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DOI: 10.1055/s-0033-1337956
Grußwort der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH)
Publication History
Publication Date:
22 May 2013 (online)
Die deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) würdigt mit diesem Sonderband der Klinischen Pädiatrie die herausragenden Leistungen von Herrn Prof. Hansjörg Riehm in der Entwicklung der pädiatrischen Onkologie in Deutschland.
Prof. Riehm wurde 1933 in Herrenberg in Württemberg geboren. Er absolvierte sein Medizinstudium von 1952 bis 1957 in Tübingen, Kiel, Innsbruck und Berlin und promovierte 1959. 1960 war er zunächst als wissenschaftlicher Assistent am Pathologischen Institut der FU Berlin tätig, bevor er von 1962 bis 1967 seine Weiterbildung im Fach Kinderheilkunde an der Kinderklinik der FU Berlin absolvierte. Von 1967 bis 1969 forschte er als Gastwissenschaftler am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, einer der herausragenden Forschungsstätten auf dem Gebiet der Onkologie. Hier war er an der Entdeckung und Charakterisierung der Resistenz von Tumorzellen gegen Zytostatika beteiligt. 1972 habilitierte er sich mit der Arbeit „Mechanismen der zellulären Resistenz gegen antineoplastische Antibiotika in in-vitro Untersuchungen“. 1973 wurde Herr Prof. Riehm zum Leiter der Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie der FU Berlin ernannt und erhielt 1984 den Ruf auf eine Professur der Medizinischen Hochschule Hannover als Direktor der neu eingerichteten Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie am dortigen Zentrum für Kinderheilkunde und Humanmedizin.
Das visionäre und ausdauernde Wirken von Prof. Riehm war entscheidend für die revolutionäre Verbesserung der Heilungsrate der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) in den frühen 1970er Jahren. Inspiriert durch seinen Forschungsaufenthalt in den USA entwickelte er innovative Konzepte für die Behandlung der ALL bei Kindern. Seine Idee, die kindliche ALL initial mit einer maximalen Therapie zu behandeln, ist heute ein Meilenstein der Medizingeschichte. Sein resultierendes „West-Berlin-Protokoll“ musste Prof. Riehm zunächst mit bewundernswerter Courage gegen skeptische pädiatrische Kollegen durchsetzen. Durch sein vehementes Engagement prägte er mit diesem erfolgreichen neuen Behandlungskonzept, das später als erstes „BFM-Protokoll“ in die Annalen der pädiatrischen Onkologie einging, die Leukämietherapie nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Unter seiner Leitung bildete sich von 1974–1998 aus den ersten 3 tragenden Institutionen, Berlin, Frankfurt und Münster (BFM), die internationale BFM-Studiengruppe. Eine BFM-basierte Therapie wird heute in den USA, Canada, Europa, Russland, Südamerika, Australien, Neuseeland, dem Mittleren Osten und Asien durchgeführt. Eine Vielzahl von Kindern verdankt Prof. Riehm so direkt und indirekt ihr Leben.
Prof. Riehms wissenschaftlichen Aktivitäten beschränkten sich aber nicht auf die maßgebliche Beeinflussung der Konzepte für die ALL, sondern gaben auch entscheidende neue Impulse für die Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML), des Morbus Hodgkin, der Non-Hodgkin-Lymphome und der Hirntumoren. Für seine wissenschaftliche Arbeit wurden ihm zahlreiche Preise verliehen, u. a. 1973 der Kind-Philipp-Preis für Leukämieforschung, 1979 der Georg-Zimmermann-Preis für Krebsforschung, 1986 der Wissenschaftspreis der Deutschen Krebsgesellschaft und 1997 der Wissenschaftspreis der Deutschen Krebshilfe. Anlässlich seiner Emeritierung verlieh ihm die GPOH am 28. November 1997 die Ehrenmitgliedschaft.
Mit Prof. Riehm ehren wir in diesem Sonderband eine Persönlichkeit, die uns nicht nur erfolgreiche neue Konzepte der Leukämietherapie erschlossen hat, sondern die Entwicklung unseres gesamten Fachgebiets maßgeblich mitbestimmt hat. Herr Prof. Riehm darf als ein wesentlicher Begründer unserer heutigen GPOH-Studienkultur gelten und geehrt werden. Es ist für die GPOH eine große Ehre und Freude diesen Sonderband der Klinischen Pädiatrie Hansjörg Riehm zu widmen für seine außergewöhnlichen, epochalen Verdienste in unserem Fachgebiet.