physiopraxis 2011; 9(6): 23
DOI: 10.1055/s-0031-1283256
physiowissenschaft

Gangschule – Bessere Belastungskontrolle durch Feedback-gesteuerte Gehstützen

Further Information

Publication History

Publication Date:
24 June 2011 (online)

 
Table of Contents

    Gehen Probanden an speziellen Unterarmgehstützen, die mit einem Feedbacksystem ausgestattet sind, können sie ihre Beinbelastung besser dosieren, als wenn sie nur vorab auf einer Waage üben. Das ist das Ergebnis einer Studie von Michael Worbs und Gudrun Zimmermann von der Helmut Rödler Schule für Physiotherapie in Chemnitz.

    Die Autoren gaben 130 gesunden Studenten der Physiotherapie spezielle Unterarmgehstützen, die bei einer Beinbelastung außerhalb des erlaubten Bereichs ein akustisches und vibrierendes Signal an den Griffen auslösen. Mit Hilfe einer Waage vermittelten sie zunächst allen Teilnehmern die Stärke der Belastung. Anschließend teilten sie die Probanden per Zufall in zwei Gruppen ein: In der ersten Gruppe war das Rückmeldesystem der Gehhilfen aktiviert und alarmierte die Probanden, sobald sie mehr als fünf Kilogramm von der erlaubten Belastung abwichen. In der Kontrollgruppe bekamen die Teilnehmer keine Rückmeldung über die Stützen, sondern verließen sich auf ihr Gefühl. Alle Studenten gingen sechsmal 20 Meter mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 60 Schritten pro Minute.

    Von 110 Schritten belasteten die Probanden der ersten Gruppe im Durchschnitt 49 falsch, die der Kontrollgruppe 71. Davon waren 33 % der Schritte in der Feedbackgruppe gegenüber 50 % in der Vergleichsgruppe zu stark belastet. Besonders ab einer Gehstrecke von 60 Metern traten die Testpersonen ohne Feedback häufiger mit falschem Druck auf.

    In einem Fragebogen schätzte die Mehrheit der Probanden der Versuchsgruppe die Wirkung des Rückmeldesystems als nicht zufriedenstellend ein: Wegen des identischen Signals konnten sie nur unzureichend zwischen Unter- und Überbelastung unterscheiden. Dies irritierte sie in ihrer Belastungskontrolle. Sinnvoller wäre es ihrer Meinung nach, wenn der Alarm nur bei Überbelastung aktiviert wird.

    Den Autoren zufolge können die Ergebnisse nicht uneingeschränkt auf Patienten übertragen werden, da zu viel Rückmeldung diese verwirren könnte. Generell jedoch führte das Feedback über die Unterarmgehstützen dazu, dass die Probanden beim Gehen seltener übermäßig belasteten. Somit kann es Therapeuten während der Gangschule helfen, Belastungsextremen entgegenzusteuern.

    hebe

    physioscience 2011; 7: 3–13