Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2011; 18(04): 159
DOI: 10.1055/s-0031-1285945
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Private bemannte Raumfahrt:
Beginn einer neuen Ära

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Publikationsdatum:
15. August 2011 (online)

 
 

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    während ich diese Zeilen schreibe, bereiten sich die Astronauten der Raumfähre Atlantis auf den letzten Flug eines Spaceshuttles vor. Dann geht’s mit diesen Raumfähren ab ins Museum und eine 30-jährige Ära der bemannten Raumfahrt ist zu Ende.

    Gleichzeitig beginnt jetzt mit dem Übergang von der staatlichen zur privaten Raumfahrt eine neue faszinierende Ära der bemannten Raumfahrt. Die Firma Virgin Galactic hat die VSS Enterprise, das erste Raumschiff des Typs SpaceShipTwo, fertig gestellt. Auch SpacePort America, der weltweit erste private Weltraumbahnhof, den der amerikanische Bundesstaat New Mexico baut, soll im Herbst 2011 fertig sein. Die Aufnahme des kommerziellen Raumflugbetriebs kann also in den nächsten Jahren beginnen. Die Suborbitalflüge werden etwas über 100 km – die juristische Grenze zum Weltraum – gehen und wenige Minuten Schwerelosigkeit beinhalten. Dieser Schritt ist einmalig: Die Grenzen der Handlungsfähigkeit für den Menschen werden wieder etwas nach außen verschoben. Deshalb sollten wir es beachten, wenn solche Dinge geschehen, die später in die Geschichtsbücher eingehen.

    Auch die bemannte orbitale Raumfahrt beginnt in Richtung Privatisierung zu gehen. Mit der Entscheidung der NASA, nicht selbst einen Shuttle-Nachfolger zu bauen, sondern in Zukunft den Bau bemannter Raumschiffe der Privatindustrie zu überlassen, wird endlich die Entwicklung der bemannten Raumfahrt auch für diese geöffnet und sehr spannend: So konkurrieren bereits jetzt verschiedenste Firmen mit unterschiedlichen Raumschiff-Konzepten. Robert Bigelow, der Besitzer der Hotelkette Budget Suits of America, plant für die nächsten Jahre sogar eine private bemannte Raumstation. Seine Firma Bigelow Aerospace hat nicht nur bereits Vorläufer dieser ersten privaten Raumstation geflogen, sondern arbeitet bereits auch an ersten Konzepten für eine private Basis auf dem Mond.

    Schauen wir zurück auf die Entwicklung der Luftfahrt, so war es damals der Beginn der Privatisierung, der seinerzeit dieser zunächst etwas vor sich hin dümpelnden neuen Verkehrsart zum Durchbruch verhalf.

    Auch in Europa sollten wir die Zeichen der Zeit erkennen und uns auf die private bemannte Raumfahrt einstellen. So ist zu hoffen, dass die europäische Luftfahrtbehörde EASA und auch das Luftfahrtbundesamt ähnlich wie die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA Regeln schafft, die zum Ziel haben, Investitionen in die private bemannte Raumfahrt lohnend zu machen und die unterstützend sind. Hier ist in Europa einiges nachzuholen. Wollen wir hoffen, dass dies gelingt, so dass in Zukunft auch Europa auf diesem künftigen Milliardenmarkt konkurrenzfähig sein wird.

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    Mit besten Grüßen
    Ihr
    Prof. Dr. Rupert Gerzer, Köln.


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