Pneumologie 2011; 65(11): 638
DOI: 10.1055/s-0031-1292619
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Raucherentwöhnung - Frühe Gabe von Vareniclin bei Nikotinkarenz hilfreich?

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Publication Date:
14 November 2011 (online)

 
 

    Vareniclin hilft bei der Rauchentwöhnung. Nach den Empfehlungen wird es ab einer Woche vor geplanter Abstinenz und bis zu 6 Monate danach verabreicht. Da es zum einen Entzugserscheinungen mindert und zum anderen die "Belohnung", die mit Rauchen assoziiert wird, verringert, könnte es sinnvoll sein, Vareniclin frühzeitiger einzunehmen. Dies wurde nun in der Studie von P. Hajek et al. untersucht.
    Arch Intern Med 2011; 171: 770-777

    In ihrer randomisierten Doppelblind-Studie verabreichten die Autoren insgesamt 101 Probanden Vareniclin. Die eine Gruppe erhielt 4 Wochen vor geplanter Nikotinkarenz 1 mg Vareniclin/Tag, die andere Gruppe ab dem gleichen Zeitpunkt zunächst für 3 Wochen Placebo, dann eine Woche lang ebenfalls 1 mg Vareniclin/Tag. Sie fanden bei ihren Untersuchungen, dass die frühzeitige Gabe u. a. eine deutliche Reduktion des Nikotinkonsums und des Rauchgenusses in der Phase vor dem Rauchstopp bewirken konnte.

    Beide Gruppen (Vareniclin und Placebo) durften in den 4 Wochen bis zum Rauchstopp unbegrenzt rauchen. Es zeigte sich, dass die Medikamenteneinnahme in der ersten Woche der Einnahme keinen Einfluss auf das Rauchverhalten hatte. Während der 3-wöchigen Verabreichung hingegen reduzierten die Probanden der Vareniclin-Gruppe ihren Zigarettenkonsum, den Kohlenmonoxid- und den Cotinin-Spiegel signifikant im Vergleich zur Placebo-Gruppe (F = 4,79, p = 0,02; F = 11,09, p < 0,001; bzw. F = 16,60, pm < 0,001). Bei der quantitativen Auswertung zeigte sich, dass die Teilnehmer der Medikamentengruppe gegenüber der Vergleichsgruppe ihren Nikotinkonsum in der Prästopp-Phase häufiger um mehr als 50 % einschränken konnten (x2 = 8,4, p = 0,004; x2 = 9,6, p = 0,002 bzw. x2 = 8,0, p = 0,005).

    Die Vareniclin-Einnahme hatte keine Auswirkung auf die Entzugssymptomatik, wohl aber auf die Abstinenzrate nach 12 Wochen (47,2 % im Vareniclin-Arm vs. 20,8 % im Placebo-Arm, p = 0,005). Als Nebenwirkung kam es in der Vareniclin-Gruppe während der ersten 3 Wochen gehäuft zu Übelkeit.

    Fazit

    Zusammenfassend hatte die frühere und damit verlängerte Gabe von Vareniclin eine Reduktion des Rauchens, des Dranges zu rauchen und des Genusses am Rauchen in der Phase vor dem Rauchstopp zur Folge, so die Autoren. Es hatte auf die Entzugserscheinungen und auf einen frühen Rückfall keinen Einfluss, wohl aber auf die Abstinenz in Woche 12.

    Dr. Susanne Bossenmayer, Stuttgart


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