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DOI: 10.1055/s-0031-1293582
Vier im Visier
Publication History
Publication Date:
21 October 2011 (online)
MOTORIK
#Mit hohem Spaßfaktor


Zwei ehemalige Leistungssportlerinnen haben drei Kartenspiele herausgebracht, mit denen Therapeuten Kinder in spielerischer Form zu motorischen Aktivitäten motivieren können. Die Spiele differieren inhaltlich, haben aber die gleichen Spielregeln und sind auch gleich gestaltet. Sie liefern in kurzer Zeit viele Ideen, die auf unterschiedlichste Art und Weise in eine Therapie integriert werden können. Auch zu Hause lassen sich die Karten aufgrund der bildlichen Darstellung gut nutzen. Jedes Spiel ist in vier Schwierigkeitsgrade eingeteilt, sodass Therapeut oder Elternteil je nach Alter und Fähigkeit der Teilnehmer eine Spielmöglichkeit wählen kann. Der Zeitaufwand lässt sich durch die Art der Spielvariante ebenfalls beeinflussen.
Die Anleitungen beschreiben die verschiedenen Spielmöglichkeiten kurz und verständlich. Jede Karte erläutert eine Aufgabe. Diese wird zusätzlich durch ein Foto abgebildet, sodass auch Kinder gleich vor Augen haben, was zu tun ist. Die Aufgaben reichen von „ein Tuch in die Luft werfen und wieder fangen“ über „einen Besenstiel mit den Füßen festhalten und hin und her rollen“ bis hin zu „sich mit einem Ball Rücken an Rücken, Bauch an Bauch ... bewegen“. Der hohe Spaßfaktor steigert die Compliance der Kinder immens. Einen einzigen kleinen Nachteil haben die Spiele: Man benötigt teilweise zusätzliches Material wie Luftballons, Kissen, Knöpfe, Tücher usw.
Eine sinnvolle Investition für wenig Geld, die ich Therapeuten für die Praxis und Eltern für zu Hause empfehle. Die drei Spiele sowie ein weiteres „Das kleine Rückenspiel“ sind zu bestellen unter: www.das-kleine-foerderspiel.de/handel.
Alexandra Sinai, BSc, Physiotherapeutin aus Hildesheim
C. Kist, A. Hartge:
Das kleine Fußspiel, 2009.
Das kleine Motorikspiel, 2010.
Das kleine Sensomotorikspiel, 2010.
Hartge & Kist GbR, Neunkirchen.
Je 9,90 €.
#STURZPRÄVENTION
#Konkrete Anleitungen


Wie verändern sich Menschen im Alter, und welche Risikofaktoren begünstigen bei alten Menschen Stürze? Harald Jan-senberger liefert den modularen Aufbau für einen Kurs zur Sturzprävention und überzeugt damit. Die zehn vorbereiteten Lektionen erleichtern es dem Therapeuten, einen solchen Kurs anzubieten. Die Übungsideen sind in der Physiotherapie zwar bekannt, aber die Hinweise für den Auf- und Ausbau der Übungen sind hilfreich. Außerdem kann der Leser mithilfe der zahlreichen Fotos die Übungen leicht eins zu eins ausprobieren.
Während der Autor den Aufbau von Kraftübungen und die Möglichkeiten, diese zu steigern, sehr detailliert darstellt, erklärt er die Gleichgewichtstheorien eher knapp. In einer zweiten Auflage wären ausführlichere Erläuterungen wünschenswert. Einzigartig finde ich den Beitrag über die bis jetzt wenig beschriebene Sturzangst und ein darauf basierendes Falltraining.
Jansenberger liefert neben praktischen Übungen auch konkrete Informationen über die theoretischen Hintergründe. Er bezieht sich auf aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse und baut darauf seine Interventionen auf. Der Leser erhält so einen evidenzbasierten Überblick. Hilfreich sind die verschiedenen validen Assessments, die sich auch in einer Gruppe anwenden lassen.
Vor allem Fachpersonal, das mit jüngeren aktiven und noch nicht zur Hochrisikogruppe gehörenden Senioren arbeitet, bietet das Buch konkrete Übungsmöglichkeiten, um Stürze zu vermeiden. Die Interventionen lassen sich insbesondere in der primären und sekundären Sturzprävention anwenden.
Silvia Knuchel-Schnyder, Diplom-Physiotherapeutin (FH) und Dozentin für Geriatrie an der FH für Physiotherapie in Bern
H. Jansenberger:
Sturzprävention in Therapie und Training.
Thieme Verlag, Stuttgart 2011.
59,95 €.
#LEHRBUCH NEUROLOGIE
#Auffrischen leicht gemacht


