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DOI: 10.1055/s-0032-1304138
Pneumonie - Neuer immunologischer Therapieansatz wirkungslos
Publication History
Publication Date:
15 February 2012 (online)
Die Blockierung gewebeabhängiger Gerinnungsfaktoren kann den klinischen Verlauf einer schweren, ambulant erworbenen Pneumonie nicht beeinflussen. Der selektive Inhibitor des extrinsischen Weges der Blutgerinnung Tifacogin hat keinen Einfluss auf die hohen Mortalitätsraten, so das Resultat der internationalen Multicenterstudie von R. G. Wunderink et al.
Am J Respir Crit Care Med 2011; 183: 1561-1568
Die schwere, ambulant erworbene Pneumonie mündet oft in einer Sepsis. Über eine Aktivierung der Gerinnung kommt es zur disseminierten Mikroembolisierung. Diese führt schließlich zum Multiorganversagen. Als Trigger dieser fatalen Gerinnungsdysfunktion werden Gewebefaktoren diskutiert. Erste retrospektive Studien ergaben Hinweise darauf, dass die Mortalitätsprognose durch eine prophylaktische Blockierung dieser Gewebefaktoren verbessert werden kann. Dieser Befund bedurfte einer prospektiven Überprüfung.
Im Rahmen der internationalen Multicenterstudie prüfte das Autorenteam um R. G. Wunderink von der Feinberg School of Medicine in Chicago deshalb den Nutzen von Tifacogin, einem rekombinanten Gewebefaktorhemmer. Die Studie wurde in einem prospektiven, placebokontrollierten Studiendesign bei 2138 Patienten mit akuter ambulant erworbener Pneumonie durchgeführt. Die Patienten der Tifacogingruppe erhielten bei Aufnahme 0,025 mg/ kg/h über 96 Stunden. Ein initial geplanter Versuch mit einer höheren Dosis wurde abgebrochen. Hier hatte sich frühzeitig die Unwirksamkeit gezeigt. Studienendpunkt war die 28-Tage-Mortalität. Aspekte des klinischen Verlaufs (z. B. Beatmungstage) bildeten die sekundären Endpunkte.
Kein Prognosevorteil bei Tifacogin
Die Patienten unter Tifacogin hatten keinen Prognosevorteil. Ihre Kurzzeitmortalität lag, identisch zur Placebogruppe, bei 18 %. Auch auf den klinischen Verlauf hatte die Tifacogin-Prophylaxe keinen Einfluss. Auffallend war, dass trotzdem die erwarteten positiven Effekte auf die Gerinnungsparameter reproduzierbar waren. Die Spiegel der Prothrombinfragmente und die der Antithrombinkomplexe waren unter Tifacogin adäquat vermindert.
Der prophylaktische Einsatz von Tifacogin bei schwerer, ambulant erworbener Pneumonie erscheint nicht sinnvoll. Die Nutzung dieses neuen pharmakologischen Ansatzes führt zu keiner Verbesserung der klinischen Prognose. Der Grund hierfür bleibt unklar, denn unter der Medikation kam es durchaus zu den erwarteten, hypothetisch als günstig eingestuften, Veränderungen im Gerinnungssystem, so die Autoren.
Dr. Horst Gross, Berlin
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