Pneumologie 2011; 65(11): 640
DOI: 10.1055/s-0031-1292621
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma im Kindesalter - Prävalenz auf traditionellen Bauernhöfen niedriger

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. November 2011 (online)

 
 

    In der Vergangenheit zeigte sich wiederholt eine inverse Korrelation zwischen einer Exposition gegenüber Mikroorganismen und atopischen Erkrankungen wie Asthma und Heuschnupfen. M. J. Ege et al. sind diesem Phänomen nun mithilfe der Daten zweier großer epidemiologischer Studien nachgegangen.
    N Engl J Med 2011; 364: 701-709

    Die Autoren nutzten die PARSIFAL-Studie (Prevention of Allergy - Risk Factors for Sensitization Related to Farming and Anthroposophic Lifestyle) und die GABRIELA-Studie (Multidisciplinary Study to Identify the Genetic and Environmental Causes of Asthma in the European Community Advanced Study). Die PARSIFAL-Studie untersuchte 6963 Kinder, die auf Bauernhöfen lebten, auf Rudolf-Steiner-Schulen gingen oder einer altersentsprechenden Referenzgruppe angehörten, die GABRIELA-Studie 9668 Kinder aus einer ländlichen Umgebung. In beiden Untersuchungen wurden Fragebögen bezüglich respiratorischer und allergischer Symptome eingesetzt; außerdem wurden spezifische IgE-Antikörper bestimmt sowie Staubproben von Matratzen und Umgebungsluft auf ihren Gehalt bakterieller DNA (PARSIFAL) bzw. kulturell auf Bakterien und Pilze (GABRIELA) untersucht.

    In beiden Studien fand sich bei Kindern, die auf Bauernhöfen lebten, gegenüber den Referenzgruppen eine niedrigere Prävalenz von Asthma (PARSIFAL: Odds Ratio [OR] 0,49; GABRIELA: OR 0,76) und Atopie (PARSIFAL: OR 0,24; GABRIELA: OR 0,51). Außerdem waren sie einer größeren Vielfalt von Mikroorganismen ausgesetzt. Diese Diversität mikrobiologischer Exposition wiederum war ebenfalls mit einem geringeren Asthmarisiko assoziiert: Die OR betrugen in der PARSIFAL-Studie 0,62 und in der GABRIELA-Studie 0,86. Auch bestimmte Bakterienspezies beeinflussten das Asthmarisiko positiv, beispielsweise Listeria monocytogenes, Bazillus-Spezies, Corynebakterium-Spezies und weitere mit einer angepassten OR von 0,57. Gleiches galt auch für einige Pilzarten, etwa Eurotium Spezies (angepasste OR 0,37).

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    Wer auf dem Land groß wird, kommt mit einer Vielzahl von Mikroorganismen in Berührung. Dies ist mit einem geringeren Astmarisiko assoziiert. (Bild: MEV)
    Fazit

    Kinder, die auf Bauernhöfen leben, waren im Vergleich zu Kindern der Referenzgruppe einer breiteren Vielfalt von Mikroorganismen ausgesetzt. Den Autoren zufolge erklärt dies zum Großteil den protektiven Effekt dieser Umgebung auf die Entwicklung eines Asthma bronchiale im Kindesalter.

    Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen


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    Wer auf dem Land groß wird, kommt mit einer Vielzahl von Mikroorganismen in Berührung. Dies ist mit einem geringeren Astmarisiko assoziiert. (Bild: MEV)