Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(04): 197
DOI: 10.1055/s-0031-1285958
DFR-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Grundprinzip unserer Exkursionen – Praktische Kenntnisse sind wesentliches Element reisemedizinischer Fortbildung

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Publication Date:
15 August 2011 (online)

 
 
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Abb. 1 Öko-Tourismus-Projekt in den Anden auf 4500 m. (Bild: Thilo Wirth)

Wer durch eigenes Erleben die Praxis des Reisens erfahren hat, wird die besonderen Belastungen beurteilen können, denen die Reisenden unterwegs ausgesetzt sind. Vor Ort gemachte Erfahrungen und eigenes Erleben fließen in die Reiseberatung ein und vermitteln dem, der die Reise noch plant und vorbereitet, ein großes Maß an Kompetenz und schaffen damit auch das notwendige Vertrauen. Durch Reisen erworbene praktische Kenntnisse sind für eine authentische reisemedizinische Betreuung nahezu unerlässlich.

Dem von der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin entwickelten Konzept einer "reisemedizinischen Exkursion" liegt die integrierte Vermittlung von Reise- und reisemedizinischer Kompetenz, abgestellt auf unterschiedlichste Reise-arten und touristische Unternehmungen zu Grunde.

Indien und Ecuador

Ziele der Exkursionen sind Länder mit besonderer klimatischer oder gesundheitlicher Belastung in unterschiedlichen geografischen Lagen, die touristisch und reisemedizinisch möglichst vielfältige Besonderheiten bieten. Wir haben als konzeptionell besonders geeignet Indien und Ecuador gewählt. Indien zählt zu den klassischen, häufig kulturell begründeten Reisezielen mit hohem gesundheitlichen Gefährdungsgrad.

Ecuador bietet auf engem Raum mehrere unterschiedliche Geo-Regionen und Klimazonen mit entsprechenden reisemedizinischen Problemfeldern und bietet zudem die Möglichkeit, Höhen- und Tauchmedizin in der Praxis zu erleben (Cotopaxi-Nationalpark, Galapagosarchipel).


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Medizinische Infrastruktur für Reisende

Im Reiseland lernen die Teilnehmer alle Ebenen der lokalen medizinischen Infrastruktur mit den Unterstützungsmöglichkeiten für in Not geratene Reisende kennen. Das reicht von Kontakten zu privaten Kliniken und Praxen, über Spezialkrankenhäuser, Gesprächen mit Hotelärzten, für die Versorgung zuständige Apotheken bis hin zu Rettungsflugsystemen, telemetrischen Einrichtungen und der Beurteilung von Unterstützungsmöglichkeiten durch die deutsche diplomatische Vertretung. Auch die staatliche Gesundheitsversorgung mit ihren für Touristen doch erheblichen Risiken wird in das Programm mit einbezogen.

Das Sammeln eigener Reiseerfahrung bezieht sich auf das Kennenlernen von unterschiedlichsten Reisearten, von Luxustourismus einerseits bis hin zum Rucksack- und Abenteuer-Reisenden andererseits. Gemeint ist hier beispielsweise das Ausprobieren verschiedener Verkehrsmittel, das Kennenlernen unterschiedlicher Unterkunftniveaus oder auch das kontrollierte Ausprobieren von fremdländischen Nahrungsmitteln und Zubereitungen. Medizinische Aspekte der Reiseorganisation und des Reiseablaufs werden kontinuierlich aus reisemedizinischem Blickwinkel beleuchtet.


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Umsetzung prophylaktischer Vorgaben

Ein wesentliches Programmelement ist das Erleben der Reisegruppe selbst aus medizinischer Sicht. Hierbei geht es um die Umsetzungsmöglichkeiten prophylaktischer Vorgaben in der Reiserealität, wie wir sie ja unseren Patienten als Handlungsempfehlungen mit auf den Weg geben. Auch eigene Vorsorgemaßnahmen werden in Abwägung der unterwegs erfahrenen Risiken und offizieller Empfehlungen reisemedizinischer Expertengremien hinterfragt. Der Umgang mit gesundheitlichen Problemen innerhalb einer Reisegruppe und die reisemedizinische Betreuung einer Gruppenreise werden in Praxi durchgespielt. In Seminarform werden die Problemfelder unterwegs auch theoretisch aufgearbeitet.


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Zertifizierung

Die Exkursionen sind von der Ärztekammer Hessen zertifiziert und werden für inhaltlich entsprechende Lehrabschnitte des Fachzertifikats Reisemedizin der Deutschen Fachgesellschaft für Reisemedizin anerkannt. Sie werden organisiert und durchgeführt in Zusammenarbeit mit namhaften Reiseveranstaltern (Studiosus/Windrose), wobei die organisatorische Verantwortung bei den Reiseveranstaltern liegt und die medizinische Programmgestaltung von der DFR verantwortet wird. Die Reise wird obligat von einem ärztlichen Reiseexperten begleitet. Mit dem Zielland bestens vertraute Reiseleiter des Veranstalters sind für alle außermedizinischen Belange vor Ort zuständig.


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Abb. 1 Öko-Tourismus-Projekt in den Anden auf 4500 m. (Bild: Thilo Wirth)