Z Orthop Unfall 2011; 149(1): 4
DOI: 10.1055/s-0031-1274125
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Gonarthrose – Ganganalyse nach Hyaluronsäuretherapie

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Publication Date:
17 February 2011 (online)

 
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Nach wie herrscht Uneinigkeit darüber, ob eine Therapie mit intraartikulärer Injektion von Hyaluronsäure zu einer objektivierbaren Verringerung der Beschwerdesymptomatik von Patienten mit mittelgradiger Gonarthrose führt. Je nachdem, welches Studiendesign und Veröffentlichung herangezogen werden, können signifikante Ergebnisse oder keine gefunden werden. Die vorliegende Studie versucht mit einem neuartigen Testverfahren der Ganganalyse einen signifikanten Effekt der intraartikulären Hyaluronsäureinjektion nachzuweisen.
Gait Analysis of Knee Arthritis Treated With Hyaluronic Acid. The Journal of Arthroplasty Vol 25 No. 8 2010: 1290 – 294

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Studiendesign

53 Patienten (mittleres Alter 61,8 Jahre) mit einseitiger, medialer Gonarthrose wurden in die Studie eingeschlossen. Bei allen Patienten wurde mithilfe eines transportablen Ganganalysegeräts (Intelligent Device for Energy Expenditure and Activity® [IDEEA]) 19 verschiedene Parameter beim ebenen Gehen über 100 m erfasst. Das verhältnismäßig leichte Messsystem (58 g) mit fünf 2 cm2 großen aufklebbaren Sensoren wurde vor jeder Messung an der unteren Extremität des Patienten appliziert. Dabei erfolgte zunächst eine Messung vor und anschließend 3 Wochen nach letzter intraartikulärer Hyaluronsäureinjektion (Supartz®). Darüber hinaus wurden ebenfalls die Parameter der gesunden Gegenseite dokumentiert und verglichen. Schlussendlich wurde weiterhin versucht, eine Korrelation zwischen subjektivem Empfinden und den Parametern herzustellen.

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Der Hyralonsäuretherapie kann nach dieser Studie nur ein Placeboeffekt zugesprochen werden (Bild: Photodisc).

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Ergebnisse

Wie fast auch alle anderen Parameter zeigten Einbeinstandphase, Schrittgeschwindigkeit, Ermüdung und Schwingphase keinen signifikanten Unterschied vor und nach Hyaluronsäureinjektion. Lediglich die Zeit der zweibeinigen Standphase war nach Hyaluronsäureinjektion signifikant verlängert (p = 0,04). Darüber hinaus waren auch in der Gruppe derjenigen, die eine über 70 % subjektive Schmerzlinderung nach der Hyaluronsäureinjektion erfahren haben, keine der gemessenen Parameter signifikant unterschiedlich.

PD Dr. med. Sven Ostermeier
Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover im Annastift

Email: sven.ostermeier@ddh-gruppe.de

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Kommentar

Die Autoren der Studie kommen zum Schluss, dass die intraartikuläre Injektion von Hyaluronsäure die Gangparameter nicht signifikant verändert. Sie schließen daraus, dass man dieser Therapie lediglich einen Placeboeffekt zusprechen kann. Sie grenzen allerdings die Ergebnisse ihrer Studie auch kritisch ein. Es fand kein Einschluss der Patienten nach objektivierbaren Kriterien statt. Der Grad der vorliegenden Arthrose wurde nicht eindeutig bestimmt und es fand keine Verblindung statt. Ebenso fehlt in dieser Studie eine Kontrollgruppe mit Placebogabe und eine entsprechende Randomisierung. Darüber hinaus kann man das neuartige System zur Ganganalyse insgesamt infrage stellen, obwohl dieses System bereits signifikante Veränderungen der gemessenen Parameter bei anderen Therapien feststellen konnte. Insgesamt darf man aufgrund der offensichtlich einfachen Applikation des Messsystems die vorliegende Studie als einen interessanten Ansatz zu einer innovativen Messung von Parametern zur Ganganalyse bewerten. In der speziellen Fragestellung sollte jedoch eine doppelt geblindete, prospektive, randomisierte Studie mit Kontrollgruppe gestartet werden, um eine endgültige Aussage treffen zu können.

PD Dr. med. Sven Ostermeier

 
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Der Hyralonsäuretherapie kann nach dieser Studie nur ein Placeboeffekt zugesprochen werden (Bild: Photodisc).