charité und an der Entwicklung des NKLM maßgeblich beteiligt. Sie stellte zu Beginn ihres Vortrags die Frage, welche Kompetenzen denn ein guter Arzt haben müsse. Kompetenz sei die erworbene Fähigkeit, eine bestimmte Aufgabe ausführen zu können. Performanz sei die tatsächliche Ausführung dieser Aufgabe. Kompetenz könne somit nie direkt, sondern stets nur indirekt über die Performanz beurteilt werden. Sie zeigte Methoden auf, wie ärztliche Kompetenz im Alltag mit relativ einfachen Methoden evaluiert werden kann. Dies erfordert aber eine methodische Fortbildung der Weiterbilder.
Prof. J. Busari aus Maastricht, Berater der ERS bei den HERMES-Projekten, skizzierte effektive Lehr- und Lernstrategien. Lernen am Arbeitsplatz geschieht meist durch „learning by doing“, „training on the job“ oder „job-embedded learning”. Menschen erlernen neue Aufgaben auf sehr unterschiedliche Art. Je nachdem welche Schritte des Lernens (konkrete Erfahrung, Beobachtung und Reflexion, Formierung abstrakter Konzepte, Erprobung in erstmalig auftretenden Situationen) dabei im Vordergrund stehen, definiert sich der Lerntyp: Praktiker, Beobachter, Theoretiker oder Pragmatiker. Das menschliche Gedächtnis ist ein Netzwerk, Erinnerung ein dynamischer Prozess. Faktoren wie Sinngehalt, spezifische Bedeutungen oder Erinnerungen (z. B. Kinderlieder), spezifische Merkweisen (ganzheitlich oder Vokabeln) beeinflussen das Lernen und die Vernetzung von Wissen. Der Lernzyklus besteht aus Wissenserwerb, -umwandlung und -anwendung.
Prof. G. Rohde, HERMES-Direktor in der ERS, stellte die laufenden HERMES-Projekte und die pneumologische Weiterbildung in den Niederlanden vor. Ohne Facharztprüfung wird den Weiterbildungsassistenten zum Selbsttest jährlich das HERMES-Examen angeboten, das die Mehrheit nutzt. Ganz anders dagegen die Situation in der Schweiz, die Prof. K. Bloch, HERMES-Assessment-Direktor, darstellte: Dort ist die Teilnahme am HERMES-Examen Bestandteil der Facharztprüfung und somit Pflicht. Dass das Examen dabei in englischer Sprache stattfindet, wird als keine Beeinträchtigung gesehen. Wir sind neugierig, wie das HERMES-Examen, das wir auf dem Kongress 2015 als Selbstevaluation anbieten werden, angenommen wird.
Wir haben an diesem Vormittag viel gelernt. Nur schade, dass so wenige Kollegen den Weg nach Berlin auf sich genommen haben. Auch bei unseren Weiterbildern scheint das Thema Lehre und Medizindidaktik noch keinen hohen Stellenwert zu besitzen.
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