ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2012; 121(10): 518
DOI: 10.1055/s-0032-1329644
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Presskeramik erhält durch CAD / CAM neue Impulse – Zahntechnischer Richtungswechsel – digitale Vorbereitung für analoges Finale

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Korrespondenzadresse

Ztm. Philipp von der Osten
DentalPlus Lab AG
Egerstraße 7
65205 Wiesbaden

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. Oktober 2012 (online)

 

Zahntechnik ist Handwerk und digitale Technik zugleich: zunächst manuelle Modellherstellung und -vorbereitung, dann wie virtuelles Design und automatisierte Herstellung. Doch es geht bei bestimmten Rehabilitationen unter Verwendung von Presskeramik auch umgekehrt: CAD / CAM-gestützte Fertigung von Wachsgerüsten, Fertigung analog der klassischen Lost-wax-Technik. Das spart Zeit, die in die individuelle Gestaltung investiert werden kann – Zeit für höherwertige Prothetik. Im Folgenden wird an einem Beispiel aufgezeigt, dass dies ein Konzept für den breiten Einsatz im zahntechnischen Alltag ist.

Vollkeramische Veneers, Inlays, Onlays und Kronen sind seit Jahrzehnten Bestandteil zahntechnischer Angebote. Ihre Herstellung erfolgte zunächst auf feuerfestem Stumpf und in keramischer Schichttechnik (z. B. Ducera Lay, DeguDent, Hanau), bevor Presskeramiken die Technik rationalisierten. Sie werden nach dem Verfahren der verlorenen Wachsform verarbeitet, so wie es von der Gusstechnik her bekannt ist. Mit dieser Methode ist es sogar möglich, unterschiedlich gefärbte Keramikrohlinge (Presspellets) in eine Küvette zu pressen. Die Gerüste werden in der als "Cut-back-Technik" bezeichneten teilanatomischen Herstellungsvariante mit geschichteter Keramik ergänzt oder vollanatomisch gestaltet und über die Maltechnik charakterisiert. Auch die "Umkehrung" ist möglich: Das Gerüst wird aus Zirkonoxid hergestellt, die Verblendung übergepresst. Auch in diesem Falle erfolgt die abschließende Charakterisierung mit Malfarben.

So eröffnet die Presstechnik dem zahntechnischen Labor ein breites Spektrum von Anwendungsmöglichkeiten. Der Autor und sein Team erläutern im Folgenden die klassische Nutzung dieser bewährten Technik, allerdings – und das ist neu – in Kombination mit CAD / CAM-gestützten Vorbereitungsschritten. Das Verfahren wird am Beispiel von 2 Seitenzahnrehabilitationen (26, 27) dargestellt.

Fertigungsschritte

Nach der Vorbereitung des Meistermodells erfolgte ein Scan der Stümpfe 26 und 27 mit einem Desktop-Scanner (3Shape, Kopenhagen) (Abb. [ 1 ]).

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Abb. 1 Die Ausgangssituation, wie sie sich auf dem Modell darstellt (mit freundlicher Genehmigung von P. von der Osten).

Nach einem Design-Check am Bildschirm wurden die Daten an das laboreigene Fräsgerät gesendet (Cercon brain expert, DeguDent, Hanau) und die Kronen aus CAM-Fräswachs (Cercon wax, DeguDent) herausgefräst (Abb. [ 2 ]).

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Abb. 2 Die gefrästen Wachskronen – die Konnektoren (Verbinder) wurden mit Fräsen vorsichtig entfernt (mit freundlicher Genehmigung von P. von der Osten).

Das Wachsaustreiben, Vorwärmen und Pressen der Keramikpellets (Cergo Kiss, Farbe I2, DeguDent) im Pressofen (ProFire2 press, DeguDent) erfolgte entsprechend den Angaben in der Gebrauchsanweisung.

Für einen Morphologie-Check wurden die Dreiviertelkronen mit Goldpuder bestäubt, wodurch das Okklusalrelief und die feine keramische Oberflächentextur gut zu beurteilen waren. Nun folgte der letzte Arbeitsschritt: Nach gründlicher Reinigung der Kronen begann das Auftragen der Malfarbe entsprechend der Farbe der Nachbarzähne. Die Eingliederung der Kronen fand entsprechend dem Protokoll für die adhäsive Befestigung statt. Da wir über die CAM-Software den Klebespalt in die Gestaltung der Kronen eingerechnet hatten, saßen diese perfekt in Okklusion. Die frisch eingesetzten Rehabilitationen zeigen keine farblichen Auffälligkeiten (Abb. [ 3 ]).

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Abb. 3 Endsituation direkt nach Einsetzen und Entfernen des Kofferdams – das Zahnfleisch ist noch etwas gerötet (mit freundlicher Genehmigung von P. von der Osten).

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Diskussion

Die digitalen Verfahren erleichtern vor allem bei Kronen- und Brückenrehabilitationen die Arbeit. Darum erfolgt im Labor des Autors immer öfter eine Ausweitung des Einsatzgebiets. So wurde auch hier für die Gerüstherstellung die CAD / CAM-Technik gewählt. Software-seitig liegen die Vorteile in einer mikrometergenauen Zahnarzt- oder indikationsindividuellen Vorwahl der Zement- oder Klebefuge sowie einem Designvorschlag für die Rehabilitation.

Mit den heute zur Verfügung stehenden CAM-Werkstoffen, wie Zirkonoxid, Kunststoff oder Wachs, kann das laboreigene Fräsgerät für die unterschiedlichsten Rehabilitationsarten verwendet werden. Der Zeitgewinn aus den vereinfachten Fertigungsprozessen wird für die ästhetische und funktionelle Gestaltung der Arbeiten genutzt.

Danksagung

Der Autor und sein Team bedanken sich für die gute Zusammenarbeit bei Dr. Günther Droege, DentalPlus Droege u. Saneke Partnerschaftsgeselllschaft (Wiesbaden) sowie dem Team von DentalPlus Lab AG.


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Korrespondenzadresse

Ztm. Philipp von der Osten
DentalPlus Lab AG
Egerstraße 7
65205 Wiesbaden


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Abb. 1 Die Ausgangssituation, wie sie sich auf dem Modell darstellt (mit freundlicher Genehmigung von P. von der Osten).
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Abb. 2 Die gefrästen Wachskronen – die Konnektoren (Verbinder) wurden mit Fräsen vorsichtig entfernt (mit freundlicher Genehmigung von P. von der Osten).
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Abb. 3 Endsituation direkt nach Einsetzen und Entfernen des Kofferdams – das Zahnfleisch ist noch etwas gerötet (mit freundlicher Genehmigung von P. von der Osten).