Buchbesprechung – Praktische Geriatrie
Klinik – Diagnostik – Interdispziplinäre Therapie

Das Buch „Praktische Geriatrie“ von Martin Willkomm wurde 2013 im Thieme-Verlag veröffentlicht. Es soll als Lehrbuch die Geriatrie umfassend darstellen.

Als Zielgruppen werden der Geriater in Weiterbildung, der Hausarzt und jeder weitere, an Geriatrie interessierte Arzt angesprochen.

Das Buch gliedert sich in zwei große Teile. Im ersten Teil wird die allgemeine Geriatrie beschrieben. Dies beginnt mit einer ausführlichen Darstellung der geriatrischen Diagnostik mit ihren Messinstrumenten zur Erfassung der medizinischen, funktionellen und psychosozialen Ressourcen und Probleme älterer Menschen. Im Weiteren wird die Bedeutung und Herangehensweise zur interdisziplinären Zusammenarbeit im Team und die Wichtigkeit der ambulanten Zusammenarbeit und Vernetzung mit Ärzten, Therapeuten und Pflege erklärt. Zudem werden die Pharmakotherapie bei älteren Patienten, die Schmerztherapie mit Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten, die Palliativmedizin und die Geriatrie in Forschung und Lehre besprochen. Auch wird auf die demografische Entwicklung und auf Patienten mit Migrationshintergrund eingegangen.

Der zweite Teil des Buches ist der speziellen Geriatrie gewidmet. Hier werden die medizinischen Fachgebiete besprochen und dabei auf geriatrische Besonderheiten eingegangen. Neben der Inneren Medizin werden chirurgische Fachgebiete, Neurologie und Psychiatrie, Gynäkologie, Urologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Zahnheilkunde und Augenheilkunde besprochen. Ein großes Kapitel ist außerdem dem Wundmanagement gewidmet.

Didaktisch zu bemängeln ist der kleine Schriftgrad, welcher eher einem Nachschlagewerk als einem Lehrbuch entspricht. Dies macht längeres Lesen deutlich anstrengender. Möglicherweise ist dieser Mangel dem Versuch geschuldet, die Geriatrie in all ihren Aspekten umfassend darzustellen und dennoch ein noch handliches Buch vorzulegen. Es gibt „Merke“-Boxen zu den jeweiligen Kapiteln und Boxen zu den geriatrischen Besonderheiten. Insbesondere dies verhindert, dass der zweite Teil des Buches zu einem Kurzlehrbuch der einzelnen Fachgebiete wird, sondern der Bogen zur Geriatrie gespannt wird. Die Fallbeispiele des Buches sind sehr treffend und praxisnah ausgewählt und bringen auch dem nicht Geriatrie erfahrenen Arzt die Geriatrie nahe. Im Mittelteil des Buches gibt es einige Farbtafeln zu Geriatrie spezifischen Themen und bei den speziellen Fachgebieten findet man immer wieder klinisch relevante Abbildungen.

Mit diesem Buch ist es gelungen, die Geriatrie in all ihren Aspekten darzustellen. Es ist somit ein gutes Lehrbuch, ein Leitfaden und ein Nachschlagewerk für den geriatrisch tätigen Arzt. Der nicht geriatrisch Tätige ist durch die sehr nüchterne Aufmachung und die Informationsfülle möglicherweise im ersten Augenblick abgeschreckt. Lässt er sich aber dennoch auf dieses Buch ein, wird er mit einem umfassenden Verständnis des geriatrischen Fachgebietes und des geriatrischen Patienten belohnt.