ergopraxis 2013; 6(07/08): 12-13
DOI: 10.1055/s-0033-1351708
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Birgit Wienholz – Ein Herz für Angehörige

Nora Sieweke

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Publication Date:
19 July 2013 (online)

 

Die Ergotherapeutin Birgit Wienholz entwickelte in ihrer Diplomarbeit einen ergotherapeutischen Präventivansatz für pflegende Angehörige. Die Idee, diese in ihrem Gesundheitsverhalten zu unterstützen, stammt aus ihrer früheren Berufstätigkeit in der ambulanten Pflege. Eine gewinnbringende Verknüpfung zweier Leidenschaften.


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(Foto: F. Ziem)
Birgit Wienholz ...

... ist 29 Jahre alt und seit ihrem Diplomabschluss 2011 als Ergotherapeutin in der geriatrischen Abteilung der Asklepios Paulinen Klinik in Rüdesheim tätig. Nebenbei arbeitet sie freiberuflich in einer ergotherapeutischen Praxis und befindet sich in der Weiterbildung zur Schmerztherapeutin an der Heimerer Akademie in München. Bevor die Erlangerin zur Ergotherapie fand, absolvierte sie eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. Doch sie wollte mehr. So entschied sie sich 2006 für das Diplomstudium der Ergotherapie an der HS Fresenius in Idstein. Noch während des Studiums arbeitete sie in der ambulanten Pflege, wo auch die Idee zu ihrer Diplomarbeit entstand. Im Rahmen des Studiums machte sie ein Auslandspraktikum an der britischen Uniklinik Cambridge und war dort in der akutgeriatrischen Abteilung tätig.

Ein ergotherapeutischer Präventivansatz für pflegende Angehörige

Die Diplomarbeit

Die meisten pflege- und hilfsbedürftigen Menschen werden im häuslichen Umfeld durch ihre Angehörigen versorgt. Aufgrund der hohen psychischen und physischen Belastung laufen diese jedoch Gefahr, selbst zu erkranken. Viele leiden bereits unter Erschöpfung oder Schmerzen. Im Gesundheitswesen und in der Politik sind gesundheitliche Probleme bei pflegenden Angehörigen bereits ein Thema.

Schon in ihrer früheren Berufstätigkeit in der ambulanten Pflege erlebte Birgit Wienholz, welchen täglichen Belastungen pflegende Angehörige ausgesetzt sind. Sie erkannte die Dringlichkeit, sie als eigenständige Klientengruppe anzusehen und im Erhalt ihrer Gesundheit und Lebensqualität zu unterstützen. Nur so kann die Pflege im familiären Kontext dauerhaft bestehen. Aus diesem Grund setzte sich die Ergotherapeutin in ihrer Diplomarbeit zum Ziel, einen ergotherapeutischen Präventivansatz für pflegende Angehörige zu entwickeln. Dieser sollte es ermöglichen, belastende Faktoren individuell zu erfassen und geeignete ergotherapeutische Interventionen anzubieten. Auf diese Weise gelingt ihrer Meinung nach eine klientenzentrierte, effektive Therapiegestaltung, Qualitätssicherung und nicht zuletzt eine Kostenreduzierung für das Gesundheitssystem. Als Basis für ihr Konzept wählte sie den Clinical-Reasoning-Prozess.


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Das Ergebnis

Birgit Wienholz beschreibt den dynamischen, therapeutischen Prozess mit dem pflegenden Angehörigen als Klienten. Sie benennt mögliche ergotherapeutische Präventionsverfahren: Der therapeutische Auftrag liegt insbesondere in der Aufklärung, Beratung und in der Vermittlung konkreten Handlungswissens. Dazu gehört die Entwicklung individueller Bewältigungsstrategien. Das können Entspannungsmethoden wie autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation oder das Wahrnehmen von Hobbys sein. Darüber hinaus kann die Prävention Hilfsmittelberatung und Wohnraumanpassung beinhalten, welche für die Verminderung körperlicher Belastungen relevant sind. Um die interdisziplinäre Kommunikation zu erleichtern, empfiehlt Birgit Wienholz die ICF als Rahmenstruktur im therapeutischen Prozess.


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Das Fazit

Zusammenfassend hält Birgit Wienholz fest, dass ...

  • > das ergotherapeutische Präventivkonzept ein Zusammentragen von Risiko- und Belastungsfaktoren bzw. Förderfaktoren und Barrieren fördert.

  • > das Konzept die Auswahl und Anwendung geeigneter Präventionsmaßnahmen gewährleistet.

  • > der Clinical-Reasoning-Prozess eine strukturierte Vorgehensweise bis zur Entscheidungsfindung zu gezielten Interventionen ermöglicht.

  • > man durch die ergotherapeutische Prävention Gesundheitsprobleme bei pflegenden Angehörigen vermeiden bzw. vermindern und deren Lebensqualität bestmöglich erhalten kann. Häufig leiden sie unter Erschöpfung oder einem beeinträchtigten Muskel- oder Skelettsystem sowie psychischen Belastungserscheinungen.

  • > durch die Schulung des Konzeptes eine professionelle Anwendung des Clinical-Reasoning-Prozesses und somit eine erfolgreiche Präventionsarbeit bei pflegenden Angehörigen stattfinden kann.

→ Wienholz B. Der Clinical-Reasoning-Prozess als Basis für einen ergotherapeutischen Präventivansatz bei pflegenden Angehörigen. Diplomarbeit an der Hochschule Fresenius Idstein University of Applied Sciences; 2011


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(Foto: F. Ziem)