Laryngorhinootologie 2011; 90(3): 136-137
DOI: 10.1055/s-0031-1272611
Referiert und diskutiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Kehlkopfdiagnostik - OCT erlaubt zuverlässige Identifikation von Epitheldysplasien

Further Information

Publication History

Publication Date:
08 March 2011 (online)

 

Um benigne von dysplastischen Läsionen zu unterscheiden, werden in der Kehlkopfdiagnostik 2 OCT-Systeme (OCT=optische Kohärenztomografie) – die endoskopbasierte Time-Domain-OCT (TD-OCT) und die neuere mikroskopbasierte Spektral-Domain-OCT (SD-OCT) – verwendet. Ziel der aktuellen Studie war es, die Interrater-Reliabilität, Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit der OCT-Technik zu bestimmen. Laryngoscope 2010; 120: 1964–1970

Die OTC ist ein nicht invasives Verfahren zur Beurteilung der Tiefenausdehnung von Gewebestrukturen. Sie gibt Auskunft über die Intaktheit der Basalmembran und die Dicke des Larynxepithels (normal 150µm). Bei gutartigen Läsionen beträgt die Epitheldicke 220–270µm, bei leichter bis mäßiger Dysplasie 260–300µm, bei schwerer Dysplasie >450µm und bei einem Carcinoma in situ (CIS) 500µm und mehr.

Gegenüber der älteren TD-OCT-Technik ist das an ein Operationsmikroskop gekoppelte SD-OCT-System schneller und einfacher zu handhaben. Es liefert eine bessere Bildqualität und ermöglicht präzisere Biopsien. Ein Nachteil ist die geringere Gewebepenetration.

Die deutsche Arbeitsgruppe um T. Just hat in ihrer prospektiven Studie 61 Patienten mit Kehlkopfpathologien untersucht. In 35 Fällen kam die TD-OCT zum Einsatz, in 26 Fällen die SD-OCT. Alle OCT-Messungen erfolgten im Rahmen der Mikrolaryngoskopie. Von mikroskopisch suspekten Läsionen wurden Biopsien entnommen. Die OCT-Aufnahmen wurden von 2 Auswertern analysiert. Primäres Kriterium war die Epitheldicke als Maß des Dysplasiegrades. Außerdem wurde die Intaktheit der Basalmembran bewertet. Ein Durchbruch weist auf einen malignen Prozess hin.

Die OCT-Scans wurden mit den histologischen Befunden verglichen. Die Histologie ergab bei 11 Patienten eine gutartige Läsion und bei 14 eine leichte bis mäßige Dysplasie. In 12 Fällen lag eine schwere Dysplasie/CIS vor. Keine der nicht dysplastischen Läsionen wies eine Epitheldicke >250µm auf. Bei allen CIS war die Basalmembran zerstört. Die Interrater-Reliabilität für die beiden Auswerter der OCT-Aufnahmen ergab einen Kappa-Wert von 0,74. Dies entspricht einer moderaten Konkordanz. Generell war die Übereinstimmung bei den SD-OCT-Bildern (Kappa: 0,77) besser als bei den TD-OCT-Bildern (Kappa: 0,71). Für die Differenzierung zwischen gutartigen Kehlkopfläsionen und Dysplasie/CIS erzielten die beiden OCT-Systeme eine Sensitivität von 88% (23/26), eine Spezifität von 89% (31/35) und eine prädiktive Genauigkeit von 88% (54/61). Der positive Vorhersagewert betrug 85% (23/27), der negative 91% (31/34). Bei stark hyperkeratotischen Läsionen, gleich welcher Dignität, konnte die OCT keine aussagekräftigen Befunde liefern.