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DOI: 10.1055/s-0034-1368863
Übersicht – Personalisierte und individualisierte Radioonkologie
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
25. Februar 2014 (online)


In der Onkologie wurde die „one fits all“ Strategie in den letzten Jahren zunehmend verlassen. Stattdessen setzt man auf hochindividuelle Therapieansätze. Auch in der Strahlentherapie sind entscheidende Entwicklungen in den Bereichen Zielgenauigkeit, Dosisanpassung an Tumorgebiete, Identifikation und Schonung von Normalgewebe, Modifikation der Strahlenwirkung durch biologische Targets sowie Etablierung neuer Strahlqualitäten vollzogen worden. In allen Organberei-chen haben moderne Behandlungsansätze zu differenzierten Behandlungskonzepten geführt. So stehen im Bereich der Neuroonkologie heute verschiedene Behandlungskonzepte abhängig von histologischer Graduierung, molekularen Markern sowie anderen Patientenparametern zur Verfügung, die sowohl die Bestrahlungsdosis, die Strahlenart als auch die Kombination mit einer Systemtherapie beinhalten.
Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung wurde schon sehr früh für die Tumorkontrolle beschrieben, die für jede Tumorart charakteristisch ist. Sie ist heute noch als Holt-
husen-Diagramm bekannt [1]. So zeichnen sich beispielsweise Glioblastome, aber auch Bronchialkarzinome oder Prostatakarzinome als strahlenresistente Tumoren aus, die durch ihre strahlenbiologischen Eigenschaften einer relativ hohen kurativen Dosis bedürfen.
Grundlage der modernen Strahlentherapie ist eine dreidimensional (3D) geplante Strahlentherapie auf Basis von CT-Datensätzen. In enger Kooperation mit den bildgebenden Disziplinen können heute, je nach Fragestellung, auch MRT-Aufnahmen, optimierte Sequenzen sowie molekulare Bildgebung als PET-CT, PET-MRT oder SPECT hinzugezogen und mit dem CT-Datensatz fusioniert werden. Auf jeder Schicht im dreidimensionalen Bildgebungsdatensatz werden das Tumorgebiet (Zielvolumen) sowie Risikoorgane definiert. Durch die Einführung der 3D-geplanten Strahlentherapie konnte die Behandlung dahingehend optimiert werden, dass lokale Dosissteigerungen möglich waren. Gerade für Tumoren, bei denen eine deutliche Dosis-Wirkungs-Beziehung für die Tumorkontrolle bekannt sind, konnten hierdurch signifikante Therapievorteile erzielt werden [2, 3].
Dabei kommen in der Regel Bestrahlungsfelder aus mehreren Raumrichtungen zum Einsatz, die an die Form des Tumors und der Risikoorgane, des gesunden Gewebes, adaptiert werden. So werden den Tumor bzw. das Zielvolumen umschließende Dosisverteilungen (= konformale Dosisverteilungen) erreicht. Entsprechend der tumorspezifischen Dosis-Wirkungs-Beziehungen kann hierdurch die Wahrscheinlichkeit einer Tumorkontrolle gesteigert werden. Beim Prostatakarzinom zeigte sich dies in einer Verbesserungs der Ergebnisse: Das biochemische (PSA-)rezidivfreie Überleben (bPFS) bei Patienten mit Prostatakarzinomen konnte durch eine Steigerung der Strahlentherapiedosis von 70 Gy auf 78 Gy von 59% auf 78% signifikant gesteigert werden [4].