Aktuelle Urol 2014; 45(03): 233-241
DOI: 10.1055/s-0034-1382004
Operative Techniken
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Urethrotomia interna[*]

H. Leyh
1   Klinikum Garmisch-Partenkirchen, Abteilung für Urologie
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Publication Date:
05 June 2014 (online)

Einleitung

Ist die Urethrotomie noch zeitgemäß?

Da die offen-chirurgische Harnröhrenplastik bei der Therapie der Harnröhrenstriktur die größten und dauerhaftesten Erfolgsraten aufweist, muss man sich die Frage stellen: Warum führen wir immer noch so viele Urethrotomien durch? Was sind die Vorteile der endourologischen Inzision?

Vorteile der Urethrotomie:

  • kleiner Eingriff

  • auch in Lokalanästhesie durchführbar

  • auch ambulant durchführbar

  • in vielen Fällen bei einer primären, unbehandelten Harnröhrenstriktur eine ausreichende Therapieoption

Harnröhrenstrikturen wurden lange behandelt, indem primär die einfachste Methode gewählt wurde und nur bei fehlendem Erfolg ein komplizierteres Verfahren durchgeführt wurde. Meistens erfolgten eine oder auch mehrere Urethrotomien, bevor ein offen-operatives Verfahren überlegt wurde. Aber nicht die Einfachheit der Methode, sondern die langfristigen Ergebnisse sollten die Therapiewahl bestimmen.

Unter korrekter Indikation durchgeführt behält die Urethrotomia interna auch weiterhin ihren Stellenwert bei der Behandlung von Harnröhrenstrikturen.

Die Erfolgsrate der Urethrotomia interna ist am höchsten, wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:

  • Anzahl der Strikturen: 1

  • Ausdehnung der Striktur: < 1 cm

  • Lokalisation der Striktur: bulbäre Harnröhre

  • Harnröhrendurchmesser auf Höhe der Striktur: > 15 Charr

  • Erstmanifestation der Striktur

  • fehlender Nachweis einer periurethralen Fibrose in der Harnröhrensonografie

Jede Urethrotomie führt zu neuen Vernarbungen unterschiedlicher Ausdehnung, welche die Basis für Rezidive darstellen. Die Rezidivrate nach Urethrotomia interna beträgt bis zu 60%. Etwa die Hälfte der Rezidive entwickelt sich während des 1. postoperativen Jahres. Da eine 3. Urethrotomie in nahezu 100% zu einem erneuten Rezidiv führt, sollten nur maximal 2 Versuche einer Harnröhrenschlitzung vorgenommen werden. Ebenso sollte bei einer schnellen Rezidivneigung speziell bei jüngeren Patienten und bei Patienten ohne Multimorbidität sowie bei multiplen und bei hochgradigen, langstreckigen Strikturen frühzeitig ein offen-chirurgisches Vorgehen überlegt werden.

* Der Beitrag wurde ­entnommen aus: Standardoperationen in der Urologie. Hrsg. von P. Albers, A. Heidenreich. 2006


 
  • Literatur

  • 1 Mauermayer W. Allgemeine und spezielle Operationslehre. Bd. VIII: Transurethrale Operationen. Berlin: Springer; 1981