Pneumologie 2011; 65(2): 68
DOI: 10.1055/s-0031-1271942
Pneumo-Fokus

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Akutes Lungenversagen – Entzündungsreaktion wird neu erforscht

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Publication Date:
03 February 2011 (online)

 
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    Die Gießener Mediziner Prof. Konstantin Mayer und Prof. Jürgen Lohmeyer wollen fundamentale neue Erkenntnisse nutzen, um das akute Lungenversagen zu bekämpfen. "Neue Lipidmediatoren als antiinflammatorischer Ansatz in der Therapie des akuten Lungenversagens" heißt das Projekt, das in den kommenden 3 Jahren am University of Giessen Lung Center mit Unterstützung der Novartis Stiftung für therapeutische Forschung untersucht werden soll.

    "Noch immer liegt die Sterblichkeitsrate bei akutem Lungenversagen bei 30–40 %", erklärt Mayer, apl. Prof. am Zentrum für Innere Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen und Oberarzt am Lungenzentrum des Universitätsklinikums Gießen-Marburg. Bisher sei es nicht gelungen, ein probates Medikament in die Klinik zu bringen. Aus heutiger Sicht ist das für Mayer nicht erstaunlich, denn die Wissenschaftler hätten offenkundig "an der falschen Front" gekämpft.

    Die Erkrankung beginnt meist mit einer bakteriellen oder viralen Inflammation. Gängige entzündungshemmende Medikamente, wie Kortison, unterdrücken lediglich die proinflammatorische Signale.

    Bislang dachten die Forscher, dass eine Entzündungsreaktion einfach aufhört, indem die proinflammatorischen Signale weniger werden. Demgegenüber steht eine fundamental neue Erkenntnis, die einen Paradigmenwechsel einläuten könnte: Eine Entzündung verläuft nicht passiv im Sand, sondern wird aktiv und geregelt in mehreren Schritten beendet. Neu entdeckte Botenstoffe sind die Lipidmediatoren: Resolvine und Protektine. Sie schalten die Signalwege ein, die letztlich die Entzündungsreaktion stoppen.

    "Wir wollen jetzt nicht antiinflammatorisch eingreifen, sondern indem wir selektiv die Abschaltungsmechanismen der Entzündung durch Lipidmediatoren beschleunigen", so Mayer. Denn prinzipiell sind die Abschaltungsmechanismen wahrscheinlich zwar intakt, angesichts der überschießenden Entzündung aber nicht schnell genug.

    Informationsdienst Wissenschaft