Z Orthop Unfall 2011; 149(06): 621
DOI: 10.1055/s-0031-1299618
Für Sie gelesen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Achskorrektur des OSG – Die Fibula muss in Betracht gezogen werden!

Further Information

Publication History

Publication Date:
20 December 2011 (online)

 
 

Die supramalleoläre Tibiaosteotomie wird als gelenkerhaltende operative Maßnahme zur Lastumverteilung im OSG durchgeführt. Klinische Studien zeigen gute bis sehr gute Resultate der tibialen Achskorrektur beim Vorliegen einer Varus- oder Valgus- Osteoarthrose des OSG. Das Ziel der vorliegenden Studie war die topografische Druckanalyse im tibiotalaren Gelenk nach varisierenden oder valgisierenden Korrektur-Osteotomien der Tibia.
The role of the fibula in varus and valgus deformity of the tibia: a biomechanical study. J Bone Joint Surg B 2011; 93: 1232–1239

Studiendesign

17 humane Präparate wurden in 2 Gruppen eingeteilt. In der ersten Gruppe erfolgten isolierte Tibiaosteotomien bei intakter Fibula. In der zweiten Gruppe erfolgte eine additive Fibulaosteotomie (oberhalb der Syndesmose). Mittels der Tibiaosteomie und den eingebrachten Abstandhaltern konnte jeweils eine 5 °, 10 ° und 15 ° Varus- und Valgusposition der Tibia erreicht werden.

Die zyklische axiale Belastung erfolgte mit Krafteinleitung über die Tibia mit 700 N, das OSG befand sich dabei immer in der Neutralposition. Der Vorfuß war fixiert, der Rückfuß war nicht fixiert. Die Erfassung der topografischen Belastung erfolgte mittels einer TekScan-Folie zwischen dem Talusdom und der distalen Tibiagelenkfläche, die Lastübertragung über den Malleolen wurde nicht erfasst.


#

Ergebnisse

In der Gruppe mit intakter Fibula zeigte sich eine nicht signifikante aber tendenzielle Lastverschiebung in konträrer Richtung als erwartet. Nur in der zweiten Gruppe mit additiver Fibulaosteotomie, konnte nach Valgusosteotomie eine Lastverschiebung nach posterolateral und nach Varusosteotomie nach anteromedial erreicht werden.

Kommentar

Die dargestellten Lastreduktionen decken sich mit den Ergebnissen der klinischen Studien. Die vorliegende Arbeit betont insbesondere die Rolle der additiven Fibulaosteotomie bei gelenkerhaltenden Achskorrekturen des OSG. Die Fibula wird als restriktiver Faktor des OSG bestätigt. Nach varisierender Osteotomie konnte der Rückfuß erst nach additiver Fibulaosteotomie eine Varusposition einnehmen, mit konsekutiver Verschiebung der Lastübertragung nach anteromedial im tibiotalaren Gelenk. Die Autoren schlussfolgern, dass bei der Durchführung einer Achskorrektur des OSG die Fibula mit in Betracht gezogen werden muss. Einschränkend ist die fehlende Belastungsanalyse der Malleolen zu nennen, insbesondere nach varisierender Osteotomie kann es zu einer Verkippung des Talus kommen, mit vermehrter Lastübertragung über den Malleolus medialis. Des Weiteren erfolgte die Belastung nur in Neutralstellung des OSG und ohne Analyse der Lastübertragung im subtalaren Gelenk. Das subtalare Gelenk sollte jedoch hinsichtlich seiner Kompensationsmöglichkeit bei der Planung einer Korrekturosteotomie mit in Betracht gezogen werden.

Dr. med. Hazibullah Waizy

Dr. med. Hazibullah Waizy
Department für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover
E-Mail:
hazibullah.waizy@ddh-gruppe.de

Zoom Image
(©Fotolia)

#
#

 
Zoom Image
(©Fotolia)