Aktuelle Dermatologie 2014; 40(04): 121
DOI: 10.1055/s-0034-1375208
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hyperhidrose – Prävalenz und Krankheitslast des übermäßigen Schwitzens

Contributor(s):
Elke Ruchalla
Augustin M et al.
Dermatology 2013;
227: 10-13
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Publication History

Publication Date:
11 April 2014 (online)

 

Einer Hyperhidrose können viele Ursachen zugrunde liegen: internistische Erkrankungen, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, Hauterkrankungen aber auch psychische Störungen. Umgekehrt können auch ausgeprägte Formen der Hyperhidrose zu psychosozialen Problemen führen und die Lebensqualität beeinträchtigen. M. Augustin et al. haben in einer Studie die Epidemiologie, Krankheitslast und Versorgung der Hyperhidrose untersucht.
Dermatology 2013; 227: 10–13

Eine Hyperhidrose kommt häufiger vor als allgemein gedacht und bestimmte medizinische und persönliche Risikofaktoren können dafür prädisponieren. Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler, die insgesamt 14 336 Personen im Alter zwischen 16 und 70 Jahren aus 51 deutschen Unternehmen in ihre Studie aufgenommen hatten. Diese nahmen an einer Untersuchung zur Hautkrebsfrüherkennung teil und beantworteten in diesem Rahmen auch eine Reihe spezifischer Fragen im Hinblick auf eine Hyperhidrose.

Die Gesamtprävalenz der Hyperhidrose lag bei 16,3 % (n = 2340). Dabei klagten 6,1 % der Untersuchten über häufiges oder sogar ständiges Schwitzen, mehr als drei Viertel von ihnen fühlten sich dadurch in ihren Alltagsaktivitäten beeinträchtigt. 68 % der Befragten mit Hyperhidrose berichteten von generalisiertem Schwitzen. Bei 664 Personen (28,4 %) bestand die Hyperhidrose fokal, dabei waren in 44 % der Fälle die Achselhöhlen betroffen, gefolgt von den Füßen (29 %) und Händen (23 %). Unabhängig vom Alter litten Männer häufiger an einer Hyperhidrose als Frauen. Lediglich die 50- bis 60-Jährigen bildeten hier eine Ausnahme. Die Prävalenz der fokalen Hyperhidrose nahm mit dem Alter ab, die der generalisierten Form nahm dagegen bis zum 60. Lebensjahr zu.

Nur wenige suchen einen Arzt auf

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Die fokale Hyperhidrose betrifft besonders häufig die Achselhöhlen. (Bild: Fancy / F1online)

Als dermatologische Begleiterkrankung fand sich am häufigsten eine Psoriasis (3 vs. 2,1 % bei Personen ohne Hyperhidrose). Ebenso traten Onychomykosen (8,5 vs. 6,1 %) und Tinea pedis (5,9 vs. 4,2 %) bei Hyperhidrose-Betroffenen vermehrt auf. An Begleitmedikationen wurden bei 18,4 % der Betroffenen antihypertensive Medikamente verschrieben (vs. 10,5 % der Kontrollpersonen), gefolgt von Schmerzmitteln (3 vs. 1,7 %) und Psychopharmaka (2 vs. 1 %). Auch wenn sich die Betroffenen von der fokalen Hyperhidrose beeinträchtigt fühlten, suchten nur weniger als die Hälfte von ihnen einen Arzt auf. Darüber hinaus berichteten nur 27,9 %, dass ihnen eine Behandlung verordnet worden war. Dabei überwogen Aluminiumsalze (8,4 %). Kosmetika oder rezeptfreie Präparate wurden von 6,2 % der Hyperhidrose-Betroffenen verwendet.

Fazit

Eine Hyperhidrose ist ein häufiger Befund in der Allgemeinbevölkerung und kann Betroffene deutlich beeinträchtigen. Trotzdem suchen nur wenige von ihnen einen Arzt auf. Da das vermehrte Schwitzen auch Symptom einer noch undiagnostizierten Grunderkrankung sein kann, sollten Betroffene ermutigt werden, einen Dermatologen aufzusuchen, so die Autoren.


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Die fokale Hyperhidrose betrifft besonders häufig die Achselhöhlen. (Bild: Fancy / F1online)