Handchir Mikrochir Plast Chir 2012; 44(05): 306-309
DOI: 10.1055/s-0032-1323712
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklung von Verweildauer und Vergütung handchirurgischer Elektiveingriffe durch Einführung der DRGs in Deutschland

Development of Length of Stay and Reimbursement in Elective Hand Surgery after the Introduction of DRGs in Germany
P. Gonser
1   Abteilung für Hand-, Plastische, rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen
,
O. Lotter
1   Abteilung für Hand-, Plastische, rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen
,
H.-E. Schaller
1   Abteilung für Hand-, Plastische, rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen
,
P. Jaminet
1   Abteilung für Hand-, Plastische, rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität Tübingen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

eingereicht 26 November 2011

akzeptiert 03 August 2012

Publication Date:
01 October 2012 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund:

Das deutsche Fallpauschalensystem ist seit seiner Einführung oft subjektiv und fachgebietsübergreifend mit negativen Konnotationen behaftet. Häufige Kritikpunkte sind eine Verschlechterung der Patientenversorgung durch eine sinkende Verweildauer sowie ein Rückgang der Erlöse. In der folgenden Untersuchung wird die Entwicklung von Verweildauer und Erlösen anhand der 3 häufigsten handchirurgischen Elektiveingriffe analysiert und verglichen.

Material und Methoden:

Die Hauptdiagnosen Kahnbein-Pseudarthrose (PSA), Dupuytren’sche Kontraktur (DK) und Rhizarthrose (RIA) wurden hinsichtlich Fallzahl, Verweildauer, Erlös pro Tag und Gesamterlös in den Jahren 2000 und 2010 inflationsbereinigt miteinander verglichen. Als Grundlage dienten die Daten unserer Klinik. Berufsgenossenschaftlich versicherte Patienten wurden nicht eingeschlossen. Es wurden ausschließlich stationäre Fälle betrachtet.

Ergebnisse:

Bei PSA und RIA ist eine Zunahme der Fallzahlen zu verzeichnen (PSA: +11 Fälle; RIA: +26 Fälle), bei DK ein Rückgang (− 7 Fälle). Die Summe der Gesamtliegetage sank trotz überwiegend steigender Fallzahlen zwischen 65 (RIA) und 260 Tagen (DK). Die durchschnittliche Verweildauer fiel zwischen 3,1 Tagen bei DK (48,4%) und 4,1 Tagen bei PSA (52,6%). Der durchschnittliche Erlös pro Tag im Jahr 2000 betrug insgesamt 379 €, was inflationsbereinigt 442 € im Jahr 2010 entspricht. Der durchschnittliche Erlös pro Tag im Jahr 2010 lag bei 755 € (RIA), 797 € (PSA) und 876 € (DK). Die Erlöse pro Fall waren im Jahr 2010 jedoch nur dann höher als im Jahr 2000, wenn 5 (RIA) bzw. 6 Liegetage (DK und PSA) nicht überschritten wurden.

Schlussfolgerung:

Bei sinkenden Erlösen pro Fall stiegen durch eine Senkung der Liegetage die durchschnittlichen Erlöse pro Tag an. Eine positive oder zumindest gleichwertige Erlössituation kann vor dem Hintergrund der DRGs somit nur durch eine deutliche Verdichtung von Arbeit und Verkürzung der Liegetage erreicht werden.

Abstract

Background:

Since its introduction in Germany, the DRG (Diagnosis-Related Groups) system is often fraught with negative connotations. Frequent points of criticism are a deterioration of patient care by decreasing length of stay (LOS) in hospital and a decline in reimbursement. The following investigation analyzes and compares the development of length of stay and reimbursement in hand surgery based on the 3 most common elective procedures.

Material and Methods:

The main diagnoses scaphoid nonunion (PSA), Dupuytren’s contracture (DK) and rhizarthrosis (RIA) were evaluated for number of cases, length of stay, reimbursement per day and total reimbursement in 2000 as well as 2010 based on the data of our clinic. Patients covered by the Employers’ Liability Insurance were not included. Only inpatient cases were considered.

Results:

In PSA and RIA an increase in the number of cases is reported (PSA: +11 cases; RIA: +26 cases) and a decrease in DK ( − 7 cases). The sum of the total hospital days declined despite rising case numbers predominantly between 65 (RIA) and 260 days (DK). The average LOS decreased by 3.1 days at DK (48.4%) to 4.1 days at PSA (52.6%). Average revenues per day in 2000 amounted to 379 €, which corresponds to 442 € adjusted for inflation in 2010. Average revenue per day in 2010 was 755 € (RIA), 797 € (PSA) and 876 € (DK). Revenue per case in 2010 were only higher than in 2000, when 5 (RIA) or 6 hospital days (DK and PSA) were not exceeded.

Conclusion:

With declining revenue per case, the average income per day increased by a reduction in hospital days. A positive or at least equivalent revenue situation can thus only be achieved by a distinct concentration of labor and reduction of hospital days under the DRG-system.