Rofo 2011; 183(5): 418-419
DOI: 10.1055/s-0031-1274656
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Myokardperfusion – Hohe Strahlenbelastung durch Mehrfachuntersuchung

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Publication Date:
29 April 2011 (online)

 

Untersuchungen zur Myokardperfusion sind nach einer neueren Studie die Einzelmaßnahme mit der höchsten Strahlenbelastung für die US-amerikanische Bevölkerung: Sie verursachen 22% der kumulativen effektiven Dosis aus medizinischen Strahlenquellen. Oft bleibt es aber nicht nur bei einer Untersuchung. Einstein et al. beleuchteten die Situation.

JAMA 2010; 304: 2137–2144

Eingang in die retrospektive Analyse fanden alle Patienten, die sich an der Klinik der Autoren innerhalb der ersten 100 Tage des Jahres 2006 einer Untersuchung zur Myokardperfusion mittels SPECT-CT unterzogen hatten. Mithilfe elektronischer Datenbanken ermittelten die Autoren in der Folge alle bildgebenden und interventionellen Maßnahmen mit einer Strahlenbelastung (ausschließlich Strahlentherapien), die bei den Patienten zwischen Oktober 1988 und Juni 2008 erfolgt waren. Für jeden Patienten errechneten sie hieraus die kumulative Strahlendosis.

Die Studienkohorte bestand aus 1097 Patienten im Durchschnittsalter von 62,2 Jahren, darunter 565 Frauen (51,5%). Im Median unterzogen sich die Patienten während des Beobachtungszeitraums 15 Prozeduren mit einer Strahlenbelastung. Davon waren 4 als Hochdosisbelastung einzustufen (darunter eine Perfusionsuntersuchung), definiert als eine effektive Strahlendosis von mindestens 3 mSv, dem Äquivalent der natürlichen Hintergrundstrahlung eines Jahres. Bei insgesamt 200 Patienten (18,2%) waren mindestens 3 Perfusionsuntersuchungen erfolgt, bei 54 Patienten (4,9%) mindestens 5. Vorrausgegangene Perfusionsuntersuchungen konnten die Autoren für 996 Patienten (90,8%) ermitteln, diese datierten im Median 7,9 Jahre vor der Indexuntersuchung.

Die mediane kumulative effektive Strahlendosis durch die Perfusionsuntersuchungen alleine betrug 28,9 mSv, die mittlere Dosis 44,6 mSv. Für alle Untersuchungen mit Strahlenbelastung zusammen lag die mediane kumulative Dosis bei 64,0 mSv, die mittlere bei 96,5 mSv. 71 Patienten (6,5%) erhielten alleine durch Perfusionsuntersuchungen kumulative Dosen von über 100 mSv. Bei insgesamt 344 Patienten (31,4%) betrug die kumulative effektive Dosis aller Maßnahmen mehr als 100 mSv, darunter 120 Patienten (10,9%) mit kumulativen Dosen über 200 mSv. Dabei erhielten Männer und Patienten mit heller Hautfarbe im Durchschnitt höhere kumulative Dosen. Über 80% der initialen und 90% der wiederholten Perfusionsuntersuchungen waren bei Patienten mit bekannten kardialen Erkrankungen oder dazu passenden Symptomen erfolgt.

Fazit

Mehrfachuntersuchungen zur Myokardperfusion waren in der untersuchten Kohorte häufig und mit hohen kumulativen Strahlendosen der Patienten assoziiert, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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