Diabetes aktuell 2011; 9(08): 376-377
DOI: 10.1055/s-0031-1301120
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Individualisierte Therapie – Inkretine oder Insulin: kein Gegensatz in der Diabetesbehandlung

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Publikationsdatum:
12. Januar 2012 (online)

 

In den 1980iger Jahren gelang der Nachweis von Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1), einem endokrinen Peptid, das die glukoseabhängige Insulinausschüttung vermittelt und von neuroendokrinen Zellen des Darms gebildet wird. Die Weiterentwicklung dieses Prinzips, das nur im hyperglykämischen Bereich wirkt und somit keine Hypoglykämien verursachen kann, führte zu inkretinbasierten Therapien, die bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes zunehmend an Bedeutung gewinnen. Rückt deswegen die Insulintherapie als wesentliche Therapieoption in den Hintergrund? In einer Pro & Kontra Diskussion anlässlich der Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, beleuchteten Dr. Siegmund, München, und Dr. Lueg, Hameln, den Stellenwert beider Therapieregime für die individualisierte Therapie des Patienten. Um es vorweg zu nehmen: Es gab keinen grundsätzlichen Dissens über den Weg zur Erreichung eines individuellen Therapieziels, damit die Patienten von einer optimierten Therapie profitieren können. Denn die Typ-2-Diabetiker, so alle Beteiligte, sind eine heterogene Gruppe. Demnach ist die individualisierte Therapie unabdingbar, um der facettenreichen Erkrankung gerecht zu werden.

Nach Siegmund sollten DPP-4-Inhibitoren möglichst frühzeitig mit Beginn der Erkrankung, das heißt nach oder beginnend in Kombination mit Metformin zum Einsatz kommen, um das Therapieziel eines HbA1c unter 6,5 %, gemäß der Diabetesleitlinien, zu erreichen und dies ohne Gefahr von Hypoglykämien und einer Gewichtszunahme. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Wirkstoffe wenig hinsichtlich Effektivität und Nebenwirkungen. Als einziger DPP-4-Hemmer ist Sitagliptin (Xelevia®) zur Monotherapie zugelassen und steht deswegen als Alternative zur Verfügung, wenn Metformin wegen Unverträglichkeiten und Kontraindikationen nicht eingesetzt werden kann. Darüber hinaus kann Sitagliptin auch über eine lange Erkrankungsdauer eingesetzt und gegebenenfalls als erster und einziger DPP-4-Inhibitor auch frühzeitig mit Insulin kombiniert werden.

Stadiengerechtes Vorgehen, statt entweder oder

Lueg war sich mit Siegmund einig, dass es bei der Typ-2-Diabetesbehandlung nicht um ein Entweder Oder zwischen inkretinbasierter oder insulinisierter Therapie geht, sondern um ein stadiengerechtes Vorgehen, wobei ein DPP-4-Hemmer meist vor der Insulinbehandlung, bei Bedarf in Kombination mit Insulin eingesetzt wird.

Für Lueg ist die Behandlung des Typ-2-Diabetes mit Insulinen eine effektive, sichere und gut praktikable Therapieoption, die insbesondere bei hohem HbA1c oder langer Therapiedauer meist alternativlos ist. Auch die Gewichtszunahme unter Insulingabe ist vermeidbar, wenn der Patient regelmäßig bezüglich seines Ernährungs- und Bewegungsverhaltens beraten wird.

Richard Kessing, Zeiskam

Quelle: "Pro & Kontra Diskussion: Inkretin-basierte Therapie vs. Insulintherapie" Symposium anlässlich der 5. Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft 2011 in Berlin. Veranstalter: Berlin Chemie AG, Berlin


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