Zentralbl Chir 2013; 138(01): 10
DOI: 10.1055/s-0033-1341293
Kurz referiert – Schwerpunkt Thoraxchirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sarkompatienten – Fehlende Evidenz der Lungenmetastasenchirurgie

Contributor(s):
Richard Kessing
Treasure T et al.
Pulmonary metastasectomy for sarcoma: a systematic review of reported outcomes in the context of Thames Cancer Registry data.

BMJ Open 2012;
2: e001736
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Publication History

Publication Date:
06 March 2013 (online)

 
 

Anhand einer Literaturrecherche lieferte eine englische Arbeitsgruppe einen aktuellen Überblick zur pulmonalen Metastasektomie bei Sarkomen. Die Ergebnisse verglichen sie mit den Resultaten eines der größten europäischen Krebsregister.
Treasure T et al. Pulmonary metastasectomy for sarcoma: a systematic review of reported outcomes in the context of Thames Cancer Registry data. BMJ Open 2012; 2: e001736

Die pulmonale Metastasektomie bei Osteosarkomen und Weichteilsarkomen wird bereits seit 40 Jahren durchgeführt und hat sich mittlerweile zum Standardverfahren entwickelt. Der Nutzen einer Operation bei Sarkomen ist bisher in Studien, insbesondere im Vergleich zu Nichtoperierten, nicht belegt. Die Entscheidung für das Therapiekonzept entsteht in enger Zusammenarbeit zwischen Spezialisten, nach Kriterien wie Zeitraum nach der ersten Operation, Anzahl und Wachstumsrate der Metastasen und deren Ansprechen auf die Chemotherapie.

Eine englische Arbeitsgruppe um T. Treasure recherchierte selektiv in Medline und in Übereinstimmung mit den PRISMA Statements (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) Ergebnisse der pulmonalen Metastasektomie bei Sarkomen. Erfasst wurden alle englischsprachigen Artikel unter den Begriffen Lunge, Metastasektomie und Sarkom der Jahre 1990 bis Juni 2011.

Nach einer Auswahl von 115 Artikeln kamen 18 Studien zur Auswertung, mit Patienten, bei denen ein- oder mehrmals eine pulmonale Metastasektomie durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 1357 ein- und mehrmalige pulmonale Metastasektomien bei Osteosarkomen, Weichteilsarkomen sowie gemischten Sarkomen durchgeführt.

Die Evidenz eines palliativen Nutzens durch die pulmonale Metastasektomie konnte nicht belegt werden. Auch Vergleichsstudien der Überlebensraten bei Patienten nach erfolgter pulmonaler Metastasektomie und solchen, die nicht operiert wurden, fanden sich nicht. Während es Hinweise auf Limitation der wiederholten Metastasektomie gab, fehlten solche auf nutzbringende Effekte.

Insgesamt lebte etwa jeder 3. Patient mit Osteosarkom und jeder 4. Patient mit Weichteilsarkomen noch 5 Jahre nach der Metastasektomie. Bessere Überlebensraten hatten Patienten mit geringer Metastasenanzahl und einer großen Zeitspanne zwischen Krebsdiagnose und Metastasierung. Im Vergleich dazu betrug die 5-Jahres-Überlebensrate des "Thames Cancer Registry" im Beobachtungszeitraum 1985–1994 und 1995–2004 für Osteosarkome 20 und 25 % und für Weichteilsarkome 13 und 15 %. Das "Thames Cancer Registry" ist eines der größten europäischen Krebsregister mit 2,7 Millionen Datensätzen der Bevölkerung von London, Surrey, Sussex und Kent.

Fazit

Die 5-Jahres-Überlebensraten eines selektierten Kollektivs von Sarkompatienten mit Lungenmetastasenchirurgie liegen im Vergleich höher als die eines unselektierten Patientenguts mit Metastasen eines Krebsregisters. Allerdings gibt es keine Evidenz dafür, dass die Unterschiede im Überleben auf die Metastasektomie zurückzuführen ist. Auch fanden sich keine Daten hinsichtlich einer Verbesserung der Atmung oder anderer Symptome. Zieht man die oft berichteten und sicheren Komplikationen durch die Thorakotomie in Betracht, besteht nach wie vor Bedarf an höherer Evidenz.


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