B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2012; 28(4): 151
DOI: 10.1055/s-0032-1320134
Editorial
Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Editorial

K Pfeifer
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Publication Date:
23 August 2012 (online)

 

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    das Internet bietet eine Vielfalt an neuen Zugangswegen im Bereich von Gesundheitsförderung und Prävention sowie kurativer Versorgung und Rehabilitation. Dabei ist das Einsatzspektrum sehr groß. Einfache Informationsseiten im Internet ermöglichen eine schnelle Orientierung bei Gesundheitsstörungen und deren Behandlung. Interaktive und individualisierte Wissens- und Lernportale bieten Aufklärung für Betroffene. Telemedizinische Anwendungen ermöglichen die ortsungebundene Behandlung und Betreuung von Patientinnen und Patienten. Die vielfältigen Möglichkeiten der Datenspeicherung und -übermittlung ermöglichen die zentren- und professionsübergreifende Kommunikation von Gesundheitsdaten sowie Individualisierung und Effizienzsteigerung von Leistungen zur Gesundheitsversorgung. Bei allen Anwendungen muss die Gewährleistung der individuellen Rechte von Kunden und Betroffenen in Bezug auf Vertraulichkeit und Datenschutz selbstverständlich eine Grundvoraussetzung sein.

    Auch für Bewegungstherapie und Gesundheitssport ergeben sich durch die Nutzung der „neuen Medien“ spannende neue Möglichkeiten und auch hier mit großer Einsatzbreite. Diese reicht z. B. von einfacher Information und Animation auf Internetseiten über das mehr oder weniger interaktive Bewegungscoaching mit SMS-Erinnerungen, der Nutzung von Bewegungstagebüchern im Netz, einfacher „telemedizinischer“ Übermittlung von Übungs- und Trainingsformen bis hin zu hoch interaktivem, verhaltensbezogenem „E-Training“ mit dem Ziel, Bindung an körperliche Aktivität herzustellen und zu sichern oder dem Zusammenschluss von Aktiven auf Kommunikationsplattformen mit neuen Formen des sozialen Austauschs und des gemeinsamen Sportreibens.

    Die Vorteile liegen auf der Hand. Denkbar sind zum Beispiel flexible, individuell steuerbare adaptive Interventionen, die Zugang sowie Übung und Training jederzeit und ortsungebunden ermöglichen. Solche Interventionen können – mit hoher Betreuungskapazität – begleitend und ergänzend zu Gesundheitssportangeboten oder zur Bewegungstherapie durchgeführt werden oder auch in Nachsorgeprogramme eingebunden werden, um eine längere persönliche Betreuung von Klienten und Klientinnen zu ermöglichen. Dabei wird über entsprechende Internetplattformen z. B. eine längerfristige und ökonomisch umsetzbare persönliche Begleitung durch Therapeutinnen und Therapeuten machbar. Somit können möglicherweise in Bezug auf die so notwendige, aber schwierige Initiierung körperlich aktiver Lebensstile auch bessere Effekte erzielt werden.

    Aber, wie verträgt sich der Einsatz solcher neuer Anwendungen mit der Qualität von Bewegungstherapie und Gesundheitssport? Wie mit dem Berufsethos von Bewegungstherapeutinnen und -therapeuten bzw. Kursleiterinnen und Kursleitern, für die der persönliche Kontakt von Angesicht zu Angesicht in der Vermittlung von Bewegung und Sport bislang prägend ist? Wie können Assessments eingebunden werden, wie erfolgt die didaktische Individualisierung und Differenzierung, und wie kontrolliert man Risiken? Wie verändert sich die Arbeitswelt in der Bewegungstherapie – gefährdet die Nutzung neuer Medien womöglich Arbeitsplätze oder birgt sie eher die Möglichkeiten für bessere Effekte, eine stärkere Professionalisierung und eine verbesserte Kommunikation über die Professionen hinweg? Wichtig ist auch, inwieweit die relevanten Zielgruppen (z. B. Menschen höheren Lebensalters mit Mehrfacherkrankungen) tatsächlich erreicht werden können, wie Angebote gestaltet sein müssen, damit die Abbruchquoten niedrig bleiben und wie Qualitätssicherung insgesamt gelingen kann.

    Der DVGS befasst sich intensiv mit den oben stehenden Möglichkeiten und Fragen und ist an der Entwicklung und Evaluation neuer Konzepte beteiligt. Im vorliegenden Heft Ihrer Zeitschrift „Bewegungstherapie und Gesundheitssport“ finden Sie einige Beispiele für die gewinnbringende Nutzung des Internets im Rahmen von Bewegungstherapie und Gesundheitssport – machen Sie sich ein Bild!

    Mit besten Grüßen,

    Ihr Prof. Dr. K. Pfeifer


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