Dialyse aktuell 2012; 16(08): 443
DOI: 10.1055/s-0032-1329356
Journal-Club
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patienten mit Nierentumoren – Nierenerhalt führt zu besserer Nierenfunktion und erhöhtem Gesamtüberleben

Contributor(s):
Kerstin Junker
Kim SP, Thompson RH, Boorjian SA et al.
Comparative effectiveness for survival and renal function of partial and radical nephrectomy for localized renal tumors: a systematic review and meta-analysis.

J Urol 2012;
188: 51-57
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 October 2012 (online)

 
 

Quelle: Kim SP, Thompson RH, Boorjian SA et al. Comparative effectiveness for survival and renal function of partial and radical nephrectomy for localized renal tumors: a systematic review and meta-analysis. J Urol 2012; 188: 51–57

Thema: Retrospektive Daten haben in verschiedenen Studien gezeigt, dass das onkologische Outcome bei partieller Nephrektomie – also organerhaltender Tumorresektion – dem der radikalen Tumornephrektomie äquivalent ist. Darüber hinaus wurde ein erhöhtes Gesamtüberleben beobachtet, wahrscheinlich basierend auf einer besseren Nierenfunktion. In dieser Metaanalyse sollten Gesamtüberleben, tumorspezifisches Überleben und chronische Nierenerkrankung zwischen organerhaltender und radikaler Tumorchirurgie verglichen werden.

Projekt: Wissenschaftliche Datenbanken und Register wurden bis einschließlich Februar 2011 zur Identifizierung von geeigneten Studien zur partiellen und radikalen Tumornephrektomie ausgewertet. Die primären Endpunkte waren Gesamt- und tumorspezifisches Überleben. Der sekundäre Endpunkt war die chronische Nierenfunktionseinschränkung nach Operation. Der Einfluss auf die Nierenfunktion wurde über die glomeruläre Filtrationsrate oder die Notwendigkeit der Hämodialyse gemessen. 36 englischsprachige Studien und damit 41 010 Patienten entsprachen den Anforderungen für einen systematischen Review bezüglich der primären und sekundären Endpunkte.

Ergebnisse: 77 % bzw. 23 % der Patienten wurden mit einer radikalen bzw. partiellen Tumornephrektomie therapiert. Die organerhaltende Operation korrelierte mit einem um 19 % erhöhten Gesamtüberleben und einem um 29 % gesenkten tumorbedingten Versterben sowie mit einem um 61 % erniedrigten Risiko der chronischen Nieren-Funktions-Einschränkung im Beobachtungszeitraum. Unter Berücksichtigung der Heterogenität der verwendeten Studien und der "random effect models" erwiesen sich das Gesamtüberleben und die Nierenfunktion als signifikant different.

Fazit: Die organerhaltende Tumorchirurgie verbessert das Gesamtüberleben sowie den Erhalt der Nierenfunktion bei zumindest gleichem onkologischem Outcome im Vergleich zur radikalen Tumornephrektomie bei Patienten mit organbegrenzten Tumoren.

Schlüsselwörter: Nierentumoren – organerhaltende Tumorchirurgie – bessere Nierenfunktion – erhöhtes Gesamtüberleben

Kommentar

Die hier dargestellten Daten stehen im Einklang mit den Empfehlungen der nationalen und internationalen Leitlinien zum Organerhalt bei Tumoren bis 7 cm (T1) unter Berücksichtigung der Lokalisation. Das verbesserte Gesamtüberleben basiert wahrscheinlich auf einer besseren Nierenfunktion. Dies wird auch durch frühere Arbeiten belegt. So zeigten Weight et al. in einer multivariaten Analyse ein 2,5-fach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko nach 5 Jahren bei vergleichbarer Komorbidität und vergleichbarem Patientenalter nach Nierentumorchirurgie aufgrund benigner Läsionen [ 1 ]. Die postoperative glomeruläre Filtrationsrate war ein unabhängiger Prädiktor des Gesamtüberlebens und des kardiovaskulären Überlebens. Der Zusammenhang zwischen der glomerulären Filtrationsrate und einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität sowie einer verkürzten Lebenserwartung wurde bereits im Jahre 2004 durch Go et al. belegt [ 2 ].

Andererseits zeigt die prospektive Studie der EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer) ein verbessertes oder gleichwertiges Gesamtüberleben bei radikaler Tumornephrektomie [ 3 ]. Die Schwäche dieser Studie liegt jedoch in einer geringen Patientenzahl, substanziell fehlenden Nachsorgedaten und dem Crossover und erreichte nicht die notwendige Einschlussrate. Zusammenfassend sollte die Nierenteilresektion die Therapie der Wahl bei Nierentumoroperation sein, wenn sie technisch machbar ist.


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  • Literatur

  • 1 Weight CJ, Lieser G, Larson BT et al. Partial nephrectomy is associated with improved overall survival compared to radical nephrectomy in patients with unanticipated benign renal tumours. Eur Urol 2010; 58: 293-298
  • 2 Go AS, Chertow GM, Fan D et al. Chronic kidney disease and the risks of death, cardiovascular events, and hospitalization. N Engl J Med 2004; 351: 1296-1305
  • 3 Van Poppel H, Da Pozzo L, Albrecht W et al. A prospective, randomised EORTC intergroup phase 3 study comparing the oncologic outcome of elective nephron-sparing surgery and radical nephrectomy for low-stage renal cell carcinoma. Eur Urol 2011; 59: 543-552

  • Literatur

  • 1 Weight CJ, Lieser G, Larson BT et al. Partial nephrectomy is associated with improved overall survival compared to radical nephrectomy in patients with unanticipated benign renal tumours. Eur Urol 2010; 58: 293-298
  • 2 Go AS, Chertow GM, Fan D et al. Chronic kidney disease and the risks of death, cardiovascular events, and hospitalization. N Engl J Med 2004; 351: 1296-1305
  • 3 Van Poppel H, Da Pozzo L, Albrecht W et al. A prospective, randomised EORTC intergroup phase 3 study comparing the oncologic outcome of elective nephron-sparing surgery and radical nephrectomy for low-stage renal cell carcinoma. Eur Urol 2011; 59: 543-552