Aktuelle Dermatologie 2014; 40(03): 69
DOI: 10.1055/s-0034-1371438
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgungsforschung – Dermatologische Diagnosen auf der Intensivstation

Contributor(s):
Elke Ruchalla
Emre S et al.
Dermatology 2013;
226: 75-80
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Publication History

Publication Date:
10 March 2014 (online)

 
 

Hauterkrankungen machen nur selten eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich. Allerdings sind dermatologische Befunde bei Patienten, die wegen anderer Erkrankungen dort behandelt werden, keine Seltenheit. Die Wissenschaftler um S. Emre et al. haben in ihrer Studie nun eine Übersicht über die häufigsten dermatologischen Diagnosen geliefert und nach Zusammenhänge mit anderen Faktoren gesucht.
Dermatology 2013; 226: 75–80

Geschlecht und Begleiterkrankungen sind am ehesten mit bestimmten dermatologischen Befunden verknüpft, Alter und Dauer der Intensivstationsbehandlung scheinen in diesem Zusammenhang weniger wichtig. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie, in der über 12 Monate die Daten von 591 Patienten einer internistisch-anästhesiologischen Intensivstation ausgewertet wurde. Bei 82 Patienten (13,9 %) fanden sich insgesamt 90 dermatologische Befunde, davon war nur ein Patient wegen dieser Hauterkrankung (toxische epidermale Nekrolyse) auf die Intensivstation aufgenommen worden.

Die häufigsten dermatologischen Diagnosen waren:

  • Infektionen (38,9 %),

  • Spannungsblasen (28,9 %),

  • Arzneimittelreaktionen und Kontaktdermatitis (jeweils 14,5 %).

Bei den Infektionen war Candida der häufigste Erreger, und sie traten häufiger bei Patienten mit Diabetes mellitus auf als bei Patienten mit normalem Blutzuckerstoffwechsel.

Kein Zusammenhang mit der Länge des Aufenthalts

Unter den Arzneimittelreaktionen waren makuläre Exantheme aufgrund einer Antibiotika- (n = 8) oder Antikonvulsivatherapie (n = 4) am häufigsten. In 2 Fällen fanden sich akneiforme Läsionen nach systemischer Korticosteroidgabe und bei einem Patienten eine toxische epidermale Nekrolyse nach der Behandlung mit Allopurinol. Dabei waren Arzneimittelreaktionen häufiger bei Frauen als bei Männern und häufiger bei Patienten mit chronischem Nierenversagen als mit normaler Nierenfunktion zu beobachten. Umgekehrt waren bei den Niereninsuffizienz-Patienten Spannungsblasen seltener als bei sonstigen Erkrankungen.

Bei den Kontaktdermatitiden war Chlorhexidin, das in den zur Körperpflege benutzten Reinigungsmitteln enthalten war, die häufigste auslösende Ursache. Im Hinblick auf Begleiterkrankungen waren eher Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung betroffen als solche mit normaler Lungenfunktion. Die Länge des Aufenthalts auf der Intensivstation zeigte keinen Zusammenhang mit der Häufigkeit von Hautreaktionen oder mit einer bestimmten dermatologischen Diagnose, ebenso verhielt es sich mit dem Alter.

Fazit

Bei fast jedem 7. Patienten einer Intensivstation findet sich ein auffälliger dermatologischer Befund, fassen die Autoren zusammen. Dabei könnte die Häufung mancher Befunde bei bestimmten Grunderkrankungen für Dermatologen eine Hilfestellung bieten, wenn sie zu einer Konsiliaruntersuchung auf die Intensivstation gebeten werden. Allerdings, so meinen die Verfasser einschränkend, gelten diese Daten nur für internistisch ausgerichtete Intensivstationen, bei chirurgischen Patienten könnte es anders aussehen.


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