Physiotherapeuten dient das Buch in erster Linie als Nachschlagewerk. Gut verständlich beschreibt es die Symptomatik und Ursachen neurologischer Krankheitsbilder, sodass der Leser sich schnell ein klares Bild machen kann. Viele beeindruckende Abbildungen unterstützen dies. Den aktuellen Stand des Buchs zeigen die neu definierten und für Physiotherapeuten oft noch wenig bekannten Krankheitsbilder wie das Kennedy-Syndrom, die Multi-System-Atrophie usw. Neurologisch interessierte Leser lernen einzelne klinische Diagnostikschritte des Arztes sowie die Bewertung bildgebender Verfahren und Laboruntersuchungen kennen. Die vielen Verweise und Erläuterungen der Neuroanatomie sind dabei sicher eine gern gesehene Hilfe.
Ein Wermutstropfen aber bleibt: Bei den vorgeschlagenen Therapien erwähnen die Autoren die Physiotherapie nur ganz am Rande und oft gar nicht. Schade, denn gerade angehende und noch junge unerfahrene Ärzte werden nach der Duchsicht dieses Buchs mangels Wissen eine mögliche Physiotherapie nicht verordnen und Patienten dadurch vielleicht eine gute Option vorenthalten.
Ein übersichtliches und leicht lesbares Nachschlagewerk, das sich vor allem auch für Physio-therapeuten eignet, die nicht so häufig mit neurologischen Krankheitsbildern konfrontiert werden und ihr Wissen auffrischen wollen.
Regula Steinlin Egli, BSc, Physiotherapeutin aus Binningen und Leiterin des Schweizer Zertifikatslehrgangs MS-Therapeut
H. Mattle, M. Mumenthaler:
Kurzlehrbuch Neurologie.
3., überarb. Auflage,
Thieme Verlag, Stuttgart 2010.
29,95 €.
#DIE REDAKTION EMPFIEHLT
#Der gerechte Zorn


Wenn die Ursachen und Ansteckungswege schlimmer Erkrankungen nicht bekannt sind, neigen zahlreiche Menschen dazu, ihre Ängste durch Spekulationen und Fragen nach den Schuldigen in den Griff zu bekommen. Bricht eine Epidemie aus, sind gegenseitige Verdächtigungen, Schuldzuweisungen und sogar Vermutungen aus dem Aberglauben nicht selten. In den 1980er und 1990er Jahren führten zum Beispiel die Ängste vor Aids zu solch einem unre-flektierten Verhalten.


Vor etwas mehr als 80 Jahren versetzte eine schreckliche Polio-Epidemie die Menschen im Osten der Vereinigten Staaten in Angst und Schrecken. Der spannende Roman von Philip Roth, „Nemesis“ -nach der griechischen Göttin des gerechten Zorns benannt, handelt zu dieser Zeit. Der Sportlehrer Bucky Cantor, Hauptdarsteller des Buchs, kümmert sich hingebungsvoll um seine Schüler. Er erlebt die Furcht hautnah und versucht dennoch, rational und objektiv zu bleiben. Dann jedoch nimmt die Geschichte eine ganz andere Wendung, und der Leser, der von Beginn an in den Bann dieses Buchs gezogen wird, möchte es nicht mehr aus der Hand legen.
Rosi Haarer-Becker, Redaktion physiopraxis
P. Roth:
Nemesis.
Hanser Verlag, München 2011.
18,90 €.









