Rofo 2011; 183(4): 328-329
DOI: 10.1055/s-0031-1274616
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hämatologie – Beim Schlaganfall an Sichelzellenanämie denken

Further Information

Publication History

Publication Date:
05 April 2011 (online)

 

Mindestens 25% der Patienten mit Sichelzellenanämie bekommen zerebrale Komplikationen. Die unterschiedlichen Manifestationsformen in der MRT hat eine türkische Arbeitsgruppe aufgezeigt.

Eur J Radiol 2010; 76: 151–156

Sichelzellenanämie (Bild: Pekrun A. Pädiatrie up2date 2010; 5: 263–275).

Die Untersuchung bestätigte, dass zerebrovaskuläre Veränderungen häufig vorkommen und vielfältig sind. 31 Frauen und 19 Männer (Durchschnittsalter: 26 Jahre) mit neurologischer Symptomatik erhielten eine MRT. Alkan et al. nahmen sowohl Patienten mit klassischer Sichelzellenanämie als auch mit Beta-Thalassämie in die Untersuchung auf. 54% litten unter Kopfschmerzen und 24% hatten Hypästhesien oder Hemiparesen. Seltener waren Sehverluste, Krampfanfälle, Bewusstseinstrübungen, Aphasien und Synkopen. Das Hämoglobin betrug durchschnittlich 8,85 g/dl.

In der MRT hatten 62% Auffälligkeiten. Bei einem Drittel fanden sich ischämische Läsionen, wobei 43,7% einen isolierten Befall der kleinen Hirngefäße aufwiesen. In 9 Fällen war ein manifester Schlaganfall dokumentiert und 7 Patienten hatten stumme Infarkte. Risikofaktoren waren

ischämische Attacken in der Vorgeschichte, eine schwere Anämie, kardiale Ischämien, mehr als 3 hämolytische Krisen jährlich und eine arterielle Hypertonie.

Zum Zeitpunkt der MRT befanden sich 16 Patienten in einer hämolytischen Krise, von denen 4 Infarkte aufwiesen, die sich bereits demarkiert hatten. Hinweise auf akute Infarkte bestanden nicht. 10 Patienten erhielten eine MR-Angiografie. In 1 Fall lag ein Verschluss der A. cerebri media vor. Ein anderer Patient hatte eine Okklusion der A. carotis interna und ein Moya-Moya-Muster in der digitalen Subtraktions-Angiografie. Zwei Patienten hatten Subarachnoidalblutungen (4%) aus Aneurysmen. Intraparenchymale Blutungen kamen nicht vor. Ein häufiger MR-Befund war eine Atrophie (24%) sowie die geringe Signalintensität des Knochenmarks und Verdickung der Diploe als Zeichen der Rekonversion von Fett- in blutbildendes Mark. Zwei Patienten hatten kernspintomografische Zeichen einer Osteomyelitis. Eine Sinusvenenthrombose kam in 1 Fall vor.

Fazit

Die klinische Symptomatik hatte in der MRT die verschiedensten Korrelate. Die hohe Anzahl positiver Befunde im Unterschied zu früheren Ergebnissen erklären die Autoren zum einen mit dem vergleichsweise höheren Alter der Patienten und den verbesserten technischen Möglichkeiten. Die MRT sei eine zuverlässige und aussagekräftige Methode. Die Möglichkeiten der CT seien durch den notwendigen Verzicht auf Kontrastmittel deutlich eingeschränkt.

Dr. Susanne Krome, Melle

    >