Aktuelle Dermatologie 2014; 40(03): 64
DOI: 10.1055/s-0034-1367495
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Prof. Dr. med. Hans Meffert
Dermatologisches Zentrum Berlin
Potsdamer Chaussee 80
14129 Berlin
Email: hans.meffert@web.de   

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Publication Date:
10 March 2014 (online)

 

    Erfolgreiche Behandlung einer erworbenen reaktiv perforierenden Dermatose mit Allopurinol
    Kurzkommentar zu Seite 84

    Cheyletiella-Dermatitis
    Kurzkommentar zu Seite 92

    Erfolgreiche Behandlung einer erworbenen reaktiv perforierenden Dermatose mit Allopurinol

    Kurzkommentar zu Seite 84

    Die erworbene reaktiv perforierende Dermatose (ERPD) ist eine seltene Erkrankung, die durch die transepidermale Eliminierung veränderten dermalen Kollagens gekennzeichnet ist. C. Lotz, J. Laske, S. Beissert und P. Spornraft-Ragaller (Dresden) stellen einen besonders eindrucksvollen Fall vor, den sie wegen der ungewöhnliche Größe der Ulzerationen von bis zu 4 × 4 cm als ausgeprägte Riesenvariante der Erkrankung klassifizieren.

    Angesichts der Seltenheit der Erkrankung ist eine hilfreiche AWMF-Leitlinie kaum zu erwarten. Dagegen stößt man bei der Suche nach therapeutischen Möglichkeiten rasch auf das hässliche Wort „Off-Label-Use“ (zulassungsüberschreitender Einsatz eines Arzneimittels). Die Läsionen der Dresdener Patientin bildeten sich wohl vor allem wegen der täglichen Gabe von 100 mg Allopurinol zurück, wenn auch gleichzeitig Kortikosteroide topisch angewandt und die Blutzuckereinstellung optimiert wurde. Der Harnsäurewert der Patientin ist zu 484 μmol/l (Norm 137 – 363 μmol/l) angegeben. In der Roten Liste vom August 2013 wird als Indikation für die Anwendung von Allopurinol-ratiopharm®-Tabletten jedoch eine Hyperurikämie mit Serum-Harnsäure-Werten im Bereich von 500 μmol/l und darüber gefordert. Die Diagnose ERPD wird im Zusammenhang mit Allopurinol weder in der Roten Liste noch in einschlägigen Fachinformationen genannt. Nach T. F. Tsai und T. Y. Yeh (Allopurinol in dermatology. Am J Clin Dermatol 2010; 11: 225 – 232) ist zulassungsüberschreitender Einsatz eines Arzneimittels in der Dermatologie üblich. Allopurinol sei zur Behandlung von ERPD, Sarkoidose, Psoriasis und Granulomen unterschiedlicher Genese gebraucht worden. Seine therapeutische Wirkung komme möglicherweise via Antioxidation oder antientzündliche Eigenschaften oder durch Verbesserung der Gefäßfunktion zustande.

    Zum Schluss die gute Nachricht. Therapierende Ärzte werden nicht allein gelassen! Einer Mitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom 04. 06. 2012 zufolge beauftragt dieser die vom Bundesministerium für Gesundheit eingerichteten Expertengruppen mit der Bewertung des Wissensstandes zum Off-Label-Use einzelner Wirkstoffe bzw. Arzneimittel. Die Expertengruppen leiten dem G-BA die jeweils erarbeiteten Empfehlungen zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Off-Label-Use dieser Arzneimittel zu. In der Arzneimittel-Richtlinie legt der G-BA fest, welche der bewerteten Arzneimittel in den nicht zugelassenen Anwendungsgebieten verordnungsfähig sind.

    Cheyletiella-Dermatitis

    Kurzkommentar zu Seite 92

    In Deutschland leben etwa 5 Millionen Hunde, mehr als 8,2 Millionen Katzen und mehr als 2,5 Millionen Hauskaninchen. Die Hunde und Katzen verteilen sich auf etwa 13 resp. 16 % der Haushalte. Allein die Hunde sollen jährlich Umsätze von etwa 5 Milliarden Euro bewirken. Somit „finanzieren“ 50 bis 60 Hunde einen Arbeitsplatz. Hundehaltung soll zudem die Gesundheit verbessern und damit die jährlichen gesamtwirtschaftlichen Gesundheitskosten um mehr als 2 Milliarden Euro vermindern (R. Ohr und G. Zeddies, Ökonomische Gesamtbetrachtung der Hundehaltung in Deutschland. Göttingen 2006 (http://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&frm=1&source=web&cd=1&ved=0CCcQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.uni-goettingen.de%2Fde%2Fstudie-zur-volkswirtschaftlichen-bedeutung-der-hundehaltung%2F425385.html&ei=p072Uun0A8OqtAat7oDwCA&usg=AFQjCNHc7r-8qv5wrS67KRf6SlFpZ6FYPw&bvm=bv.60983673, d.Yms).

    Im oben zitierten Artikel wird leider nicht auf eine massiv unterschätzte Zoonose eingegangen – die Raubmilben-Dermatitis –, die Tier und Mensch befallen kann.

    In der vorliegenden Kasuistik beschreiben und erläutern K. Mamali und T. Gambichler buchstäblich alles, was Dermatologen über diese oft nicht erkannten Zoonosen wissen müssten. Verdacht sollte aufkommen, wenn juckende polymorphe Effloreszenzen an Körperstellen auftreten, an denen Tier und Tierfreund in Kontakt zu treten pflegen. Das sind in der Regel die Unterarme, nicht selten die Oberschenkel, gelegentlich auch ganz andere Regionen. Im beschriebenen Falle war der enge Kontakt mit dem Hund auffällig, der sich ebenfalls seit Kurzem häufiger kratzte.

    Der Milbennachweis ist beim Tier einfach und eindrucksvoll. Dazu wird das Fell über einem Bogen Papier ausgebürstet. Letzterer war vorher mittig mit einem Kniff versehen worden. Dann wird das so gewonnene Material vorsichtig zusammengeschüttelt. Es resultiert ein weißliches, wimmelndes Häufchen von gerade sichtbaren, etwa 0,5 mm großen Milben.


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