Pneumologie 2012; 66(12): 703
DOI: 10.1055/s-0032-1331642
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitsmedizin – Chronisch krank durch Bioaerosole?

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Publication Date:
10 December 2012 (online)

 

    Eine lang anhaltende Exposition gegenüber organischen Stäuben in Kompostieranlagen erhöht das Risiko von chronischem Husten und Schleimhautreizungen. Zu diesem Ergebnis kommt der Forschungsbericht "Gesundheitsrisiken durch biologische Arbeitsstoffe in Kompostierungsanlagen", den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) im November veröffentlicht hat. Der abschließende Bericht wertet die Ergebnisse einer weltweit ersten Langzeitstudie im Bereich Kompostierung aus. Ziel der Beobachtung über einen Zeitraum von 12–13 Jahren war es, den Einfluss organischer Stäube (Bioaerosole) auf den Gesundheitszustand von aktuellen und ehemaligen Beschäftigten in Kompostierungsanlagen zu untersuchen. Zwar haben sich die Lungenfunktionswerte der untersuchten Mitarbeiter verschlechtert, jedoch ist dies auch der Fall bei den ausgeschiedenen Beschäftigten (Drop-Outs) und in den Kontrollgruppen.

    Der BAuA-Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass es keinen gesicherten Zusammenhang zwischen einer Lungenfunktionseinschränkung und dem ständigen Kontakt zu Bioaerosolen gibt. Auch Allergien gegen Schimmelpilze und andere Mikroorganismen sind bei den untersuchten Kompostierarbeitern eher unterdurchschnittlich ausgeprägt. Hingegen weisen die ausgeschiedenen Beschäftigten die höchste Sensibilisierungsrate auf. Dieser Befund lässt sich mit dem "Healthy-Worker-Survivor- Effect" erklären. Das bedeutet, dass Beschäftigte langfristig einen Beruf ausüben, wenn sie die beruflich bedingten Belastungen gesundheitlich gut vertragen. Im Vergleich zur Kontrollgruppe leiden Kompostierarbeiter vermehrt unter Husten und Schleimhautreizungen insbesondere der Nase und Augen. Dies weist auf eine Erkrankung mit dem Mucous Membrane Irritation Syndrom (MMIS) hin. Diese MMIS-Symptome waren bei allen ehemaligen Beschäftigten vorhanden und hatten nach Ausscheiden aus dem Beruf deutlich abgenommen. Die ehemaligen Mitarbeiter klagten ebenfalls über Husten, der nicht nach Aufgabe der Tätigkeit verschwand. Hier gehen die Forscher von einer Chronifizierung im Sinne einer chronischen Bronchitis aus, die sich durch den langjährigen Kontakt mit Bioaerosolen entwickelt hat.

    Nach einer Mitteilung der BAuA, Berlin


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