Aktuelle Dermatologie 2014; 40(05): 166
DOI: 10.1055/s-0034-1377089
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Malignes Melanom – Negatives Pigmentnetzwerk als diagnostischer Indikator

Rezensent(en):
Elke Ruchalla
Bassoli S et al.
Acta Derm Venerol 2013;
93: 650-655
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Mai 2014 (online)

 

Zur Differenzialdiagnose von Hautläsionen werden verschiedene dermatoskopische Muster und Strukturen genutzt. Das Negative Pigmentnetzwerk (NPN) wurde bei malignen Melanomen und bei verschiedenen Nävi beschrieben. Die Forscher um S. Bassoli haben in einer Studie die Häufigkeit dieser Struktur bei malignen Melanomen untersucht sowie klinische und histopathologische Daten zusammengetragen.
Acta Derm Venerol 2013; 93: 650–655

Das Auftreten eines ausgeprägten NPN kennzeichnet möglicherweise einen neuen, in der Dermatoskopie auffälligen Melanom-Subtyp, der sich aus einem Nävus entwickelt und häufiger bei jüngeren Menschen auftritt. So das Ergebnis der retrospektiven Beobachtungsstudie.

In der Studie wurden die dermatoskopischen Befunde von insgesamt 401 Patienten mit Melanomen, die zwischen 2003 und 2009 in der Klinik waren, ausgewertet. Ausgeschlossen waren dabei Melanome der Akren, der Schleimhaut und des Gesichts. 210 Patienten waren Männer, 191 Frauen. Etwa die Hälfte der Melanome war am Körperstamm lokalisiert, 20 % an den Armen und 30 % an den Beinen. Bei 117 Tumoren lag histologisch eine In-situ-Läsion (MIS) vor, 284 Melanome wuchsen invasiv. Davon wiederum wiesen 183 eine Breslow-Dicke von max. 1 mm auf, 101 eine Dicke über 1 mm. Etwas mehr als ein Viertel der Melanome (27 %) war aus einem Pigmentnävus hervorgegangen.

Bei insgesamt 107 Melanomen (26,7 %) fand sich ein NPN-Muster; dabei handelte es sich um 87 invasive Melanome (30,6 %). Von den Melanomen mit NPN-Muster waren 20 (18,7 %) MIS, 51 (47,6 %) dünne Melanome (≤ 1 mm Dicke) und 36 (33,6 %) dicke Melanome (> 1 mm). Bei den Melanomen ohne NPN-Muster betrugen die entsprechenden Werte 33 %, 44,9 % und 22,1 %. MIS waren also deutlich häufiger bei Läsionen ohne NPN-Muster, während Melanome mit einer Dicke über 1 mm deutlich häufiger ein NPN-Muster aufwiesen.

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Tab. 1 Histologische Merkmale der untersuchten malignen Melanome.

NPN-Muster besonders bei jüngeren Patienten ausgeprägt

Bei 27,1 % aller Läsionen bildete das NPN das hauptsächliche dermatoskopische Muster. Mit 46,5 gegenüber 56,8 Jahren lag in dieser Gruppe das mittlere Alter der Patienten deutlich unter dem der Patienten mit anderen Hautmustern. Ebenso waren diese Melanome häufiger aus einem Nävus hervorgegangen (40,7 vs. 28,5 %), und die Werte auf der 7-Punkte-Checkliste bei Melanomen mit NPN-Muster lagen deutlich höher als bei Nicht-NPN-Läsionen.

Fazit

Pigmentierte Hautläsionen mit einem überwiegenden NPN-Muster in der Dermatoskopie sollten den hochgradigen Verdacht auf ein malignes Melanom wecken, so die Autoren, vor allem wenn klassische dermatoskopische Muster fehlen. Zukünftig wäre interessant, ob sich auch das biologische Verhalten dieser NPN-Melanome, z. B. im Hinblick auf das Metastasierungspotenzial, von dem anderer Subtypen unterscheidet.


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Tab. 1 Histologische Merkmale der untersuchten malignen Melanome.