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DOI: 10.1055/s-0032-1315011
Ophthalmopathologie
OphthalmopathologyPublication History
Publication Date:
25 July 2012 (online)
Die Ophthalmopathologie fristet in Deutschland eher ein „stiefkindliches“ Dasein, obwohl sie viel zum Fortschritt der Augenheilkunde beigetragen hat und weiterhin beiträgt. Rohrbach aus Tübingen beleuchtete vor 3 Jahren die Situation der Ophthalmopathologie in Deutschland [1] und stellte fest, dass einige ophthalmopathologische Labore aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden mussten. Dies darf sich aber – trotz aller wirtschaftlichen Überlegungen und Zwänge – nicht fortsetzen, da die Ophthalmopathologie auch für die Forschung eine absolute Notwendigkeit ist [1]. Ich möchte mit diesem Editorial daher erneut eine Lanze für diesen Fachbereich brechen.
Die Ophthalmopathologie bietet die in der Medizin äußerst seltene Chance der Korrelation klinischer (Spaltlampen-)Befunde mit dem histologischen Bild. Dadurch besteht für den Augenarzt die Möglichkeit, seine diagnostischen Fähigkeiten zu verbessern oder weitergehende pathogenetische bzw. pathophysiologische Überlegungen auf Basis des histologischen Wissens anzustellen und darauf basierend therapeutische Entscheidungen zu treffen. Es sollte nicht zugelassen werden, dass die Ophthalmopathologie in absehbarer Zukunft aus wirtschaftlichen Gründen nur noch von Pathologen durchgeführt wird, da wir dadurch nicht nur die Chance auf eine optimale klinische, sondern auch auf eine verbesserte histologische Diagnostik verlieren. Damit steht und fällt auch die entsprechende prä- und postoperative Patientenversorgung. Pathologen verfügen nicht (wie die meisten Ophthalmopathologen, die zumindest in Deutschland im Allgemeinen Augenärzte sind) über die Möglichkeit der klinisch-pathologischen Korrelation. Ohne diese ist es z. B. sehr schwierig, eine Hornhautdystrophie korrekt einzuordnen oder auch postoperative Artefakte nach (intra)okularen Operationen zu erkennen, wo Ophthalmochirurgie letztendlich angewandte Ophthalmoanatomie und -pathologie ist [2]. Im Sinne der Patienten ist es auf der anderen Seite aber auch wichtig, dass der Ophthalmopathologe seine Grenzen erkennt und in entsprechenden Fällen (wie z. B. bei Lymphomen oder der Metastase eines augenfernen Organs) mit den Pathologen und ggf. den Dermatopathologen zusammenarbeitet.
Klinisch-pathologische Korrelationen von wichtigen Vorderabschnittsveränderungen finden Sie im Beitrag von Laura Bredow aus Freiburg. Hier werden gängige Lidtumoren, Veränderungen der Hornhaut, Iris und Vorderkammer behandelt. Es wird auf Feinheiten hingewiesen, die für die Diagnosestellung relevant sind. Seit einigen Jahren besteht die Möglichkeit, Vorderabschnittsveränderungen mittels „klinischer Histologie“ durch neuere bildgebende Verfahren wie in vivo konfokale Mikroskopie des Vorderabschnitts darzustellen. Dadurch haben wir klinisch die Möglichkeit, tiefere Gewebsschichten auf zellulärer Ebene darzustellen, und können nun auch diese zusätzliche Information mit dem histologischen Bild korrelieren und unsere klinische Diagnostik verbessern. Hierzu lesen Sie den Beitrag von Elisabeth Messmer aus München, in dem neben normalen Befunden pathologische Veränderungen der Lider, Bindehaut und Hornhaut mit eindrucksvollen Bildern aufgezeigt werden. Nicht zuletzt werden in dieser Ausgabe auch Veränderungen des Hinterabschnitts und der Orbita von Martina Herwig aus Bonn unter die Lupe bzw. das Mikroskop genommen.
Wir hoffen, Ihnen damit die Ophthalmopathologie etwas schmackhaft gemacht zu haben und wünschen Ihnen durch die 3 Beiträge einen relevanten Wissensgewinn für Ihren klinischen Alltag!
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Literatur
- 1 Rohrbach JM, Auw-Hädrich C, Messmer EM et al. Zur Situation der Ophthalmopathologie in Deutschland: eine aktuelle Bestandsaufnahme. Klin Monatsbl Augenheilkd 2009; 226: 740-746
- 2 Naumann GOH, Holbach L, Kruse FE. Applied Pathology for Ophthalmic Microsurgeons. Berlin, Heidelberg: Springer; 2008