Zentralbl Chir 2013; 138(01): 5-6
DOI: 10.1055/s-0033-1337680
Kurz referiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pankreaslinksresektion – Senkt ein Fibrinkleber-Vlies die Rate an Pankreasfisteln?

Contributor(s):
Marian Grade
Montorsi M et al.
Efficacy of an absorbable fibrin sealant patch (TachoSil) after distal pancreatectomy: a multicenter, randomized, controlled trial.

Ann Surg 2012;
256: 853-859
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Publication History

Publication Date:
06 March 2013 (online)

 
 

Die Pankreasfistel ist eine typische Komplikation nach distaler Pankreatektomie. Daher wird intensiv nach Strategien zur Prävention gesucht. Eine multizentrische randomisierte Studie untersucht, ob ein resorbierbares Fibrinkleber-Vlies hilfreich ist.
Montorsi M et al. Efficacy of an absorbable fibrin sealant patch (TachoSil) after distal pancreatectomy: a multicenter, randomized, controlled trial. Ann Surg 2012; 256: 853–859

Die postoperative Pankreasfistel (POPF) stellt nach wie vor eine häufige Komplikation nach einer distalen Pankreatektomie dar, die mit erheblichen Folgen für den Patienten assoziiert sein kann. Bisher gibt es keine effektiven Strategien, um die Rate an POPF zu senken. Auch in der kürzlich publizierten DISPACT-Studie (Diener et al., Lancet 2011) konnte kein Vorteil für die Pankreasdurchtrennung mittels Stapler im Vergleich zur konventionellen Durchtrennung gezeigt werden. Deshalb haben die Autoren aus Italien im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie untersucht, ob ein resorbierbares Fibrinkleber-Vlies (TachoSil) die Rate an POPF senken kann.

Zwischen Januar 2009 und Mai 2011 wurden 275 Patienten, die einer elektiven distalen Pankreatektomie zugeführt wurden, in einer der beiden Gruppen randomisiert: Applikation von TachoSil auf die Resektionsfläche (n = 145) oder kein Fibrinkleber-Vlies (Kontrollgruppe n = 130). Die Absetzung des Pankreas konnte dabei mittels Stapler oder durch direkte Durchtrennung erfolgen, laparoskopische und offene Verfahren waren zugelassen (jeweils nach Präferenz der Operateurs). Im Falle einer direkten Durchtrennung wurde der Pankreashauptgang in der Regel identifiziert und selektiv umstochen. Ausgeschlossen wurden Patienten mit einer chronischen Pankreatitis. Primärer Endpunkt war die Inzidenz an POPF, definiert nach den strikten Kriterien der International Study Group on Pancreatic Fistula (Bassi et al., Surgery 2005). Sekundäre Endpunkte waren der Amylasenachweis in einer Drainage (bestimmt an Tag 1, 3 und 5), das Zeitintervall bis zum Drainagezug und die Krankenhausliegedauer.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 275 Patienten aus 19 Zentren eingeschlossen, wobei die Patienten-Charakteristika beider Gruppen vergleichbar waren. 20 % der Eingriffe erfolgGrupten laparoskopisch, 21 % wurden milzerhaltend durchgeführt. Es zeigte sich nach Auswertung der Ergebnisse kein Unterschied in der Rate an POPF zwischen beiden Gruppen (TachoSil: 62 %; Kontrolle: 68 %; P = 0,267). Sofern nur Grad-B- und Grad-C-Fisteln betrachtet wurden, war die Fistelrate ebenfalls vergleichbar (TachoSil: 8 %; Kontrolle: 14 %; P = 0,139). Die Amylasewerte im Drainagesekret am 1. postoperativen Tag waren signifikant niedriger in der TachoSil-Gruppe (P = 0,025), an den beiden anderen Tagen wurden keine Unterschiede festgestellt. Das Zeitintervall bis zum Drainagezug und die Krankenhausliegedauer waren vergleichbar zwischen beiden Gruppen.


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Fazit

In dieser Studie wird klar aufgezeigt, dass das Aufbringen eines Fibrinkleber-Vlieses die Rate an Pankreasfisteln nicht reduzieren kann. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftig andere Strategien zur Fistelprävention identifiziert werden können. Anzumerken ist sicherlich, dass die sehr hohe Rate an postoperativen Fisteln von durchschnittlich 65 % überrascht, wobei der Großteil (83 %) biochemische Fisteln (Grad A, also ohne klinische Konsequenz) waren.


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