Frauenheilkunde up2date 2011; 5(06): 357-368
DOI: 10.1055/s-0031-1283789
Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Abnorme uterine Blutungen

G. Emons
,
N. Cimin-Bredée
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Dezember 2011 (online)

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Kernaussagen

Zu starke und / oder zu häufige uterine Blutungen, die die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Frau beeinflussen, stellen ein relevantes Problem dar. Es existieren international zahlreiche Begriffe für diese Störungen, am sinnvollsten erscheint uns der Terminus „Heavy menstrual Bleeding“ (HMB) aus Großbritannien.

Neben einer sorgfältigen Anamnese, einem Blutbild, einem Schwangerschaftstest und einer gynäkologischen Untersuchung mit Pap-Abstrich sollte eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Anatomische Ursachen (Uterus myomatosus, Endometriumpolypen usw.) sollten spezifisch operativ behandelt werden. Bei entsprechenden Risikofaktoren sollte ein Endometriumkarzinom oder eine atypische Hyperplasie durch Endometriumbiopsie oder Abrasio ausgeschlossen bzw. bestätigt werden. Liegt keine anatomische Ursache und keine (Prä-)kanzerose vor, sollte möglichst eine medikamentöse Behandlung versucht werden. Die höchste Wirksamkeit bei geringsten Nebenwirkungen hat ein Levonorgestrel-IUP, gefolgt von Tranexamsäure, oralen Kontrazeptiva, Östrogen / Gestagenkombinationen und nicht steroidalen Antiphlogistika. Gestagengabe in der Lutealphase wird international nicht empfohlen, ist aber in Deutschland weit verbreitet.

Wenn kein Kinderwunsch mehr besteht und / oder die o. g. medikamentösen Maßnahmen kontraindiziert sind bzw. nicht wirken, sollte eine Endometriumablation mit einer Technik der 2. Generation angeboten werden. Die beste Wirksamkeit und auch die günstigsten Effekte auf die Parameter von Lebensqualität, Mental Health und Vita sexualis hat die Hysterektomie. Einige Rechenmodelle halten die primäre Hysterektomie sogar für kostengünstiger als einen Therapieversuch mit Levonorgestrel-IUP. Wegen der im Vergleich zu den anderen Verfahren deutlich höheren intra- und postoperativen Risiken der Hysterektomie und möglicherweise doch vorhandener Beeinträchtigung von Selbstwertgefühl und Beckenbodenfunktion sollte diese Operation nur durchgeführt werden, wenn andere Therapieoptionen kontraindiziert oder nicht ausreichend wirksam sind oder wenn die Frau diese Operation nach umfassender Information über Alternativen und Konsequenzen verlangt. Falls eine Hysterektomie wegen HMB durchgeführt wird, ist die vaginale bzw. laparoskopische Technik vorzuziehen.